Physikalische Medizin, Rehabilitationsmedizin, Kurortmedizin 2009; 19(5): 237
DOI: 10.1055/s-0029-1242056
Referate

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Wirksamkeit der Trainingstherapie bei Beschwerden am Bewegungsapparat von selbstständig erwerbstätigen Personen

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Publication Date:
07 October 2009 (online)

 

Referat zur Arbeit von Heinrich J, Anema JR, de Vroome EMM, Blatter BM. Effectiveness of physical training for self-employed persons with musculoskeletal disorders: a randomized controlled trial. BMC Public Health 2009; 9: 200

In Holland wurden in einer pragmatischen randomisierten Studie selbstständig Erwerbstätige mit einer kürzlich durch unspezifische Nacken- oder Kreuzschmerzen bedingten Arbeitsunfähigkeit randomisiert einem körperlichen Training oder einem körperlichen Training in Kombination mit Arbeitsplatzanpassung und Verhaltenstherapie zugeteilt.

Vor 6 und 12 Monaten nach der Therapie wurden die Schmerzintensität und Funktionsfähigkeit der Teilnehmer in beiden Trainingsgruppen und zweier Kontrollgruppen bestimmt. Außerdem wurde als Hauptstudienparameter 6 und 12 Monate nach Therapie die Zahl der Tage erhoben, an denen Anspruch auf Entschädigung wegen Arbeitsunfähigkeit bestand.

Die Patienten trainierten in Gruppen von 6-8 Personen 2-3-mal pro Woche, jeweils 60-90 Minuten lang für 3 Monate Ausdauer und Kraft in Kombination mit Entspannungs- und Haltungsübungen. Die Intensität des Trainings wurde individuell angepasst und während der Behandlungsperiode langsam erhöht. Zusätzlich wurde in einer Gruppe eine Arbeitsplatzanalyse durchgeführt und die Bewegungstherapie an die individuellen Arbeitsplatzbedingungen angepasst. Außerdem wurden in dieser Therapiegruppe in jeder Trainingssitzung 30 Minuten lang Erwartungen hinsichtlich des Verlaufs der Beschwerden und ein auf Funktiosverbesserung ausgerichtetes Verhalten besprochen. In den Kontrollgruppen wurden die Patienten entsprechend der Therapieleitlinien der holländischen Allgemeinmediziner für Beschwerden am Bewegungsapparat behandelt.

Nach einem Jahr bestand zwischen Patienten der Trainingstherapie mit oder ohne Arbeitsplatzanpassung und Verhaltenstherapie im Vergleich zur Kontrollbehandlung kein statistisch signifikanter Unterschied in der Anzahl der Tage mit Anspruch auf Entschädigung wegen Arbeitsunfähigkeit. In den ersten 6 Monaten nach Therapie betrug die mediane Anzahl der Anspruchstage in der Gruppe mit Trainingstherapie 181Tage und 153 Tage in der Kontrollgruppe. Nach 12 Monaten wurden in der Trainingsgruppe 228 Tage mit Arbeitsunfähigkeit und in der Kontrollgruppe lediglich 165 Tage gezählt. Training plus Verhaltenstherapie war nach 6 Monaten im Median von 133 Anspruchstagen, nach 12 Monaten von 148 Tagen mit kompensierter Arbeitsunfähigkeit begleitet. Die Zahl in der Kontrollgruppe betrug nach 6 Monaten und nach 12 Monaten 137 Tage. Beim Vergleich von Schmerzminderung und Funktionsverbesserung zeigte sich nur in Trainingstherapie nach 6 Monaten eine signifikante Überlegenheit gegenüber der Kontrollgruppe.

Die Autoren weisen darauf hin, dass Trainingstherapie mit oder ohne Arbeitsplatzanpassung und Verhaltenstraining die Dauer des Anspruchs auf Entschädigung wegen Arbeitsunfähigkeit bei selbstständigen Erwebstätigen nicht besser als Standardtherapie verringern kann.

K. Ammer, Wien, Österreich

Literatur

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