Der Klinikarzt 2009; 38(6): 308
DOI: 10.1055/s-0029-1233408
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Thromboseprophylaxe optimieren - Internistische Patienten nehmen Thromboserisiko oft mit nach Hause

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Publication Date:
29 June 2009 (online)

 
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Venöse Thromboembolien (VTE) tragen immer noch maßgeblich zur Morbidität und Mortalität von Patienten bei. Doch tiefe Venenthrombosen und Lungenembolien sind nicht nur ein chirurgisches Problem. Auch nicht-chirurgische Patienten mit akuten internistischen Erkrankungen und Immobilisierung haben ein erhöhtes Thromboembolierisiko. So kommt neben Frühmobilisation, Bewegungsübungen und physikalischen Maßnahmen, passenden Medikamenten besondere Bedeutung zu. Eine leitliniengerechte Thromboseprophylaxe je nach Risikogruppe, stellte Prof. Albrecht Encke, Frankfurt, anhand der aktuellen, interdisziplinären S3-Leitlinie zur Prophylaxe der venösen Thromboembolie (www.awfm-leitlinien.de) vor.

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Leitliniengerechte Thromboseprophylaxe je nach Risikogruppe

Während dem Referenten zufolge bei chirurgischen Patienten mit niedrigem eingriffsbedingten, fehlendem und geringem dispositionellen VTE-Risiko keine medikamentöse Prophylaxe nötig ist, sollte bei mittlerem Risiko (mittlere Eingriffe oder kleinere mit zusätzlichen Risikofaktoren) eine medikamentöse Prophylaxe mit Heparinen erfolgen. Patienten mit hohem Risiko (große Operationen oder mittlere mit weiteren dispositionellen Risikofaktoren) sollten prophylaktisch niedermolekulare Heparine erhalten. Encke betonte, dass zur medikamentösen Prävention venöser Thromboembolien bei Abwägung von Effektivität, Blutungsgefahr und Heparin-induzierter Thrombozytopenie, niedermolekulares statt unfraktioniertes Heparin bevorzugt eingesetzt werden sollte.

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In der Chirurgie üblich, Wunschdenken in der Inneren Medizin

Was in der Chirurgie rasch Einzug hielt, ist jedoch in der Inneren Medizin immer noch Wunschdenken. Lediglich 22 % der internistischen Patienten erhalten bei ambulanter Versorgung eine VTE-Prophylaxe (vs. 67 % der chirurgischen Patienten; laut RIETE-Register). Zudem zeigte eine deutsche Untersuchung (STATUS), die die thromboembolischen Risikoprofile schwer akut erkrankter internistischer Patienten ermittelte, die in die Klinik eingeliefert wurden bzw. einen Hausbesuch anforderten, eine deutlich bessere Versorgung stationärer als ambulanter Patienten (66 vs. 4 %).

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Enorme medikamentöse Möglichkeiten

Dabei wären die medikamentösen Möglichkeiten enorm. Gerade für Enoxaparin (Clexane®) ist die Datenlage extrem groß. So haben bei internistischen Patienten laut Prof. Sebastian Schellong, Dresden, die MEDENOX- und EXCLAIM-Studien Meilenstein-Charakter. In ersterer wurde nicht nur demonstriert, dass auch nicht-chirurgische Patienten ein hohes Thromboembolierisiko haben. Es wurde zudem gezeigt, dass einmal tägliche s.c. Injektionen von 40 mg Enoxaparin über 10 Tage, das Risiko immobilisierter Patienten mit schweren, akuten, internistischen Erkrankungen für phlebografisch gesicherte Thrombosen im Placebovergleich um 63 % (p < 0,05) senkten. Doch auch nach 10 Tagen ist die Gefahr längst nicht gebannt, insbesondere nicht bei eingeschränkter Mobilität. Die EXCLAIM-Studie zeigte, dass eine prophylaktische Enoxaparingabe bei eingeschränkt-beweglichen internistischen Patienten über insgesamt 5 Wochen das Risiko für venöse Thromboembolien signifikant reduzierte, und zwar im Vergleich zur 10-tägigen Prophylaxe (-44 %; p = 0,0011). "Wie die Ergebnisse verdeutlichen, nehmen internistische Patienten noch ein bedeutsames Thromboserisiko mit nach Hause", so Schellong, der dazu aufrief, die Versorgung zu optimieren.

Dr. Yvette C. Zwick, München

Quelle: Pressekonferenz "20 Jahre Thromboseschutz mit Enoxaparin - damals wie heute aktuell" im Rahmen des 126. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) am 28.4.09 in München. Veranstalter: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt

Die Autorin ist freie Journalistin