Der Klinikarzt 2009; 38(10): 464
DOI: 10.1055/s-0029-1242878
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Interview - Wird die Heparinspritze langfristig abgelöst?

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Publication Date:
28 October 2009 (online)

 
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    Nach Knie- und Hüftgelenk-Operationen haben Patienten ein hohes Risiko, venöse Thromboembolien zu erleiden. Wirksame und sichere Antikoagulation ist daher sehr wichtig. Wir befragten Dr. Christoph Sturm, Chefapotheker des Amper Klinikums Dachau, wie er den oralen Thrombinhemmer Dabigatranetexilat im Vergleich zur bisherigen subkutanen Antikoagulation einschätzt.

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    ? Herr Dr. Sturm, was schätzen Sie an der Wirkweise von Dabigatranetexilat?

    Dr. Christoph Sturm: Der Wirkstoff setzt direkt an einer zentralen Stelle des Gerinnungssystems, dem Thrombin, an. Dabigatranetexilat hat nur ein geringes Potenzial zu Neben- und Wechselwirkungen und kann unabhängig von Mahlzeiten gegeben werden. Ein Monitoring von Thrombozyten und Gerinnungsparametern ist nicht notwendig. Dabigatranetexilat steht in 2 Dosierungen zu Verfügung. Aufgrund des Alters unserer Patienten erhalten bei uns interessanterweise ebenso viele die reduzierte Dosis von 2 Kapseln zu 75 mg täglich wie die Normaldosierung von 2 Kapseln zu 110 mg täglich.

    ? Birgt diese flexible Dosierung Vorteile?

    Sturm: Diese ermöglicht eine differenzierte Therapie: Patienten, die älter sind als 75 Jahre oder gleichzeitig Amiodaron einnehmen und solche, die eine eingeschränkte Nierenfunktion haben, werden mit der niedrigeren Dosierung behandelt.

    Für uns Kliniker steht die Effizienz und Sicherheit im Vordergrund, aber auch unsere Patienten kommen mit der angenehmen oralen Therapieoption sehr gut zurecht.

    ? Wie schätzen Sie die Zukunft der oralen Antikoagulation ein?

    Sturm: Ich denke, dass die orale Antikoagulation in der Orthopädie breit zum Einsatz kommt und die Heparinspritzen langfristig ablösen wird. Auch in anderen Indikationen besteht Verbesserungsbedarf: Beispielsweise im Bereich der Schlaganfallprävention bei Patienten mit Vorhofflimmern bringt der derzeitige Therapiestandard, die Vitamin- K-Antagonisten, zahlreiche Einschränkungen mit sich.

     
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