Psychiatr Prax 2009; 36(5): 252
DOI: 10.1055/s-0029-1233430
Mitteilungen der BDK

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Qualitätsmanagement in psychiatrischen Fachkliniken

Heinrich Schulze Mönking
  • St. Rochus-Hospital Telgte
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Publication Date:
06 July 2009 (online)

 
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Verantwortlich für diese Rubrik: Manfred Wolfersdorf, Bayreuth; Iris Hauth, Berlin

Qualitätsmanagement (QM) ist mittlerweile selbstverständlicher Bestandteil psychiatrischen Alltagslebens. Theoretische Überlegungen finden ein regelmäßiges Echo in der wissenschaftlichen und praktischen Öffentlichkeit, nach wie vor wenig bekannt ist jedoch, inwieweit QM in der Praxis umgesetzt ist. Dies ist auch dadurch begründet, dass die Erfassung des QM wegen der Heterogenität der Umsetzung in den Kliniken methodisch nicht unproblematisch ist. In dieser Situation ist eine fundierte Erhebung nur mit sehr großem Aufwand durchzuführen, alternativ bot sich eine Befragung an, in die im Dezember 2007 alle Mitglieder der BDK per E-Mail einbezogen wurden. Der Rücklauf umfasste 71 Bögen, das entspricht einer Quote von etwa 50% bezogen auf die aktiven Mitglieder.

In 93% der befragten Fachkliniken wird systematisches QM betrieben, die Verantwortung für die Umsetzung übernimmt in 93% eine zentrale Steuerungsgruppe. In 95,8% der Krankenhäuser ist der ärztliche Direktor in das QM eingebunden, in jeweils 94,4% die Pflegedienstleitung und die Verwaltung. 87,3% der geantworteten Kliniken haben ein Leitbild. 66,2% gaben an, zur Qualitätssicherung in Institutionen auf Trägerebene eingebunden zu sein, 14,1% in Institutionen über die Trägerebene hinaus.

Wesentliche Qualitätsarbeit wird in Projektgruppen weiterentwickelt. Von den antwortenden Kliniken haben 70,4% mehr als 5 Projektgruppen und etwa 50% 3 oder mehr Qualitätszirkel.

18,3% der Kliniken hatten in keinem Bereich ein Handbuch, 60% ein Gesamthandbuch. Handbücher bei Ärzten wurden in 64,8% angegeben, in der Pflege bei 71,8%.

In den meisten Kliniken ist zumindest eine halbe feste Stelle für das QM bereitgestellt, der Gesamtaufwand wird auf etwa eine Stelle geschätzt. Offenbar hat dies gute Ergebnis auch mit der Trägerstruktur zu tun, denn fast bei 80% ist das QM über die Trägerebene oder darüber hinaus organisiert, ein Befund, der mit der Geschichte der Fachkrankenhäuser zu tun haben dürfte.

Überraschend ist der hohe Anteil von Kliniken, in denen regelmäßig Befragungen durchgeführt werden: Über 90% führen Patientenbefragungen durch, 75% Mitarbeiterbefragungen und fast 50% Einweiserbefragungen. Dies kontrastiert mit nur spärlichen Mitteilungen über die Ergebnisse. Es ist zu vermuten, dass in vielen Kliniken selbstentwickelte Fragebogen verwendet werden, ein Austausch über die Erfahrungen erscheint wünschenswert.

Fast die Hälfte der Kliniken ist zertifiziert, nach Abschluss der derzeitigen Planungen werden es über 85% sein. Dieser Prozentsatz ist höher als zu erwarten war. Dementsprechend muss hier einschränkend festgestellt werden, dass es offenbar vor allem die im QM engagierten Kliniken waren, die geantwortet haben, was die Ergebnisse, auch hinsichtlich anderer Parameter, etwas relativiert.

Die Bewertung des QM ist generell positiv, 41% halten es für sinnvoll, 38 sogar für sehr sinnvoll. Kritischer jedoch wurde die Umsetzung des QM gesehen. Zwar meinen 76%, dass es sich auf die wesentlichen Abläufe bezieht, aber nur 60% sehen eine Verbesserung von Abläufen und lediglich 50%, dass die Zusammenarbeit besser geworden sei. Diese Einschätzung muss nachdenklich stimmen, denn QM kann langfristig nur besser werden, wenn es die Leistung der Klinik tatsächlich verbessert.

Ähnlich ist es mit der Zertifizierung: 72% halten sie für sinnvoll, nur 62% waren damit zufrieden.

Zusammengefasst bleiben trotz der grundsätzlich überraschend positiven Haltung zum QM hinsichtlich der Umsetzung offenbar Wünsche offen. Diesbezüglich scheint ein enger Austausch nicht nur innerhalb der Fachgesellschaften, sondern auch mit den Zertifizierungsgesellschaften sinnvoll und notwendig.

Detaillierte Angaben zur Befragung sind beim Verfasser per email erhältlich (Email: h.schulze.moenking@srh-telgte.de).

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Termine

Herbsttagung 2009: 22./23.Oktober in Liebenburg (Ärztlicher Direktor Prof. Dr. med. Pajonk, Tel.-Sekretariat: 05346/81- 1150)

Frühjahrstagung 2010: 22./23.April in Wiesbaden

Herbsttagung 2010: 21./22.Oktober