veterinär spiegel 2009; 19(04): 236
DOI: 10.1055/s-0029-1240609
mitteilungen
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Leserbriefe

Reaktionen auf das Editorial „Where have all the flowers gone?“ veterinär spiegel 2009; 3: 121
N. N.
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15 December 2009 (online)

Liebe Kollegen,

warum in den letzten Jahren ein derartiger Nachwuchsmangel in den Tierarztpraxen und ‒kliniken herrscht, obwohl doch die Studentenzahlen nach wie vor steigen, ist in der Tat ein komplexes Thema.

Um alle Gründe aufzuzählen, die einen motivierten, jungen Berufsanfänger dazu treiben könnten, fachfremde Berufe zu ergreifen, statt dem eigentlich ersehnten Beruf als praktischer Tierarzt nachzugehen, müssten dringend weitere Studien und Befragungen durchgeführt werden; nur so kann man ein exaktes Bild der aktuellen Lage unter den zukünftigen Assistenten bekommen.

Wie der Kollege Steidl richtig sagt, kann schlechte Bezahlung natürlich einen immensen Einfluss auf die Stellenwahl haben. Meine Erfahrung ist es, dass trotzdem viele Praxen und Kliniken Kollegen immer noch ein Gehalt von 1600–1800,– Euro brutto anbieten und das für eine 60–80-Stunden-Woche, die Bereitschafts- und Notdienstzeiten meist nicht mitgerechnet … Einmal auf den Stundenlohn zurückgerechnet und die wirtschaftliche Lage berücksichtigt, zusätzlich noch eventuelle Schulden aus dem mittlerweile kostenpflichtigen Studium – da muss man schon gehörig schlucken.

Die Empfehlung des bpt mit 2000,– Euro für einen Anfangsassistenten gehen in die richtige Richtung; zu beachten ist aber, dass diese Empfehlungen von einer 40–50-Stunden-Woche ausgehen …

Aus vollstem Herzen muss ich dem Kollegen Steidl auch dabei zustimmen, dass die unregelmäßigen und zum Teil ausufernden Arbeitszeiten in der tierärztlichen Praxis ein großes Manko sind. Leider hört man aus den dann folgenden Sätzen genau die Haltung heraus, die viele Praxisinhaber vertreten und die meiner Meinung nach für den Großteil der Probleme mitverantwortlich ist:

Aus Liebe zu unserem Beruf soll auf Familie, Freizeit und Privatleben fast vollständig verzichtet werden. Es wird suggeriert, dass, wer dazu nicht bereit ist, den falschen Beruf gewählt hat. Das ist ein „Totschlagargument“, dem man sehr wenig entgegensetzen kann.

Natürlich lieben wir unseren Beruf, natürlich wissen wir, dass dieser Beruf nicht mit Bürojob-Arbeitszeiten zu vereinbaren ist – aber es muss doch machbar sein, einen Mittelweg zu finden! Es muss doch machbar sein, gesetzliche Regelungen zu Arbeitszeiten und Bezahlung zu finden, wie sie in allen anderen Berufsgruppen seit Jahrzehnten üblich sind!

Die schwindenden Zahlen der Berufsanfänger sind ein untrügliches Zeichen dafür, dass es so nicht weitergeht.

M. Wächter, 27, Assistentin seit 1 Jahr

TÄ Malinda WächterNeuer Graben 15444137 Dortmund