Atemwegsinfektionen - Kein europaweiter Standard für Antibiotika bei Husten

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Antibiotika-Resistenzen nehmen weltweit zu. Als ein Grund gilt die unnötige Gabe von Antibiotika, beispielsweise bei Atembeschwerden wie Husten. Eine große europäische Studie hat nun die Verschreibungspraktiken für Antibiotika bei Patienten mit akutem Husten in einzelnen EU-Ländern ausgewertet. BMJ 2009; 338: b2242

C. Butler et al. schlossen 3402 Erwachsenen in ihre Querschnittsstudie ein. Sie stammen aus 14 Versorgungsnetzwerken in 13 europäischen Ländern, die vom EU-geförderten GRACE-Projekt (Genomics to combat Resistance against Antibiotics in Community-acquired lower respiratory tract infections in Europe; www.grace-lrti.org) ausgewählt worden waren. Die Patienten hatten sich aufgrund "akuten Hustens" bei ihrem Hausarzt vorgestellt. Die Ärzte erhoben die Anamnese, inklusive Begleiterkrankungen und Symptomen, und ermittelten die Körpertemperatur. Zudem hielten die Patienten ihre Symptome über einen Zeitraum von 28 Tagen per Tagebuch fest.

Insgesamt bekamen 53 % der Patienten ein Antibiotikum. Im spanischen Barcelona lag die Verschreibungshäufigkeit mit 20,6 % am niedrigsten, im slowakischen Bratislava mit 87,6 % am höchsten. In Deutschland (Rotenburg/Wümme) erhielten 34,5 % der Patienten Antibiotika. Die Länderunterschiede bei der Verschreibung waren nicht durch unterschiedliche Schwere oder die Dauer der Symptome erklärbar. Auch bei der Wahl der Wirkstoffe zeigten die europäischen Länder deutliche Unterschiede: In Großbritannien verschrieben 83 % der Ärzte das im Rahmen der Studie am häufigsten verschriebene Antibiotikum Amoxicillin, in Norwegen lediglich 3 %. Fluoroquinolone wurden in 3 Ländern gar nicht verordnet, im italienischen Mailand dagegen bei 18 % der Patienten. Die Symp-tomtagebücher belegten zudem, dass die Antibiotika keinen maßgebenden Einfluss auf die Genesungsdauer der Patienten hatten.

Fazit

Die Verschreibungspraxis von Antibiotika bei akutem Husten variiert in Europa deutlich. Das Behandlungsergebnis ist allerdings in allen Ländern ähnlich. Die Autoren fordern daher einen konservativen Umgang mit Antibiotika und eine Standardisierung der Verschreibung in Europa.

Dr. Katja Flieger, Berlin

Erstveröffentlichung in:Dtsch Med Wochenschr 2009; 134: S. 1666