Der Klinikarzt 2009; 38(6): 310
DOI: 10.1055/s-0029-1233411
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Selen in der Tumorprävention - Bei niedrigem Selenstatus supplementieren

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Publication Date:
29 June 2009 (online)

 
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In vielen Studien erwies sich Selenmangel als Risikofaktor für Tumorerkrankungen, eine adäquate Selenversorgung wirkt hingegen tumorprotektiv. Dieser Effekt ist bei kolorektalen Karzinomen und bei Prostata-, Lungen-, Blasen- und Magenkrebs gut belegt. Gemeinsamer Nenner der Studien ist, dass Menschen mit niedrigem Selenstatus das höchste Risiko aufweisen und am ehesten von einer Supplementation profitieren.

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SELECT-Studie

Vor diesem Hintergrund wurde in den USA die SELECT-Studie (the SELenium and vitamin E Cancer Trial), die größte Tumorpräventionsstudie mit gut 35 000 Männern geplant, mit der die vorbeugende Wirkung von Selen und Vitamin E auf die Entstehung von Prostatakrebs nachgewiesen werden sollte. Die Studie wurde 2008 vorzeitig abgebrochen, weil keine positiven Effekte absehbar waren, im Vitamin-E-Arm eher ein Trend zu mehr Prostatakarzinomen und im Selen-Arm zu Diabetesfällen sichtbar waren, beide jedoch nicht statistisch signifikant. Prof. Josef Köhrle, Endokrinologe von der Berliner Charité, betonte, dass hier Männer mit bereits relativ hohen Ausgangswerten supplementiert wurden, in den USA seien die Werte allgemein höher. Bei einer nicht adäquaten Selenversorgung, wie sie in Deutschland die Regel sei, ist in seinen Augen eine Supplementation immer noch sinnvoll. Die Zunahme des Diabetes-Risikos in der SELECT-Studie sei insgesamt nicht signifikant. Zudem traten diese Fälle in den höchsten Selen-Quantilen auf, deren Selenspiegel in Deutschland gar nicht erreicht würden. Köhrle sieht daher keinen Anlass, eine präventive oder kurative Therapie mit Selen abzubrechen. Auch der Urologe Prof. Jens Altwein aus München plädierte für eine Supplementation bei Menschen mit niedrigen Ausgangswerten.

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Internistische Selen-Indikationen

Laut Prof. Eugen Musch, Bottrop, führt bereits ein subtiles Selendefizit zu Funktionsversagen im Immunsystem und fördert den Entzündungsstoffwechsel. Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder Menschen mit parenteraler Ernährung zeigen häufig Selenmangel. Musch betonte, dass bei dieser Indikation weiterhin mit Selen supplementiert werden sollte. Auch bei der Autoimmunthyreoiditis kann bei mildem bis moderatem Selenmangel durch eine Substitution die entzündliche Aktivität in der Schilddrüse reduziert und die Lebensqualität der Patienten verbessert werden. Die Experten tendierten in der Substitution eher zu Selenit (Selenase® enthält Natriumselenit-Pentahydrat) als zu Selenomethionin.

Martina Freyer, München

Quelle: Pressegespräch "Selen - was tun nach SELECT?" im Rahmen des 115. Internistenkongresses in Wiesbaden (DGIM), 20. April 2009, Veranstalter: biosyn Arzneimittel GmbH

Die Autorin ist freie Journalistin