Pneumologie 2009; 63(11): 609
DOI: 10.1055/s-0029-1243443
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Bronchialkarzinom - Bessere Prognose mit multimodaler Therapie?

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Publication Date:
20 November 2009 (online)

 
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Im Stadium IIIA des nicht kleinzelligen Bronchialkarzinoms (T-3 N2 M0) liegen ipsilaterale Lymphknotenmetastasen vor. Die kombinierte Radio-Chemotherapie ist in dieser Situation derzeit Therapiestandard. K. Albain et al. untersuchten nun, ob die Kombination aus Radio-Chemotherapie und Resektion die schlechte Prognose dieser Patienten verbessern kann. Lancet 2009; 374: 379-386

Eine Kombination aus thoraxchirurgischem Eingriff und Radio-Chemotherapie verlängert das Leben der betroffenen Patienten nicht. In der Phase-III-Studie konnte keine signifikante Steigerung der 5-Jahresüberlebensrate nachgewiesen werden.

396 Patienten nahmen an dieser nordamerikanischen Multizenterstudie teil. Das N2-Stadium wurde durch CT von Thorax, Leber, Nebenniere und Gehirn sowie Skelettszintigrafie ermittelt und per Biopsie histologisch gesichert. Alle Patienten erhielten 2 Zyklen Cisplatin/Etoposid und parallel eine Bestrahlung mit 45 Gy. Es schloss sich bei 202 Patienten eine dem Primärtumor angepasste Operation an, während bei 194 Patienten die Radiatio ununterbrochen fortgeführt und intensiviert wurde. Abschließend verabreichten die Forscher allen Probanden einen zusätzlichen Zyklus Cisplatin/Etoposid.

Der operative Eingriff verbesserte die Lebenserwartung nur gering (7 %), dieser primäre Endpunkt verfehlte die Signifikanz. Allerdings sahen die Forscher einen Vorteil für Patienten, bei denen ein Eingriff mit geringerer Radikalität (Segmentresektion, Lobektomie) infrage kommt. Das Fortschreiten des Krankheitsverlaufs konnte gebremst werden, das progressionsfreie Intervall lag in der Resektionsgruppe mit 12,8 Monaten über dem der konservativ behandelten Patienten (10,5 Monate). In der ersten Gruppe waren mehr Patienten nach 5 Jahren noch tumorfrei (22 % vs. 11 %).

In der Resektionsgruppe starben behandlungsbedingt 16 Patienten, Ursache war vor allem eine akute respiratorische Insuffizienz. Ohne Operation starben 4 Patienten während der Therapie.

Unerwünschte Nebenwirkungen der Radio-Chemotherapie zeigten sich überwiegend in Form einer Neutropenie und Ösophagitis, letztere besonders bei intensivierter Bestrahlung.

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Beim nicht kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC) mit ispilateralen Lymphknotenmetastasen profitieren vor allem die Patienten mit einer Segmentresektion oder einer Lobektomie von der Kombination einer Radio-Chemotherapie. Die Abbildung zeigt die CT-Aufnahme eines 64-jährigen Patienten mit NSCLC. Es sind ipsilaterale hiläre pathologische Lymphknoten zu erkennen. (Bild: F. Beyer et al. RRR PET-CT, Hrsg. O. Schober, W. Heindel. Georg Thieme Verlag 2008,Stuttgart).

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Fazit

Wird eine Radio-Chemotherapie mit einer Operation verbunden, kann das Fortschreiten der Erkrankung aufgehalten werden. Vor allem Patienten, bei denen eine Lungen-Segmentresektion oder Lobektomie in Frage kommt, profitieren von der multimodalen Behandlung, so die Autoren.

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Editorial zur Studie

Auch wenn die Studie keine signifikante Verlängerung der Lebenserwartung durch die Kombination von simultaner Radio-Chemotherapie und chirurgischer Resektion belegen konnte, sieht W. Eberhardt durch die Ausdehnung des progressionsfreien Intervalls dennoch Vorteile durch die multimodale Behandlung. Die Behandlungsstrategie muss nach Auffassung des Onkologen individuell und interdisziplinär geplant werden. Er fordert weitere randomisierte Studien, um die multimodale Therapie beim fortgeschrittenen Bronchialkarzinom zukünftig optimieren zu können. Lancet 2009; 374: 359–360

Dr. Uwe Glatz, Eppingen

01 Erstveröffentlichung in: Dtsch Med Wochenschr 2009;134: 1913

01 Erstveröffentlichung in: Dtsch Med Wochenschr 2009;134: 1913

 
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Beim nicht kleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC) mit ispilateralen Lymphknotenmetastasen profitieren vor allem die Patienten mit einer Segmentresektion oder einer Lobektomie von der Kombination einer Radio-Chemotherapie. Die Abbildung zeigt die CT-Aufnahme eines 64-jährigen Patienten mit NSCLC. Es sind ipsilaterale hiläre pathologische Lymphknoten zu erkennen. (Bild: F. Beyer et al. RRR PET-CT, Hrsg. O. Schober, W. Heindel. Georg Thieme Verlag 2008,Stuttgart).