Der Klinikarzt 2009; 38(11): 515
DOI: 10.1055/s-0029-1243486
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Metabolische Chirurgie - Elektrische Magenstimulation zur Therapie des Diabetes mellitus

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Publication Date:
02 December 2009 (online)

 
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Neue Therapieansätze erweitern das Spektrum in der Diabetesbehandlung. Dazu gehören mittlerweile auch operative Interventionen bei adipösen Typ-2 Diabetikern zur Beeinflussung der glykämischen Regulation. Allerdings erfordern restriktive Verfahren von den Patienten eine extreme Umstellung des Lebensstils oder den Verzicht auf bestimmte Nahrungsmittel. Hier kann minimal invasive metabolische Chirurgie unter Verwendung eines neuartigen Magenimpulsgenerators einen zentralen Therapieansatz darstellen.

Restriktive Verfahren erfordern extreme Umstellung des Lebensstils

Pro Tag erkranken nach Schätzungen von diabetesDE zwischen 600 und 1000 Menschen neu an Diabetes mellitus, davon sind über 90 % der Betroffenen Typ-2-Diabetiker. Die Ursache der erheblichen Zunahme der Erkrankungszahlen ist im drastischen Anstieg von Übergewicht zu suchen. Will man diese Diabeteswelle, die unser Gesundheitssystem zu überrollen droht, erfolgreich bekämpfen, müssen alle Therapieansätze diskutiert werden, die zu einer Verbesserung der Stoffwechseleinstellung des Diabetikers führen. Dazu gehört auch der Stellenwert der metabolischen Chirurgie, insbesondere beim adipösen Diabetiker, bei dem durch Verfahren wie z. B. Magenband oder Magenbypass Größe und Funktion des Magens beeinflusst werden. Denn mit seinen vielfältigen neuronalen, mechanischen und hormonellen Funktionen nimmt der Magen eine Schlüsselrolle in der Regulation der Nahrungsaufnahme und auch des Glukosestoffwechsels ein. In einer randomisierten kontrollierten Studie mit 50 Patienten, letztes Jahr im amerikanischen Ärzteblatt veröffentlicht, wurden 3 von 4 insulinpflichtigen adipösen Typ-2-Diabetikern, die sich einem Magenbypass unterzogen, durch den chirurgischen Eingriff von ihrer Stoffwechselerkrankung geheilt. Allerdings verändern solch restriktive Verfahren die Größe des Magens oder nehmen auf dessen Funktion Einfluss, sodass eine extreme Umstellung des Lebensstils notwendig ist, um Probleme der Verdauung zu umgehen. Abhilfe bietet die nicht-exzitatorische, gastrische Elektrostimulation mittels Tantalus®.

Magenstimulator erkennt Nahrung und verstärkt Muskelkontraktion

Beim Tantalus-System handelt es sich um einen Magenstimulator, der mithilfe einer minimal invasiven Operation implantiert werden kann. Das System verfügt über eine automatische Nahrungserkennung und verstärkt die natürlichen Muskelkontraktionen des Magens, mit der Folge, dass es zu einer sehr frühen Sättigung kommt. Gleichzeitig wirken diese Signale auf verschiedene Hormone des Blutzuckerstoffwechsels, mit dem Effekt einer deutlichen und anhaltenden Senkung des Langzeitblutzuckerwertes HbA1C. Im Ergebnis kommt es zu einer signifikanten Gewichtsabnahme und zu einer deutlichen Verbesserung der Stoffwechseleinstellung bei adipösen Typ-2-Diabetikern. Das Verfahren eignet sich für adipöse Diabetiker, die aufgrund des relativ niedrigen BMIs für eine bariatrische Intervention nicht infrage kommen. Erste Daten von Typ-2-Diabetikern mit einem BMI < 35 kg/m2 zeigen eine deutliche, gewichtsunabhängige Absenkung des HbA1C-Wertes, sodass die orale antidiabetische Medikation gesenkt werden konnte. Ebenso kam es bei diesen Patienten zu einer signifikanten Blutdrucksenkung.

Richard Kessling, Zeiskam

Quelle: Satellitensymposium "Behandlung von adipösen Typ-2-Diabetikern mit Hilfe des Magenstimulations-Systems Tantalus" im Rahmen der gemeinsamen Tagung von DAG und DDG/diabetesDE, 06. November 2009 in Berlin. Veranstalter: MetaCure GmbH, Zug (Schweiz).

Der Autor ist freier Journalist.