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Universität Hamburg.
Kommentar 1
M. Ludwig
Mit der mehrere Hundert Seiten starken S3-Leitlinie zur Hormontherapie in der Peri-
und Postmenopause wird eine Sammlung der aktuellen wissenschaftlichen Literatur zu
diesem Thema vorgelegt. Das interdisziplinäre Autorenteam hat in dieser Leitlinie
aber nicht nur die Daten so aufgearbeitet, dass die praktisch tätigen Gynäkologinnen
und Gynäkologen damit arbeiten können.
Die Leitlinie lebt von sehr klaren Statements, die jeweils nach ihrem Evidenzgrad
beurteilt werden. Allein dies hilft den verschreibenden Ärztinnen und Ärzten, mit
mehr Sicherheit die entsprechenden Präparate anzuwenden. Dabei werden aber eben nicht
nur die Indikationen beurteilt, sondern auch die Grenzen dargestellt. So kommen die
Autoren zu dem Schluss, dass „Effekte auf die Lebensqualität“ unklar und „Schlafstörungen,
verschiedene körperliche Beschwerden, Harnwegsbeschwerden, sexuelle Probleme (und)
Stimmungsänderungen … inkonsistent berichtete Beschwerden“ sind.
Die Leitlinie ist unterteilt nach den möglichen zu behandelnden Beschwerden. In 18
Kapiteln werden die verschiedenen Organsysteme in Hinblick auf die Anwendung der Hormontherapie
beleuchtet. Zusätzlich gibt es Kapitel zu alternativen Therapiestrategien und zur
Risikokommunikation sowie zu allgemeinen Themen der Anwendung. Die Hilfestellungen
zur Risikokommunikation, geboren aus dem Bewusstsein, dass die Patientin häufig nicht
in der Lage ist, relative Risiken korrekt einzuschätzen, sind gut zusammengestellt
worden. Die Kurzversion der Leitlinie, die sicherlich die meiste Anwendung in der
Praxis finden wird, fasst jeweils punktuell die Evidenzlage zusammen und mündet pro
Unterkapitel in den grafisch abgesetzten Statements und Empfehlungen.
Bei den kritisch zu beurteilenden Fragen, wie z. B. der kardiovaskulären Prävention
durch eine Hormontherapie, bemüht sich das Autorenteam um eine sachliche Auseinandersetzung
mit den verschiedenen Standpunkten zu diesen Themen. Hier wird sicherlich der eine
oder andere Leser die differenziertere Auseinandersetzung vermissen. Sie kann jedoch
nicht Gegenstand einer solchen Leitlinie sein, die sich am Ende auf die evidenzkräftige
Literatur und nicht auf individuelle Überlegungen – die durchaus korrekt sein können
– stützen kann.
Weiterhin bleiben alle Gynäkologinnen und Gynäkologen, die Hormonpräparate in der
Perimenopause verschreiben, aufgerufen, im individuellen Fall die optimale Präparation
zu finden und darüber zu beraten. Mit dieser Leitlinie haben sie die Möglichkeit,
im schnellen Zugriff die dazu notwendige Datenlage zu eruieren.
Prof. Dr. Michael Ludwig
Endokrinologikum Hamburg
Zentrum für Hormon-und Stoffwechselerkrankungen,
Reproduktionsmedizin und Gynäkologische Endokrinologie
Lornsenstr. 4–6
22767 Hamburg
E-Mail: Michael.Ludwig@endokrinologikum.com
Kommentar 2
I. Kopp
Nach 3-jähriger Arbeit wurden die früheren Konsensusempfehlungen zur Hormontherapie
in der Peri- und Postmenopause durch eine evidenzbasierte Leitlinie der höchsten Qualitätsstufe
(S3) ersetzt, deren Kurzversion in dieser Ausgabe präsentiert wird.
Leitlinien erhalten nach dem Regelwerk der Arbeitsgemeinschaft der wissenschaftlichen
medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) dann das Prädikat S3, wenn sie auf einer systematischen
Analyse der wissenschaftlichen Belege, d. h. aktuellem Wissen aus klinischen Studien,
und der strukturierten Konsensfindung eines repräsentativen Gremiums, d. h. Erfahrung
und Werteurteilen der Experten und Betroffenen beruhen. Zusätzlich müssen sie internationalen
methodischen Standards gerecht werden, die im Deutschen Leitlinien-Bewertungs-Instrument
(DELBI) zusammengefasst sind.
Obwohl international bereits zahlreiche Leitlinien und Empfehlungen zum Thema Hormontherapie
existieren, entsprechen nur die wenigsten diesen allgemein geforderten methodischen
Gütekriterien und unterscheiden sich viele hinsichtlich der Darstellung und Wertung
medizinischer Sachverhalte. Solche Publikationen machen es dem Leser schwer, die Verlässlichkeit
der gebotenen Inhalte einzuschätzen. Ein Anhaltspunkt ist die Qualitätsbeurteilung
der zitierten Datenlage. Es ist belegt, dass man in nicht randomisierten Studien mit
erheblichen Verzerrungen von Effekten rechnen muss. Diese methodische Schwäche kann
durch eine sorgfältige Bewertung der Gesamtmethodik nicht kompensiert werden und ist
bei der Formulierung von Empfehlungen zu berücksichtigen. Unzweifelhaft eröffnen aber
auch die vielen Grauschattierungen der Evidenz aus klinischen Studien erheblichen
Spielraum für die Interpretation. Zudem liegt auf der Hand, dass unterschiedliche
Interessen und persönliche Standpunkte bzw. Wertvorstellungen von Autoren zu unterschiedlichen
Schwerpunkten der Betrachtungsweise und Informationsdarstellung führen können. Es
muss jedoch nachvollzogen werden können, inwieweit solche Unterschiede tatsächlich
in der Sache angemessen sind. Aus diesen Gründen sind methodische Exaktheit und Transparenz
der Vorgehensweise bei der Betrachtung der Qualität der Datenlage und bei der Entwicklung
von abgestuften Empfehlungen in Leitlinien elementar.
An der S3-Leitlinie zur Hormontherapie in der Peri- und Postmenopause haben Experten
aus 18 medizinischen Fachgesellschaften und Organisationen sowie Vertreterinnen von
2 Frauen- bzw. Patientinnenorganisationen mitgewirkt. Nach einer systematischen Literaturrecherche
wurden 6000 Literaturquellen und bereits erschienene Leitlinien zum Thema Hormontherapie
gesichtet und nach formalen Kriterien bewertet. Die methodisch besten Publikationen
wurden ausgewählt, um die aktuellen Empfehlungen zu formulieren.
Für die Volltext- bzw. Langversion der Leitlinie wurde zu jeder Empfehlung ein ausführlicher
Quellentext verfasst, um den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnis transparent
zu machen. Zur Erleichterung einer adäquaten Bewertung von Nutzen und Risiken im individuellen
Beratungsgespräch und als Entscheidungshilfe für die Praxis sind die relevantesten
Informationen in einem Kapitel „Risikokommunikation“ zusammengefasst. Alle an der
Leitlinienentwicklung Beteiligten haben potenzielle Interessenkonflikte offen gelegt,
die sich z. B. aus Beratertätigkeiten für oder Forschungsförderungen durch die Industrie
ergeben könnten. In einem 50-seitigen Report ist der Entstehungsprozess der S3-Leitlinie
in allen Schritten dargestellt. Dieser Leitlinienmethodenreport und die Volltextversion
sind im Internet frei zugänglich (www.awmf-leitlinien.de).
Die vorgelegte S3-Leitlinie richtet sich an Ärztinnen und Ärzte in Klinik und Praxis,
um evidenzbasierte Entscheidungshilfen für die angemessene Indikationsstellung und
für die sachgerechte Information Rat suchender Frauen zu vermitteln. Die Leitlinie
richtet sich aber auch an interessierte Frauen mit dem Ziel, den Kenntnisstand über
die Hormontherapie in der Peri- und Postmenopause zu verbessern und ihnen eine informierte,
partizipative Entscheidungsfindung zu ermöglichen.
Leitlinien werden oft im Zusammenhang mit ihren möglichen mediko-legalen Konsequenzen
und ihrer Rolle im Spannungsfeld zwischen ärztlicher Therapiefreiheit und zunehmenden
Regulierungsmaßnahmen diskutiert. Dazu ist zu betonen, dass Leitlinien im Gegensatz
zu Richtlinien nicht verbindlich sind und auch nicht die klinische Erfahrung ersetzen
können. Die Anwendbarkeit einer bestimmten Empfehlung ist immer unter Berücksichtigung
der individuellen Anamnese und der vorliegenden Gegebenheiten wie Grund- und Begleiterkrankungen
sowie Präferenzen der Ratsuchenden zu prüfen. Evidenzbasierte Empfehlungen reflektieren
immer eine Gruppenperspektive: die Ergebnisse in Studienkollektiven und die Einschätzung
eines Leitliniengremiums. Abweichungen im individuellen Fall können demnach sogar
notwendig sein, jedoch bleibt nach Hippokrates festzustellen:
„Die Erfahrung allein ist eine gefährliche Lehrmeisterin. Die durch sie nur allein
geleitet Arzneikunst treiben, stürzen die Kranken leicht ins Grab … Was aber diejenigen
nicht einsehen, denen unter ihrer Leitung die meisten Fälle davon vorkommen.“
Prof. Dr. Ina B. Kopp
AWMF-Institut für Medizinisches Wissensmanagement
c/o Philipps-Universität
Karl-von-Frisch-Straße 1
35043 Marburg
kopp@staff.uni-marburg.de
kopp@awmf.org
Prof. Dr. Olaf Ortmann
Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Universität Regensburg
Caritas-Krankenhaus St.-Josef
Landshuter Straße 65
93053 Regensburg
eMail: ortmann@caritasstjosef.de