Flugmedizin · Tropenmedizin · Reisemedizin - FTR 2009; 16(3): 154
DOI: 10.1055/s-0029-1241745
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Japanische Enzephalitis - Zurückhaltung ist beim neuen Impfstoff nicht mehr sinnvoll

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Publication Date:
25 September 2009 (online)

 
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Seit der Einführung eines gut verträglichen Impfstoffes gegen die Japanische Enzephalitis (JE) sollte die reisemedizinische Beratung von Menschen, die asiatische Länder zum Ziel haben, stärker als bisher dieses Gesundheitsrisiko berücksichtigen. Das forderte PD Dr. Tomas Jelinek vom Berliner Centrum für Reise- und Tropenmedizin (BCRT). Mit der Zulassung von Ixiaro® durch die Europäische Arzneimittelagentur (EMEA) hat sich nach den Ausführungen des Tropenmediziners schließlich das Nutzen-Risiko-Verhältnis einer JE-Impfung enorm verbessert.

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Erreger im gesamten süd- und ostasiatischen Raum verbreitet

Der Erreger der JE wird über die Culex-Mücke übertragen. "Der Mensch ist in der Zoonosekette eher ein Zufallswirt", erläuterte Dr. Regina Allwinn, Frankfurt/Main und ergänzte: "Eine Mensch zu Mensch Übertragung ist nicht beschrieben."

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Abb. 1 Die Risikogebiete umfassen einen Großteil Asiens.

Die meisten JE-Infektionen verlaufen zwar inapparent - Allwinn sprach von einer geringen Manifestationsrate von nur 1:200 -, im Erkrankungsfalle muss jedoch mit schweren Verläufen gerechnet werden. Der Erreger überwindet innerhalb weniger Tage die Blut-Hirn-Schranke und erreicht das zentrale Nervensystem. Wie andere Enzephalitiden kann auch die JE-Enzephalitis zu Bewusstseinsstörungen, Verhaltensstörungen, neurologischer Herdsymptomatik, vegetativen Störungen und Krampfanfällen führen. Hinzu kommen internistische Probleme wie Störungen des Blutkreislaufes, Lungenödeme und eine eingeschränkte Nierenfunktion. Jede 3.-4. symptomatische Infektion verläuft letal, und nach überstandener Erkrankung muss wiederum etwa jeder 2.-3. mit bleibenden neurologischen Schäden rechnen. "Eine spezifische antivirale Therapie existiert nicht", betonte Allwinn.

Die Einschätzung des tatsächlichen Infektionsrisikos für Reisende stufte Jelinek als sehr schwierig ein. Keinesfalls sollte man sich bei der Beurteilung des Erkrankungsrisikos von den relativ niedrigen Infektionsraten der einheimischen Bevölkerung täuschen lassen, warnte Jelinek: "Eine Durchseuchung in hochendemischen Gebieten sowie hohe Durchimpfungsraten in Japan und Südkorea haben zwar zu einer guten Immunitätslage bei den dort lebenden Menschen geführt, auf das natürliche JE-Reservoir in tierischen Wirten hatte dies allerdings keinen Einfluss."

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Der neue Impfstoff ist deutlich besser verträglich

Ein inaktivierter JE-Impfstoff, der aus inokuliertem Mäusehirn gewonnen wird, ist zwar in Deutschland nicht zugelassen, seit Jahren aber über die internationale Apotheke erhältlich, erinnerte Jelinek. Wegen der Probleme mit der Verträglichkeit wurde diese Impfung bislang nur zurückhaltend empfohlen. In aller Regel blieb er Langzeitreisenden in endemische Gebiete und Personen vorbehalten, die aufgrund ihres Reisestils einem sehr hohen Expositionsrisiko ausgesetzt sind. Da im April 2009 mit Ixiaro® ein neuer Impfstoff zugelassen wurde, der deutliche Vorteile bei der Verträglichkeit zeigt und eine Serokonversionsrate von nahezu 100 % aufweist, sollte die Zurückhaltung bei der Impfempfehlung aufgegeben werden, so der Tropenmediziner.

Beim neuen Impfstoff handelt es sich um einen gereinigten, inaktivierten Impfstoff auf Grundlage des attenuierten JE-Virusstammes SA14-14-2. Letzterer wurde bislang als Lebendimpfstoff in vielen Regionen Chinas erfolgreich bei Massenschutzimpfprogrammen eingesetzt, berichtete Dr. Eckhardt Petri, Manager Medical Affairs bei Novartis Behring, Marburg/Lahn.

Das Impfvirus wird nicht mehr auf Maushirnzellen gezüchtet, sondern auf einer gut kontrollierbaren Zellkultur (Verozellen). "Somit konnte auf den Zusatz von Konservierungsmitteln und proteinhaltigen Stabilisatoren wie Thimerosal oder Gelatine verzichtet werden, die für die allergischen Reaktionen verantwortlich gemacht werden", erklärte Petri. Gegenüber den bisherigen Importimpfstoffen sind nicht mehr 3, sondern nur noch 2 Impfungen im Abstand von 4 Wochen für die Grundimmunisierung nötig.

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Durch schnellen Impfschutz auch für kurzentschlossene Reisende geeignet

In der Zulassungsstudie zur Immunogenität zeigte sich der neue Impfstoff im direkten Vergleich mit dem Importimpfstoff JE-VAX gleich auf. Die geometrischen Mitteltiter lagen nach 2 Dosen Ixiaro® bei 244 gegenüber 102 nach 3 Dosen JE-VAX. In derselben Studie ergab sich auch ein wesentlich besseres lokales Verträglichkeitsprofil für den neuen Impfstoff. In einer weiteren Studie über 8 Wochen stellte sich darüber hinaus sogar eine Verträglichkeit auf Plazeboniveau heraus. Petri hob insbesondere auch die Schnelligkeit des aufgebauten Impfschutzes hervor, der vor allem für kurzentschlossene Reisende von Bedeutung ist: "Schützende Antikörpertiter von NNT = 10 wurden bei mehr als 97 % bereits eine Woche nach Verabreichung der 2. Impfung gesehen."

Wie die Nachbeobachtung der in Phase III mit Ixiaro® geimpften Probanden belegte, verfügten nach 6 Monaten etwa 95 % noch über schützende Antikörpertiter. Bei dem Vergleichsimpfstoff waren es nur 74 %. 12 Monate nach der Impfung mit dem neuen Impfstoff waren immer noch 83 % geschützt. Eine parallele Impfung gegen Hepatitis A, wie in der Praxis häufig opportun, beeinträchtigt dabei weder den Erfolg der Impfung noch ihre Verträglichkeit, betonte Petri.

Martin Wiehl, Königstein-Falkenstein

Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung von Novartis Behring, Marburg

Die Beitragsinhalte stammen von der Pressekonferenz "Neuer Schutz für Asienreisende: die Impfung gegen Japanische Enzephalitis", veranstaltet von Novartis Behring

Der Autor ist freier Journalist

 
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Abb. 1 Die Risikogebiete umfassen einen Großteil Asiens.