Dtsch Med Wochenschr 1993; 118(34/35): 1254-1263
DOI: 10.1055/s-0029-1235235
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© 1993 by Georg Thieme Verlag, Stuttgart

Sind Ergebnisse aus Tierversuchen auf den Menschen übertragbar?

W. Löscher1 , H. Marquardt2
  • 1Institut für Pharmakologie, Toxikologie und Pharmazie der Tierärztlichen Hochschule, Hannover
  • 2Abteilung für allgemeine Toxikologie, Universitäts-Krankenhaus Eppendorf, Hamburg
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Publication Date:
17 July 2009 (online)

Zusammenfassung

Bei der zur Zeit sehr kontrovers geführten Diskussion um den Tierversuch ist eines der Hauptargurnente von Tierversuchsgegnern, daß Tierversuche zur Entwicklung neuer Arzneimittel oder zur Abschätzung gesundheitlicher Risiken für den Menschen von vornherein sinnlos sind. da sich tierexperimentell erstellte Daten nicht auf den Menschen übertragen lassen. Diese Behauptung wird teilweise auch von Politikern übernommen und als ein wesentliches Argument zur weiteren Einschränkung der tierexperimentellen Forschung verwendet. Bei der Diskussion um die Übertragbarkeit von Tierversuchen fiel uns wiederholt auf. daß Vertretern der biomedizinischen Forschung oft Argumente fehlen, die die Ubertragbarkeit von Tierversuchen eindeutig belegen. Der vorliegende Beitrag soll helfen, solche Argumente zu finden und die Diskussion um den Tierversuch zu versachlichen. Da der größte Teil der Versuchstiere, die jährlich in Deutschland (und anderen Industrienationen) für Tierversuche verwendet werden, für phamakologisch-toxikologische Untersuchungen bei der Entwicklung und Prüfung neuer Arzneimittel benötigt wird (8), hat die Frage der Ubertragbarkeit und Reproduzierbarkeit von Tierversuchen in der Pharmakologie und Toxikologie eine besondere Bedeutung für die generelle Reurteilung von Tierversuchen. Anhand von zahlreichen Beispielen soll belegt werden, daß tierexperimentelle Daten sehr wohl auf den Menschen übertragbar sind und daß auf absehbare Zeit ohne das Tierexpesiment keine sorgfaltige Nutzen-Risiko-Abschätzung bei der Entwicklung neuer Arzneimittel möglich sein wird.

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