Der Klinikarzt 2009; 38(9): 414
DOI: 10.1055/s-0029-1241789
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Integrierte ambulante Palliativversorgung - Nasenspray ergänzt Schmerztherapie mittels Fentanyl-Pflaster

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Publikationsdatum:
28. September 2009 (online)

 
Inhaltsübersicht

"Im Mittelpunkt steht der Patient in seiner Gesamtheit", sagt Dr. Liliana Tarau vom Schmerz- und Palliativzentrum Rhein Main in Wiesbaden. Als Mitglied des HospizPalliativNetzes Wiesbaden und Umgebung unterstützt das Zentrum zusammen mit Hausärzten Patienten, die bis zuletzt zu Hause leben möchten. Das Team reicht vom Physiotherapeuten über Pfleger und Apotheker bis zum Facharzt. Das interdisziplinär angelegte Konzept soll die Lücke zwischen Wunsch und Wirklichkeit schließen. Denn obwohl die meisten Patienten zu Hause sterben wollen, ist doch bislang der Tod im Krankenhaus am häufigsten. Obwohl das Recht auf häusliche Palliativversorgung seit April 2007 gesetzlich verbrieft ist. Immerhin wurde mit den Ersatzkassen inzwischen ein hessenweiter Vertrag zur ambulanten Palliativversorgung geschlossen.

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Schmerzlinderung in individueller Dosierung

Hauptziel der palliativmedizinischen Betreuung ist die Verbesserung der Lebensqualität. Die Schmerzlinderung ist ein wichtiger Teil davon und gerade für Tumorpatienten wichtig. Sie kann ihnen in der Lebensendphase genug Kraft für die Dinge lassen, die ihnen wichtig sind - etwa für Gespräche mit Familie und Freunden.

Die analgetische Basisversorgung lässt sich mit einem Fentanylpflaster (Matrifen®) sichern. Es bietet eine kontinuierliche Schmerzreduktion über 3 Tage. Mit 5 Dosisstärken (12, 25, 50, 75, 100 µg/h) ermöglicht es Patienten mit schweren chronischen Schmerzen eine individuelle Dosierung. Studien belegen die Wirksamkeit. Das Pflaster benötigt zudem bei gleicher Wirkstärke ein Drittel bis zur Hälfte weniger Wirkstoffbeladung als vergleichbare Pflaster. Deshalb bleibt nach 3 Tagen auch deutlich weniger Restbeladung. Das bedeutet mehr Sicherheit, so Taraus Kollege Dr. Thomas Nolte im Juli 2009 bei einer Veranstaltung in Wiesbaden. So ist das Risiko einer Überdosierung, etwa wegen Temperaturerhöhung durch Fieber oder eine Wärmflasche, geringer. Das nützt natürlich nur, wenn die Apotheken das Präparat nicht einfach gegen ein anderes austauschen können. Deshalb wurden die Packungsgrößen jetzt auf 4, 9 und 19 Pflaster umgestellt.

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Intranasale Verabreichung gegen Durchbruchschmerzen

Vor allem im Endstadium ihrer Krankheit leiden aber viele Krebspatienten unter Durchbruchschmerzen. Sie sind oft nur kurz, aber dafür heftig: In einer Studie hielten sie in jedem zweiten Fall höchstens 20 Minuten an und davon wiederum in der Hälfte der Fälle höchstens 10 Minuten.

Für solche Schmerzdurchbrüche brauchen die Patienten zusätzliche, rasch wirkende Analgetika. Bisherige Medikamente waren dafür oft nicht schnell genug, so Dr. Mechthilde Burst aus Wiesbaden: Ein schnelles orales Opioid wirkt häufig erst nach 20-30 Minuten. Schnell genug wirkten bislang nur parenterale Applikationen, vor allem i.v., was aber im häuslichen Bereich, ohne Arzt am Bett, nicht möglich ist.

Eine Lösung für die Zukunft könnte demnächst ein Fentanyl-Nasenspray bieten. Dessen Wirktempo ähnelt dem der parenteralen Gabe. Der Patient spürt innerhalb von 3-5 Minuten eine Linderung der Schmerzen, so Burst. Davon könnten auch Patienten profitieren, deren Mundschleimhaut nach Chemotherapien und/oder aufgrund eines geschwächten Immunsystems geschädigt ist.

Helga Brettschneider, Frankfurt a.M.

Quelle: Praxisworkshop "Tumorschmerz", Juli 2009 in Wiesbaden, Veranstalter: Nycomed, Konstanz

Die Autorin ist freie Journalistin

 
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