Der Klinikarzt 2009; 38(7/08): 361
DOI: 10.1055/s-0029-1237472
Forum der Industrie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Resistenzproblematik bei Antibiotika - Neue Therapieoption bei Infektionen auf Intensivstation

Further Information

Publication History

Publication Date:
07 September 2009 (online)

 
Table of Contents

"Bei der Behandlung schwerer und problematischer Infektionen stehen wir häufig mit dem Rücken zur Wand", erklärt Prof. Arne C. Rodloff vom Institut für Medizinische Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie in Leipzig bezüglich der steigenden Resistenzentwicklung gegen Antibiotika. Unter dem Kürzel "No ESKAPE" fasste er jene Erreger zusammen, die den Kliniker heute vor zunehmende Probleme stellen: Enterococcus faecium, Staphylococcus aureus, Klebsiella pneumoniae, Acinetobacter baumannii, Pseudomonas aeruginosa und Enterobakter-Subspezies. Das neue Antibiotikum Doripenem (Doribax®) gilt als therapeutische Alternative für die Behandlung nosokomialer Pneumonien, schwerer intraabdomineller Infektionen und komplizierter Harnwegsinfekte.

#

Dankbar für jedes neue Antibiotikum

Angesichts der sich zuspitzenden Resistenzproblematik und der rückläufigen Anmeldung neuer Substanzen sind insbesondere intensivmedizinisch tätige Ärzte wie Prof. Tobias Welte aus Hannover "dankbar für jedes neue Antibiotikum". Der Pneumologe hält das 2008 zugelassene Doripenem für eine wesentliche Bereicherung des therapeutischen Spektrums, da das Carbapenem über eine breite Wirksamkeit im grampositiven und gramnegativen Erregerspektrum sowie bei Anaerobiern verfügt [1]. Zudem besitzt es eine hohe In-vitro-Aktivität gegenüber Problemkeimen wie Pseudomonas aeruginosa und ESBL (extended spectrum beta-lactamase)-Bildnern [2] und kann bei Imipenem- und Meropenem-resistenten Pseudomonas- und Acinetobacter-Stämmen wirksam sein [3].

"Doripenem erweist sich in einer 0,9 %igen NaCl-Infusionslösung als sehr stabil", hob Prof. Bernd Drewelow aus Rostock, hervor. Daher ist es als einziges Carbapenem auch für eine über 4 Stunden verabreichte Dauerinfusion zugelassen [1]. Durch diese prolongierte Infusionsdauer können auch weniger empfindliche Erreger (minimale Hemmkonzentration MHK zwischen 2-4 mg/l) erreicht werden, erläuterte der Rostocker Pharmakologe. Einen weiteren Vorteil gegenüber Imipenem sieht Drewelow in einem vergleichsweise geringen Potenzial für ZNS-toxische Nebeneffekte [4]. Für prinzipiell sinnvoll hält Drewelow diese Applikationsform bei allen schweren Infektionen sowie bei Patienten mit eingeschränkter Immunantwort.

#

Weitere Strategien gegen Resistenzproblematik

Mit "Bad bugs, no drugs" (Gefährliche Erreger, keine Medikamente) charakterisierte Prof. Michael Quintel aus Göttingen die bedenkliche Resistenzproblematik. Als Strategie gegen diese Problematik plädiert er neben der Nutzung neuer Antibiotika und der Restriktion bestimmter Antibiotikaklassen für eine verbesserte Diagnostik. Als weitere Maßnahme sieht Quintel die Nutzung möglichst stationseigener Resistenzstatistiken. Denn Studienergebnisse zeigten, dass schon innerhalb einer einzigen Klinik in verschiedenen Abteilungen - je nach bevorzugtem Antibiotikaregime - ganz unterschiedliche Probleme auftreten können. "Vor diesem Hintergrund ist es sehr betrüblich, dass mancherorts die Augen vor den drängenden Problemen verschlossen werden", bedauert der Anästhesist, und fordert gleichzeitig mehr klinische Infektiologen bzw. Mikrobiologen an Krankenhäusern.

#

Erfolgreiche Therapie bei Beatmungspneumonie

Laut Welte vereint Doripenem die Stärken von Imipenem im grampositiven Bereich und von Meropenem im gramnegativen Bereich. Zudem zeichne es sich durch eine hohe In-vitro-Aktivität gegenüber Nonfermentern wie Pseudomonas aeruginosa aus. In einer Multicenterstudie, die auf den Nachweis der Nicht-Unterlegenheit konzipiert war, wurden die Carbapeneme Doripenem und Imipenem bei 531 stationär behandelten Patienten mit Beatmungspneumonie geprüft [4]. Die klinischen Heilungsraten bei Infektionen durch Pseudomonas aeruginosa betrugen unter Doripenem 80 %, unter Imipenem 42,9 % (aufgrund der geringen Fallzahl ist der Unterschied statistisch nicht signifikant). Auch auf mögliche ökonomische Vorteile von Doripenem gegenüber Imipenem bei Beatmungspneumonie deutet die Studie hin [5]. Die mittlere Krankenhaus-Verweildauer war unter Doripenem mit 22 Tagen statistisch signifikant kürzer als unter Imipenem mit 27 Tagen (p = 0,01). Zudem mussten mit Doripenem behandelte Patienten statistisch signifikant kürzer beatmet werden (7 Tage vs. 10 Tage unter Imipenem; p = 0,034). Nach Darstellung Weltes schnitt Doripenem tendenziell besser bei Patienten mit höherem APACHE-II-Score ab. Beide Carbapeneme erwiesen sich als gut verträglich. Krampfanfälle traten unter Doripenem deutlich seltener auf als unter Imipenem (1,1 vs. 3,8 %).

stta

Quelle: Satellitensymposium "Schwere Infektionen auf der Intensivstation - Was gibt es Neues?" am 11. Mai 2009 im Rahmen des Deutschen Anästhesiecongresses (DAC) in Leipzig, veranstaltet von Janssen-Cilag GmbH, Neuss.

Die Autorin ist Redakteurin des Georg Thieme Verlags, Stuttgart.

#

Abonnementspreise 2010 - Neue Bezugsbedingungen

Der Verlag bemüht sich stets, die Bezugspreise für Abonnements stabil zu halten. Leider müssen wir jedoch mit dem Jahrgang 2010 die Preise etwas anheben. Dadurch ändern sich die Bezugsbedingungen für den klinikarzt ab Januar 2010 folgendermaßen: Jahresabonnement 110,00 Euro (inkl. MwSt. und Versandkosten). Ermäßigtes Jahresabonnement nur gegen Nachweis und Bankeinzug: Weiterbildungspreis 73,00 Euro (inkl. MwSt. und Versandkosten), Medizinstudenten erhalten ein ermäßigtes Jahresabonnement für 52,00 Euro (inkl. MwSt. und Versandkosten). Im Ausland entstehen zuzüglich Versandkosten (cash with order) von 34,80 Euro (Europa) beziehungsweise 66,60 Euro (Airlift). Das Einzelheft kostet 18,00 Euro zuzüglich Versandkosten.

#

Literatur

  • 01 Lister PD . Anti Infect Ther. 2007;  5 793-809
  • 02 Jones RN . et al . Diagnost Microbial Inf Disease. 2005;  52 71-74
  • 03 Jones RN . et al . Antimicrob Agets Chemotherap. 2004;  48 3136-3140
  • 04 Chastre J . et al . Crit Care Med. 2008;  36 1089-1096
  • 05 Merchant S . et al . Clinical Therapeutics. 2008;  30 717-733
#

Literatur

  • 01 Lister PD . Anti Infect Ther. 2007;  5 793-809
  • 02 Jones RN . et al . Diagnost Microbial Inf Disease. 2005;  52 71-74
  • 03 Jones RN . et al . Antimicrob Agets Chemotherap. 2004;  48 3136-3140
  • 04 Chastre J . et al . Crit Care Med. 2008;  36 1089-1096
  • 05 Merchant S . et al . Clinical Therapeutics. 2008;  30 717-733