Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2009; 44(7/08): 514-520
DOI: 10.1055/s-0029-1237106
Fachwissen
Topthema: Verfahren der Regionalanästhesie
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Neue Verfahren der Regionalanästhesie – Zervikalblockaden für die Karotischirurgie

Regional anaesthesia for carotid endarterectomyTimon Vassiliou, Hinnerk Wulf, Caroline Rolfes
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Publication Date:
23 July 2009 (online)

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Zusammenfassung

Zervikale Plexusblockaden sind sichere und einfach durchführbare Anästhesieverfahren für die Thrombendarteriektomie der A. carotis interna. Es zeigen sich für zervikale Plexusblockaden und Allgemeinanästhesie vergleichbare perioperative Komplikationsraten. Die Ergebnisse der GALA–Studie belegen, dass aufgrund der zuverlässigeren neurologischen Diagnostik die Indikation für die Anlage eines intraluminalen Shunts unter zervikaler Plexusblockade signifikant reduziert werden konnte (14 % vs. 43 %). Allerdings ist bisher nicht geklärt, welche Technik der Zervikalblockade (oberflächlich, tief oder kombiniert) die bestmögliche Effektivität bietet.

Abstract

Cervical plexus blocks have been established as safe and feasible procedures for carotid endarterectomy. Comparable perioperative complication rates have been reported for plexus techniques and general anaesthesia. The results of the GALA trial support the theory that the indication for insertion of intraluminal shunts was significantly reduced by regional procedures (14 % vs. 43 %) in consequence of the more reliable diagnosis of neurological complications. However, it has not been identified yet which technique (superficial, deep or a combination) offers the highest effectiveness.

Kernaussagen

  • Zerebrale Insulte als Folge einer Stenosierung der A. carotis interna werden in Deutschland bei 30 000 bis 35 000 Patienten pro Jahr diagnostiziert.

  • Nach Ausklemmen der A. carotis interna zeigen sich bei ca. 90  % der Patienten keine neurologischen Defizite, da die Blutversorgung über den Circulus Willisii und kortikale Kollateralkreisläufe kompensiert wird.

  • Die perioperative Mortalität der Karotis–TEA beträgt etwa 1,5  %. Die häufigsten Todesursachen sind hierbei zerebrale Insulte und myokardiale Ischämien.

  • Regionalanästhesiologische Verfahren bieten den Vorteil, dass neurologische Komplikationen während der Operation zeitnah und zuverlässig diagnostiziert werden können.

  • Die klinische Diagnostik neurologischer Defizite unter Regionalanästhesie ist dem apparativen neurologischen Monitoring unter Allgemeinanästhesie überlegen.

  • Übliche regionalanästhesiologische Verfahren sind die oberflächliche und tiefe Zervikalblockade sowie die Kombination aus oberflächlicher und tiefer Zervikalblockade.

  • Eine leichte Sedierung der Patienten ist bei Operationen unter Regionalanästhesie in ca. 60  % der Fälle notwendig.

  • Eine zusätzliche Infiltration nach Anlage einer Zervikalblockade ist bei etwa der Hälfte der Patienten notwendig und bedeutet keineswegs ein Versagen der Regionalanästhesie.

  • Kontralaterale Phrenikus– und/oder Rekurrensparese gelten als absolute Kontraindikationen für zervikale Plexusblockaden.

  • Schwere anästhesiologische Komplikationen werden nach Anwendung zervikaler Plexusblockaden nur selten beobachtet.

  • Mittels regionalanästhesiologischer Verfahren kann die Indikation für intraluminale Shuntanlagen deutlich gesenkt werden.

Literatur

Dr. med. Timon Vassiliou
Prof. Dr. Hinnerk Wulf
Dr. med. Caroline Rolfes

Email: vassiliou@staff.uni-marburg.de

Email: h.wulf@med.uni-marburg.de

Email: carolinerolfes@gmx.de