Der Klinikarzt 2009; 38(11): 519
DOI: 10.1055/s-0029-1243491
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Nachfolgeprodukte von Biopharmazeutika - Biosimilars - Innovationen mit Zukunftspotenzial

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Publication Date:
02 December 2009 (online)

 
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"Biosimilars sind Nachfolgeprodukte von Biopharmazeutika, deren Patentschutz abgelaufen ist", lautet die kurz gefasste Definition zu einem Begriff, der in letzter Zeit in einschlägigen Fachmedien zunehmend auftaucht. Genauer: Es handelt sich um neuartige, biotechnologisch erzeugte, proteinbasierte Nachahmer-Arzneistoffe, die nach Ablauf der Patentzeit einer Originalsubstanz (Wirkstoff) entwickelt werden. Anders als die klassischen, molekülstruktur-definierten Arzneistoffe sind sie aber nicht völlig identisch mit dem Originalwirkstoff und erfordern deshalb, im Gegensatz zu den klassischen Generika, ein weit aufwendigeres Zulassungsverfahren und auch spezielle Überwachungsmaßnahmen, da sie sich oft durch abweichende Glykosylierungsmuster, die sich u. a. auf die Pharmakokinetik der Präparate auswirken können, unterscheiden. Hergestellt werden Biosimilars (als biologische Moleküle) in einem mehrstufigen Prozess aus lebenden, genetisch modifizierten Zellen mittels rekombinanter DNA-Technologie. Das aber bedeutet, dass sie z. B. in der Isoform-Verteilung natürlichen Schwankungen unterliegen und dadurch keine Charge der anderen zu 100 % gleicht. Da es selbst innerhalb einer Charge zu minimalen Abweichungen kommen kann, können Biosimilar und Referenzprodukt nie völlig identisch sein. Hier spricht man von Similarität, also Ähnlichkeit.

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Keine Charge gleicht der anderen zu 100 %

Am Anfang der Biosimilar-Entwicklung steht der Zellklon einer DNA-Sequenz. Während der anschließenden Fermentierung wächst in speziellen Bioreaktoren der Wirkstoff, der dann in einem Reinigungsprozess "geerntet" wird und am Ende der Kette in stabiler Formulierung des Proteins in einem verabreichbaren Produkt resultiert. Der Prozess unterliegt zahlreichen Kontrollen und Analysen sowie in allen Stadien der Herstellung und Aufreinigung immer wieder einem engmaschigen Abgleich mit dem Referenzprodukt, sodass das Biosimilar dem Referenzprodukt bei Zulassungseinreichung in allen von der Europäischen Zulassungsbehörde (EMEA) geforderten Punkten entspricht.

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Qualität der Biosimilars entspricht den Referenzprodukten

Unter Anwendung modernster Technik und dem Leitsatz "Quality by Design" hat sich der Pharmahersteller HEXAL als Pionier zum Biosimilar-Experten entwickelt. "Die Qualität, Wirksamkeit und Sicherheit der Biosimilars", so bestätigte der Leiter des Entwicklungszentrums der Firma HEXAL, Dr. Carsten Brockmeyer, Oberhaching, "ist mit den Referenzprodukten vergleichbar", denn das Kernstück des Zulassungsdossiers für ein Biosimilar bildet stets eine Vergleichbarkeitsstudie mit dem Ziel, "das Biosimilar mit dem Referenzprodukt hinsichtlich aller relevanten Stufen der Arzneimittelentwicklung zu vergleichen."

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Plattform für Follow-on-Versionen monoklonaler Antikörper

Zusammen mit dem Unternehmen SANDOZ hat HEXAL als einziger Hersteller 3 Biosimilars im Portfolio: 2006 wurde die EMEA-Zulassung für das weltweit erste Biosimilar Omnitrope® erteilt, 2007 für das erste komplexe Biosimilar Epoetin alfa HEXAL®, Bionocrit® und Anfang 2009 schließlich für Filgrastrim HEXAL®/Zarzio®. Brockmeyer sagte zum Ausblick: "Das Biosimilar-Konzept bildet auch eine geeignete Plattform für Follow-on-Versionen monoklonaler Antikörper. Da die ersten monoklonalen Antikörper ab 2013 ihren Patentschutz verlieren, kommt der Entwicklung von Biosimilars in diesem Bereich wachsende Bedeutung zu." Außerdem beschäftigt sich HEXAL auch mit der Entwicklung retardierter Biotech-Arzneiformen.

Hilmar Bierl, Berlin

Quelle: Plenarvortrag "Biosimilars: Aspekte der Entwicklung, Herstellung und zukünftigen Marktbedeutung" im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Pharmazeutischen Gesellschaft (DPhG) am 30. September 2009 in Jena. Veranstalter: DPhG und HEXAL AG, Holzkirchen.

Der Autor ist freier Journalist.