Z Geburtshilfe Neonatol 2009; 213(6): 221-227
DOI: 10.1055/s-0029-1238275
Originalarbeit

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Einfluss der assistierten Reproduktion auf Geburtshilfe und Neonatologie

Impact of Assisted Reproduction on Obstetrics and NeonatologyM. K. Bohlmann1 , B. Fritzsching2 , D. W. Luedders1 , A. Hornemann1 , W. Göpel3 , J. Pöschl2 , K. Diedrich1 , G. Griesinger1
  • 1Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Lübeck
  • 2Klinik für Neonatologie, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Heidelberg
  • 3Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Lübeck
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Publication History

eingereicht 23.02.2009

angenommen nach Überarbeitung 19.05.2009

Publication Date:
22 January 2010 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund und Fragestellung: Der Anteil Neugeborener nach IVF- oder ICSI-Behandlung liegt in Industrieländern zwischen 1–4%. Geburtshilfliche und neonatologische Risiken im Gefolge einer Kinderwunsch-Behandlung gewinnen deshalb zunehmend an Bedeutung.

Methodik: Die vorliegende Arbeit basiert auf einer selektiven Literaturübersicht zu geburtshilflichen und neonatologischen Aspekten nach Kinderwunschbehandlung mit IVF/ICSI.

Ergebnisse: Die nach Methoden der assistierten Reproduktion signifikant öfter eintretenden Mehrlingsschwangerschaften gelten in Bezug auf ihre spezifischen Risiken als besonders bedeutsam. Im Vergleich zu spontan konzipierten Graviditäten treten jedoch auch bei Einlingsschwangerschaften nach ART häufiger Komplikationen wie Präeklampsie, Frühgeburtlichkeit, niedriges Geburtsgewicht, Fehlbildungen sowie eine erhöhte Kaiserschnittrate auf. Wenn auch ein Kausalzusammenhang zwischen extrakorporalen Befruchtungstechniken und Gesundheitsrisiken für Mutter und Kind bei Einlingsschwangerschaften nicht ausgeschlossen werden kann, so wird in zunehmendem Maße die zugrunde liegenden Sub- bzw. Infertilität als unabhängiger Risikofaktor betrachtet.

Schlussfolgerung: Schwangerschaften nach ART sind – unabhängig von der Anzahl sich in Utero entwickelnder Kinder – als Risikograviditäten einzustufen, die einer engmaschigeren Kontrolle bedürfen. Subfertile Paare sollten bereits vor Beginn einer Kinderwunschbehandlung über die erhöhte Inzidenz an Schwangerschafts- und neonatalen Komplikationen aufgeklärt werden.

Abstract

Background: In industrialised countries, 1–4% of all children are born as a result of assisted reproductive therapies (ART), such as IVF and ICSI. Possible associations of these ARTs with obstetric and neonatal risk constellations are analysed critically in the context of this review.

Methods: A selective literature search was conducted to examine the influence of ART on obstetric and neonatal aspects.

Results: Multiple gestations, occurring more frequently after ART, are of special significance with regard to their associated risks. In comparison to spontaneous pregnancies, singleton gestations after ART are associated with higher rates of complications, such as preeclampsia, prematurity, low birth weight, foetal malformations and a higher rate of Caesarean sections. Although causal associations between extracorporeal fertilisation methods and health risks for mothers and infants in singleton pregnancies cannot be ruled out, these complications are rather attributed to the underlying causes of infertility than to the methods of assisted reproduction themselves.

Conclusions: Pregnancies after ART are to be regarded as risk constellations with a need for closer surveillance during gestation – irrespective of the number of developing foetuses. Couples seeking advice about infertility should be informed in detail before the onset of ART.

Literatur

Korrespondenzadresse

Dr. med. Michael K. Bohlmann

Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe

Universitätsklinikum Schleswig-Holstein – Campus Lübeck

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23538 Lübeck

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