Diabetes aktuell 2009; 7(4): 168
DOI: 10.1055/s-0029-1233440
Journal Club

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Typ–2–Diabetes – Therapie in Deutschland unzureichend

Winfried Keuthage
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Dr. med. Winfried Keuthage

Münster

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Publication Date:
29 June 2009 (online)

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Hintergrund: In der Steno–2–Studie ließ sich durch die Behandlung von Bluthochdruck sowie Fettstoffwechsel– und Gerinnungsstörungen bei Typ–2–Diabetikern mit Mikroalbuminurie die Inzidenz mikro– und makrovaskulärer Folgeerkrankungen signifikant senken. In der „Diabetes in Germany” (DIG)–Studie wurde die Behandlung in Deutschland überprüft.

Methoden: Von den 238 teilnehmenden Hausärzten und Diabetologen wurden 4020 Typ–2–Diabetiker im Alter zwischen 35 und 80 Jahren in die Studie eingeschlossen. Am Studienende nach durchschnittlich 3,7 Jahren konnten die Daten von 2914 Patienten ausgewertet werden. Während des Beobachtungszeitraumes in den Jahren 2002–2007 wurde das Disease Management Programm (DMP) Diabetes mellitus Typ 2 eingeführt. Entsprechend der zum damaligen Zeitpunkt aktuellen Praxisleitlinien der Deutschen Diabetes–Gesellschaft (DDG) waren die Behandlungsziele wie folgt definiert: HbA1c–Wert ≤ 6,5  %, Blutdruck ≤ 130/85 mmHg, LDL–Cholesterin < 100 mg/dl, HDL–Cholesterin > 35 mg/dl bei Männern sowie > 43 mg/dl bei Frauen und Triglyzeride < 149 mg/dl.

Ergebnisse: Zu Studienbeginn waren die Teilnehmer im Mittel etwa 61 Jahre alt und litten durchschnittlich 8,5 Jahre an Diabetes. Der mittlere HbA1c–Wert stieg im Studienverlauf signifikant von durchschnittlich 6,98 auf 7,03  %. Den Ziel–HbA1c–Wert von unter 6,5  % erreichten 42,9 vs. 36,9  %. Dagegen sank der mittlere Blutdruck signifikant von 139,3/80,0 mmHg auf 137,3/79,9 mmHg, das heißt nur 24,1 vs. 27,0  % erreichten den Zielwert von unter 130/85 mmHg. Das mittlere LDL–Cholsterin verbesserte sich von 125 mg/dl auf 113 mg/dl; p < 0,01 und die mittleren Triglyzerid–Werte von 195 mg/dl auf 182 mg/dl. Der Body–Mass–Index stieg im Verlauf von durchschnittlich 30,69 auf 31,01 kg/m2. Während zu Studienbeginn 27,4  % der Patienten ein Statin erhielten, stieg der Anteil bis zum Studienende auf 40  %. Ähnlich verhielt es sich mit der Zahl der Verordnungen von Acetylsalicylsäure (25,2 vs. 31,6  %) und Clopidogrel (4,9 vs. 7,3  %). Ebenso stieg die Zahl der Patienten, bei denen der Bluthochdruck mit 3 oder mehr Antihypertensiva behandelt wurde. Wie erwartet waren am Studienende auch mehr Patienten auf Insulin eingestellt. Innerhalb des 4–jährigen Untersuchungszeitraumes sank die Zahl der Raucher von 14,5 auf 11,2  %.

Folgerung: Im Rahmen der DIG–Studie konnten im internationalen Vergleich zwar akzeptable Blutglukosespiegel erreicht werden, dennoch stieg der HbA1c–Wert im Studienverlauf signifikant an. Weit weniger als die Hälfte der Studienteilnehmer erreichte die angestrebten Zielwerte für Blutdruck und Blutlipide. Im internationalen Vergleich liegt Deutschland hier deutlich zurück. Allerdings wurde im Verlauf der Studie die Therapie mit Antihypertensiva, Statinen und Thrombozytenaggregationshemmern deutlich intensiviert.

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Quelle

  • 1 Ott P, Benke I, Stelzer J, Köhler C, Hanefeld M.. „Diabetes ind Germany” (DIG)–Studie. Prospektive 4–Jahres–Studie zur Therapiequalität bei Typ–2–Diabetes in der Praxis.  Dtsch Med Wochenschr. 2009;  134 291-297
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Dr. med. Winfried Keuthage

Münster

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Quelle

  • 1 Ott P, Benke I, Stelzer J, Köhler C, Hanefeld M.. „Diabetes ind Germany” (DIG)–Studie. Prospektive 4–Jahres–Studie zur Therapiequalität bei Typ–2–Diabetes in der Praxis.  Dtsch Med Wochenschr. 2009;  134 291-297
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Dr. med. Winfried Keuthage

Münster