Maurice Edmond Müller, "MEM", der gebürtige Bieler war nach dem Studium als Oberarzt
an der Orthopädischen Universitätsklinik in Zürich tätig. 1960 wurde er Chefarzt am
Kantonsspital St. Gallen. Von 1963 bis 1980 wirkte er als Professor für Orthopädie
an der Universität Bern und Direktor der Universitätsklinik am Inselspital. Müller
gründete 1958 in Biel die Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthesefragen. 1959 wurde
in Davos unter seiner Leitung ein Forschungsinstitut eröffnet. Müller entwickelte
mit der Firma Mathys das Grundinstrumentarium für die Osteosynthese von Knochenbrüchen,
was damals noch als sehr risikoreich galt. 1967 Gründung der Firma Protek, welche
die von Müller erfundene Hüftgelenkprothese vermarktete. Die seit 1974 davon profitierende
Fondation Maurice E. Müller finanzierte die Ausbildung, Forschung und Dokumentation
der Orthopädischen Chirurgie der Universität Bern. 1990 wurde die Protek AG an die
damalige Sulzer Medica verkauft.
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Maurice Edmond Müller (Quelle: AO Fondation/Schweiz).
Am 10. Mai 2009 verstarb der Chirurg Maurice E. Müller im Alter von 91 Jahren in Bern.
Dem zwölffachen Ehrendoktor wurde durch die internationale Organisation der orthopädischen
Chirurgen SICOT in Anerkennung seines einzigartigen Talents und seiner Beiträge zur
Wissenschaft der Titel "Chirurg des Jahrhunderts" verliehen. Paul Manson, Präsident
der AO Fondation und Markus Rauh, Vorsitzender des AOVA, würdigten in einem Nachruf
den Verstorbenen.
Tief betroffen teilen wir Ihnen mit, dass unser Gründervater Maurice E. Müller am
10. Mai 2009 im Alter von 91 Jahren im Beisein seiner Familie friedlich entschlafen
ist.
Die Trauer, die viele über seinen Hinschied empfinden, steht in direktem Zusammenhang
mit seinem reichen Wirken und dem großen Freundeskreis, den er sich in seinem Leben
geschaffen hat.
Ein Leben vollen Schaffens
Biel ist nicht nur der Geburtsort der AO, sondern auch der Ort, wo Maurice 1918 das
Licht der Welt erblickte. Nachdem er 1944 in Lausanne sein Medizinstudium abgeschlossen
hatte, führte seine Unrast und Abenteuerlust ihn zu einem freiwilligen Diensteinsatz
als Arzt in Äthiopien, was zur Abrundung seiner medizinischen Ausbildung beitrug.
Im Mai 1950 machte er eine Pilgerreise zu Robert Danis in Belgien. Die Techniken,
die er dort kennenlernte, bildeten die Basis der zukünftigen AO Technologien, die
Maurice später gemeinsam mit anderen zu einem System entwickelte.
Der Ruf seiner erstaunlichen Operationstechnik scharte eine Gruppe von Freunden um
Maurice - jene Männer, die schließlich die AO gründeten.
Maurice war bekannt für seine Liebe zur Magie, und er sorgte oft für Unterhaltung
mit seinen Fingerfertigkeiten. Sein wohl größter Trick jedoch war, dass er innerhalb
von nur zwei kurzen Jahren, mit der Hilfe des verstorbenen Instrumentenherstellers
Robert Mathys, eine komplette Palette von AO Implantaten hinzauberte.
Wie vielleicht kein anderer verkörperte Maurice die AO Philosophie, andere am eigenen
Wissen teilhaben zu lassen. Um die Finanzierung der AO Aktivitäten sicherzustellen,
schenkte er seine gesamten geistigen Eigentumsrechte der AO. Sein großes Herz für
die Öffentlichkeit kam auch 1967 zum Ausdruck, als er die M. E. Müller Fondation gründete
und zudem in verschiedenen Ländern Lehrstühle für orthopädische Chirurgie stiftete.
Das Paul Klee Zentrum, das dem berühmten, in der Schweiz geborenen Maler gewidmete
Museum, wurde dank die Großzügigkeit von Maurice und seiner verstorbenen Gattin Marti
überhaupt erst ermöglicht.
Sein Name wird in der Müller AO Klassifikation der Frakturen langer Röhrenknochen
- 1990 herausgegeben und heute ein weltweiter Standard - weiterleben.
Maurice E. Müller genoss als kreativer Geist in der AO hohes Ansehen. Er hatte nicht
nur großartige Ideen, sondern auch die Fähigkeit, sie zu verwirklichen. Dies trug
ihm eine große Schar von Bewunderern ein. Die internationale Organisation der orthopädischen
Chirurgen SICOT verlieh ihm in Anerkennung seines einzigartigen Talents und seiner
Beiträge zur Wissenschaft den Titel "Chirurg des Jahrhunderts".
Ein Trost mag die Tatsache sein, dass er das 50. Jubiläum der AO miterleben konnte.
Eine Tafel zu Ehren von Maurice und den zwölf anderen Gründern wurde in Biel, dem
Geburtsort der AO am 28. März 2008 enthüllt - am gleichen Tag, an dem Maurice seinen
90. Geburtstag feiern konnte.
Trauerfeierlichkeiten
Die AO Gemeinschaft ist in tiefer Trauer. Unsere Anteilnahme gilt seiner engsten Familie.
Die Trauerfeier fand am Montag, dem 18. Mai 2009 um 11:00 Uhr im Berner Münster statt.
Wer seiner Betroffenheit mit einem Kondolenzschreiben Ausdruck geben möchte, kann
dies mit dem Vermerk "Kondolenz Maurice E. Müller" an die untenstehende Adresse oder
per E-Mail an condolences@aofoundation.org tun. Wir werden Ihre Trauerbezeugungen
sammeln und sie im Namen der AO Familie der Trauerfamilie übergeben.
Maurice hat uns verlassen, doch sein Vermächtnis lebt in den Millionen von Patienten
weiter, die nach den AO Prinzipien behandelt wurden, die er wesentlich mitbegründete.
Wir verneigen uns vor diesem Leben voller Edelmut.
Hochachtungsvoll,
Paul Manson
Präsident der AO Foundation
Markus Rauh
Vorsitzender des AOVA