ergopraxis 2010; 3(1): 12
DOI: 10.1055/s-0029-1240022
wissenschaft

Kinder – Soziale Ungleichheit beeinflusst die Hirnfunktion

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29 January 2010 (online)

 
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    Die Funktion des präfrontalen Kortex ist bei Kindern mit einem niedrigen sozioökonomischen Status (LSES) geringer als bei Kindern mit einem hohen sozioökonomischen Status (HSES). Die Funktionsmuster im Gehirn der beeinträchtigten Kinder sind ähnlich wie bei Menschen, die von einer Schädigung des seitlichen präfrontalen Kortex betroffen sind. Das ist das Ergebnis einer Studie von Mark Kishiyama und seinem Team von der University of California, USA.

    Die Wissenschaftler bezogen in ihre Studie 26 Kinder im Alter von sieben bis zwölf Jahren ein. Die eine Hälfte von ihnen hatte einen LSES, die andere einen HSES. Den sozioökonomischen Status erfassten die Forscher mittels des MacArthur Sociodemographic Questionnaire. Er berücksichtigt den Bildungsgrad der Eltern, das durchschnittliche Familieneinkommen und die Nähe des Familieneinkommens zur Armutsgrenze. Anschließend führten Kishiyama und seine Kollegen mit den Kindern einen computergestützten Test durch, bei dem diese auf bestimmte Stimuli reagieren mussten. Dabei untersuchten die Forscher die Reaktionszeit und die Augenbewegungen der Kinder sowie ihre Gehirnströme mittels Elektroenzephalogramm (EEG). Verschiedene neuropsychologische Tests sollten zusätzlich Aufschluss über das Sprachvermögen, das Gedächtnis sowie die kognitive Flexibilität der Probanden geben.

    Die Auswertung der Messungen zeigte, dass sich die mittlere Reaktionszeit beider Gruppen nicht wesentlich unterschied. Beim EEG hatten die Kindern mit einem LSES im Vergleich zu den restlichen Kindern schlechtere Werte, ebenso bei den neuropsychologischen Tests. Die Wissenschaftler stellen fest, dass es zur Förderung von Kindern mit einem LSES sinnvoll sein könnte, herauszufinden, welche speziellen kognitiven Prozesse durch den sozialen Status beeinflusst werden.

    et

    J Cogn Neurosci 2008; 21: 1106–1115