Der Klinikarzt 2009; 38(6): 266
DOI: 10.1055/s-0029-1233399
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Umfrage unter Klinikärzten - Tübinger Studie bestätigt Rationierung im Gesundheitswesen

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Publication Date:
29 June 2009 (online)

 
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Eine bundesweite Umfragestudie unter 1137 Klinikärzten aus der Intensivmedizin und Kardiologie, deren Ergebnisse am 12. Juni 2009 in der Deutschen Medizinischen Wochenschrift (DMW) veröffentlicht wurden, belegt, dass Ärzte nützliche Leistungen aus Kostengründen vorenthalten. Durchgeführt wurde die Studie unter Leitung der Tübinger Medizinethiker Prof. Georg Marckmann und Prof. Daniel Strech (jetzt Medizinische Hochschule Hannover) im Rahmen des interdisziplinären, vom Bundesministerium der Justiz geförderten Forschungsverbunds "Allokation", an dem auch die Universität Duisburg-Essen und die Ruhr-Universität Bochum beteiligt sind.

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Vorenthaltung nützlicher Leistungen aus Kostengründen

Über drei Viertel der antwortenden Ärzte (77 %) bestätigten, mindestens einmal aus Kostengründen eine für den Patienten nützliche Maßnahme nicht durchgeführt bzw. durch eine preiswertere und zugleich weniger effektive Leistung ersetzt zu haben. Trotz der weiten Verbreitung scheint es sich dabei noch um ein relativ seltenes Phänomen für den einzelnen Arzt zu handeln: Nur 13 % der Studienteilnehmer berichteten, mehr als einmal pro Woche nützliche Leistungen aus Kostengründen vorenthalten zu müssen. Trotzdem beeinträchtige diese Situation nicht nur die Arbeitszufriedenheit der Ärzte, sondern auch das Vertrauensverhältnis zwischen Patienten und Ärzten.

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Arbeitszufriedenheit und Arzt-Patient-Beziehung belastet

Vor dem Hintergrund der international vergleichbar hohen Gesundheitsausgaben in Deutschland ist es kritisch zu bewerten, dass nur ein gutes Drittel der Befragten glaubte, Leistungsbegrenzungen ließen sich durch wirtschaftlicheres Arbeiten der Ärzte vermeiden. Die Ergebnisse der Studie zeigen auch, dass Ärzte es nicht grundsätzlich ablehnen, Verantwortung für Rationierungsentscheidungen zu übernehmen. Jedoch äußerten knapp drei Viertel der Ärzte klar das Bedürfnis nach einer Regelung "oberhalb" der individuellen Arzt-Patient-Beziehung.

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Quellen:

1. Strech D, Danis M, Löb M, Marckmann G. Ausmaß und Auswirkungen von Rationierung in deutschen Krankenhäusern - Ärztliche Einschätzungen aus einer repräsentativen Umfrage. Dtsch Med Wochenschr 2009; 134: 1261-1266

2. Informationsdienst Wissenschaft (idw)

 
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