Der Klinikarzt 2009; 38(6): 309
DOI: 10.1055/s-0029-1233409
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Volkskrankheit Vorhofflimmern - Wird die Katheterablation Methode der Wahl in der Therapie?

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Publication Date:
29 June 2009 (online)

 
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In Deutschland leiden rund 1 Millionen Menschen an Vorhofflimmern (atrial fibrillation = AF), die am häufigsten auftretende Form der Herzrhythmusstörung. Das Auftreten ist altersabhängig, betroffen sind überwiegend Männer und die Inzidenz liegt bei unter 50-Jährigen bei ca. 1 %, bei über 60-Jährigen bereits bei 4-6 % und bei über 80-Jährigen sogar zwischen 9 und 16 %. In 10-30 % der Fälle lässt sich keine Ursache finden, meist geht die Rhythmusstö-rung aber mit hohem Blutdruck, Herzinsuffizienz und Lungenproblemen einher. Für sich betrachtet ist Vorhofflimmern nicht lebensbedrohlich, es können aber schwerwiegende Folgeerkrankungen auftreten, sowie ein massiv erhöhtes Risiko für einen Schlaganfall - für etwa 40 000 Schlaganfälle pro Jahr ist Vorhofflimmern verantwortlich. Auch die allgemeine Mortalitätsrate ist bei Vorhofflimmern um das 2- bis 3-fache erhöht.

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Ablation ist medikamentösen Verfahren überlegen

Mit Medikamenten, Kardioversion und verschiedenen Ablationsverfahren kann man versuchen, den geordneten Sinusrhythmus wieder herzustellen, denn dies ist die einzige Möglichkeit, die Prognose wieder zu verbessern, erklärt Prof. Karl-Heinz Kuck aus der Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg. Ziel der Ablationsverfahren müsse sein, lang anhaltendes Vorhofflimmern zu verhindern. Die medikamentöse Therapie, z. B. mit Marcumar, senkt zwar die Schlaganfallrate um ca. 60 %, wegen des sehr engen therapeutischen Fensters ist das Management allerdings problematisch.

Seit 1998 ist bekannt, so Kuck, dass die Lungenvene der Ort der Entstehung des Vorhofflimmerns ist und dass dieses über den Lungenvorhof aufrechterhalten wird. Deshalb kann das Vorhofflimmern über die Lungenvenen beeinflusst werden - allerdings, so der Experte, "gibt es bisher nur wenige in Deutschland, die das richtig können." Wird die etwa 2-3 Stunden dauernde Prozedur aber richtig durchgeführt - der Katheter wird dabei über die Beinvene eingeschoben -, sind nach 5 Jahren noch etwa 80 % der Patienten im Sinusrhythmus, etwa ein Drittel benötigt einen Zweiteingriff und die Komplikationsrate liegt insgesamt bei nur 2,8 % (0,1 % Schlaganfallrate, Stenose der Lungenvene etwa 1 %). Laut Kuck zeigen mindestens 7 randomisierte Studien die Überlegenheit der Ablation im Vergleich zu den medikamentösen Verfahren.

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Besondere Vorteile durch Kryoablation

Besonders elegant ist die Kryoablation. Hierbei zerstört ein eingeführter Ballon mittels Kühlung das Gewebe und, so Kuck, innerhalb einer Sitzung kann die Vene abgedichtet werden. Relativ neu ist die Ringablation (PVAC), bei der Strom nicht nur über einen Pol, sondern von 10 Polen gleichzeitig durch das Herzgewebe zur neutralen Elektrode fließt. Der Vorteil: Hier beträgt die mittlere Behandlungszeit nur etwa 90 Minuten, zudem wurden bisher bei der Kälteapplikation keine Schäden an der Speiseröhre festgestellt. Kuck prognostiziert, dass in etwa 5 Jahren alle Vorhofablationen mit Kälteapplikation durchgeführt werden. Heute sei dies bereits die 2. Therapieoption, das Verfahren werde aber zur 1. Option werden. Ein Caveat gibt es jedoch - das Verfahren ist noch vor allem bei paroxysmalem Vorhofflimmern geeignet, weil es noch keine vernünftige Technologie zur Kälteanwendung außerhalb der Pulmonalvenen und Vorhöfe gibt - eine solche, so Kuck, sei aber in der Entwicklung.

Günther Buck, Stuttgart

Der Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Medtronic GmbH, Meerbusch.

Quelle: Pressekonferenz im Rahmen der Tagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim, 16. April 2009. Veranstalter: Medtronic GmbH

Der Autor ist Redaktionsleiter im Karl Demeter Verlag im Georg Thieme Verlag KG, Stuttgart