Dtsch Med Wochenschr 2009; 134(36): 1733
DOI: 10.1055/s-0029-1234007
Editorial
Rheumatologie
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Rheumatische Erkrankungen 2009: Im Spannungsfeld von medizinischem Fortschritt und Realität

Rheumatic diseases in 2009: between progress and realityA. Rubbert-Roth1
  • 1Klinik für Innere Medizin der Universität zu Köln
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Publication Date:
28 August 2009 (online)

Die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (23. – 26. September 2009 in Köln) findet in diesem Jahr nicht nur gemeinsam mit der „Assoziation für orthopädische Rheumatologie” (ARO), sondern erstmals auch zusammen mit der Gesellschaft für Kinder – und Jugendrheumatologie (GKJR) statt. Die gemeinsame Jahrestagung stellt damit auch die Plattform und die strukturelle Basis für einen intensiven fachlichen Austausch dar, wie es in den zahlreichen interdisziplinär besetzten Symposien zum Ausdruck kommt. Die gemeinsame Fortbildung, die Förderung von Forschungsinitiativen und die Belange der täglichen Versorgung werden daher Inhalt dieser Tagung sein.

Begleitend zur Jahrestagung erscheint dieses Schwerpunktheft der DMW, welches die Vielfalt der Fragestellungen in Forschung und klinischer Versorgung widerspiegelt.

Die Therapie entzündlich-rheumatischer Erkrankungen, insbesondere der rheumatoiden Arthritis und Spondylarthropathien, hat in den letzten Jahren durch die Entwicklung innovativer Biologika eine revolutionäre Entwicklung erfahren. Diese Neuerungen haben dazu geführt, dass viele Patienten, die früher permanent unter Schmerzen und einem Funktionsverlust leiden mussten, heute in Remission oder in einen Zustand geringer Krankheitsaktivität gebracht werden können. Daher ist ein zentrales Kapitel dieses Heftes der Rheumatoiden Arthritis (RA) mit ihren klinischen Aspekten, Diagnostik in Labor und Bildgebung sowie einem Überblick über die modernen Therapiestrategien gewidmet. Die veränderte Gesellschaftsstruktur mit einem immer größer werdenden Anteil älterer Patienten stellt auch die Rheumatologie vor neue Herausforderungen. „Rheuma im Alter” ist daher ein weiteres wichtiges Thema dieses Heftes und diskutiert nicht nur die möglicherweise im Alter veränderten klinischen Manifestationen, sondern auch die – meist durch Komorbiditäten bedingten – Besonderheiten bei der Therapie dieser Patientengruppe. Die Therapie von Schmerzen des Bewegungsapparates mit NSAR und Coxiben betrifft nicht nur Patienten mit RA, sondern auch mit anderen entzündlichen wie auch degenerativen Erkrankungen. Ein Update mit besonderem Augenmerk auf die Datenlage zur kurz- und langfristigen Sicherheit ist ebenfalls in diesem Heft zu finden. Die Ernährung bei entzündlich-rheumatischen Erkrankungen nimmt im praktischen Alltag eine wichtige Rolle ein, da viele Patienten diesbezüglich verunsichert sind und vom Arzt Orientierungshilfe erwarten. Eine Übersicht fasst den aktuellen Wissensstand zusammen und kann Ärzten und Patienten als Wegweiser zu dieser Thematik dienen. Spannend sind auch diesmal die Statements „Pro und Contra” zum Stellenwert von Biologika bei Kollagenosen. Auch wenn dies formal ein „Off-label”-Einsatz ist, kommt diese Frage immer wieder auf, gerade bei Patienten mit therapierefraktären Kollagenosen oder schweren Nebenwirkungen unter der Standardtherapie. Die bisher durchgeführten plazebokontrollierten und randomisierten Studien konnten keinen signifikanten Vorteil für z.  B. Abatacept oder Rituximab beim systemischen Lupus erythematodes (SLE) belegen. Diese Ergebnisse sind jedoch möglicherweise methodisch bedingt und stehen im Gegensatz zu zahlreichen Fallberichten, die über einen Nutzen von z.B. Rituximab bei SLE-Patienten mit Organkomplikationen berichten.

Der Kongress widmet sich darüber hinaus zahlreichen anderen Themen aus Klinik und Forschung. Besonderes Augenmerk verdienen insbesondere die Symposien, deren Beiträge aus den eingesandten Abstracts ausgewählt wurden. Diese zeigen, dass in Deutschland hervorragende Forschung in den Bereichen Klinik, Grundlagen und Versorgung stattfindet. Die Türkei wurde als „Partnerland” des Kongresses ausgewählt, und dies ist kein Zufall. Gerade in Köln ist ein nicht unerheblicher Teil der Bevölkerung türkischer Herkunft. Dadurch begegnen auch wir als Rheumatologen häufiger als früher Patienten mit Erkrankungen wie dem familiäre Mittelmeerfieber oder dem Morbus Behçet. In einem eigenen Symposium können Erfahrungen mit türkischen Kollegen ausgetauscht werden, hier werden wir viel zu diesen Krankheitsbildern und ihrem Management lernen können. Ein besonderer Dank gilt daher den türkischen Kollegen, die den weiten Weg nach Köln auf sich genommen haben.

Wir hoffen sehr, dass dieser Kongress nicht zuletzt durch die Diskussionen mit den Fachkollegen aus Orthopädie und Kinderrheumatologie inner- und außerhalb der Symposien zu einem Erfolg für alle werden wird.

PD Dr. Andrea Rubbert-Roth

Klinik I für Innere Medizin der Universität zu Köln

Kerpener Str. 62

50937 Köln

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