Einleitung
Einleitung
In den aktuellen Statistiken zählen untere Atemwegsinfektionen nach kardiovaskulären
und malignen Krankheiten zu den häufigsten Todesursachen weltweit [1 ]. Jährlich versterben ca. 5,2 Millionen Menschen an einer Pneumonie, davon waren
in Deutschland im Jahr 2007 mehr als 21 000 Menschen betroffen. Die Tendenz ist in
Deutschland ansteigend [2 ]. In den kommenden 40 Jahren wird sich die Anzahl ambulant erworbener Pneumonien
in Deutschland möglicherweise gegenüber dem heutigen Stand verdreifachen [3 ].
Im ersten Teil dieser Übersichtsarbeit wurden aktuelle Methoden zur Infektionsdiagnostik
in der Pneumologie vorgestellt [4 ]. Der zweite Teil konzentrierte sich auf die Diagnostik von pulmonalen Infektionskrankheiten
bei ausgewählten bakteriellen Mikroorganismen [5 ]. In diesem dritten Teil wird die häufig therapierelevante Abgrenzung der Kolonisation
von einer Infektion durch humanpathogene Viren und Pilze behandelt. Im klinischen
Alltag ist diese Abgrenzung schwierig, vor allem bei schwerkranken Patienten, die
auf der Intensivstation und Intermediate-Care-Station behandelt werden.
Respiratorische Viren
Respiratorische Viren
Mikrobiologie
Viren als Erreger von Atemwegsinfektionen sind ca. 30 bis 250 nm große infektiöse
Partikel, die aus Proteinen bestehen und teilweise von einer Lipidmembran umgeben
sind, die als Hülle oder engl. Envelope bezeichnet wird. Sie enthalten nur eine Art der Nukleinsäure als Erbinformation,
entweder RNA oder DNA. Sie vermehren sich nicht durch Teilung wie Bakterien oder Pilze,
sondern replizieren sich in lebenden Zellen, die sie infizieren [6 ].
Epidemiologie
Virale Atemwegsinfektionen gehören weltweit zu den wichtigsten Ursachen akuter Morbidität
[7 ]. Es wurden bislang über 200 unterschiedliche Erreger isoliert, die häufigsten sind
in absteigender Reihenfolge: Rhinoviren (mehr als 100 Serotypen), Influenza (A bis C), Respiratorisches Synzytialvirus (RSV; A und B), Coronaviren (HCoV-229E, -OC43, -NL63, -HKU1, SARS-CoV), Parainfluenzaviren [6 ]
[7 ]
[8 ]
[9 ], humanes Metapneumovirus, Adenoviren (mehr als 50 Serotypen) sowie die kürzlich identifizierten Bocaviren .
Während der Hauptsaison (Herbst und Frühjahr) verursachen Atemwegsviren über 80 %
aller Episoden der akuten Rhinopharyngitis. Bei der akuten Tracheobronchitis und der
akuten Exazerbation der COPD werden sie in bis zu 50 % [8 ]
[9 ], bei Asthmaanfällen in bis zu 85 % [10 ] der Fälle nachgewiesen. Bei der ambulant erworbenen Pneumonie geht man in bis zu
20 % der Fälle von einer viralen Genese aus [11 ].
Symptome/Klinik
Symptome viraler Atemwegsinfekte entwickeln sich üblicherweise 1 – 2 Tage nach Infektion,
erreichen ihren Höhepunkt an Tag 3 – 4 und verschwinden nach ca. 1 Woche. Das Maximum
der Virusfreisetzung findet sich schon nach 2 – 3 Tagen, sodass die Patienten vor
allem in der Anfangsphase der Infektion ansteckend sind. Bei der Rhinopharyngitis
stehen Fließschnupfen, Behinderung der Nasenatmung und Halsschmerzen im Vordergrund.
Komplizierend kann die Infektion auch auf die Nasennebenhöhlen übergehen. Bei der
Tracheobronchitis kommt ein trockener Husten hinzu. Bei der Exazerbation der COPD
ist der Husten oft produktiv, der Auswurf mukopurulent. Häufig findet sich eine Zunahme
der Dyspnoe. Beim Asthmaanfall steht die Luftnot ganz im Vordergrund. Begleitend kann
es zu nicht-respiratorischen Symptomen in Form von Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen
kommen.
Diagnostik
Es gibt direkte und indirekte Nachweisverfahren, deren Sensitivität und Spezifität
für die einzelnen Viren sehr unterschiedlich sein können. Eine detaillierte Übersichtsarbeit
zum Nachweis von Atemwegsviren ist in dieser Zeitschrift vor kurzem erschienen [12 ]. Kurz zusammengefasst gehören zu den direkten Verfahren die Viruskultur, die direkte
Immunfluoreszenz, ELISA-basierte Verfahren und der Nachweis viraler Nukleinsäuren.
Die Antikörperserologie stellt ein indirektes Nachweisverfahren dar.
Ein allgemein anerkannter diagnostischer Goldstandard ist nicht verfügbar. Die Viruskultur
sowie Serologien werden in der Praxis kaum noch eingesetzt.
Für den Nachweis von Influenza-Viren und RSV gibt es Schnelltests mit ausreichender bis hoher Sensitivität und Spezifität.
Die in Deutschland verwendeten Influenza-Schnelltests haben allerdings nur eine eingeschränkte
Sensitivität für nH1N1. Laut Untersuchungen der CDC (www.cdc.gov ) scheint dies mit der Viruslast zusammenzuhängen. Ist diese niedrig, dokumentieren
die für den Nachweis der saisonalen Influenza entwickelten Tests häufig ein falsch
negatives Testergebnis bei Patienten mit akuten nH1N1-Infektionen.
Für eine exakte, sensitive und sehr spezifische Diagnostik steht als Verfahren der
Wahl der Nukleinsäurenachweis zur Verfügung. Dieser kann innerhalb eines Arbeitstages
aus Nasenlavage, Sputum, Trachealsekret (TS) oder bronchoalveolärer Lavage-Flüssigkeit
(BALF) Viren verlässlich nachweisen (s. [Tab. 1 ]).
Tab. 1 Möglichkeiten des Virusnachweises und ihre Bedeutung für die Differenzierung von pulmonalen
Infektionen und Kolonisationen.
Verfahren
Material
Ergebnis nach
Spektrum
Differenzierung Infektion/Kolonisation
Direkter Virusnachweis
Viruskultur
BALF, TS, Rachenspülwasser, Nasenrachenabstrich, Bläschenflüssigkeit oder Abstrich,
(Blut, eventuell für CMV)
1 – 2 Wochen
Influenza, Parainfluenza, Adeno-,RSV, hMPV, HSV, VZV, CMV, Rhino-, Enteroviren
hinweisend auf eine pulmonale Infektion, wenn aus dem tiefen Respirationstrakt (aber
nicht beweisend)
Shell-Vial Assay
BALF ,TS, Rachenspülwasser, Nasenrachenabstrich, (Blut)
1 – 2 Tage
CMV, VZV, HSV,RSV, Adenoviren
hinweisend auf eine pulmonale Infektion, wenn aus dem tiefen Respirationstrakt (aber
nicht beweisend)
direkte Immunfluoreszenz
BALF ,TS, Rachenspülwasser, Nasenrachenabstrich
1 – 2 Stunden
Influenza, Parainfluenza, Adeno-,RSV, hMPV, HSV, VZV, CM-Viren
hinweisend auf eine pulmonale Infektion, wenn aus dem tiefen Respirationstrakt (aber
nicht beweisend)
ELISA/Immunchromatografie
BALF ,TS, Rachenspülwasser, Nasenrachenabstrich
15 min.
Influenza, RSV
hinweisend auf eine pulmonale Infektion, wenn aus dem tiefen Respirationstrakt (aber
nicht beweisend)
Nachweis viraler Nukleinsäuren
BAFL ,TS, Rachenspülwasser, Nasenrachenabstrich
4 – 8 Stunden
alle
hinweisend auf eine pulmonale Infektion, wenn aus dem tiefen Respirationstrakt (aber
nicht beweisend). Cave: Herpesviren, RSV und Adenoviren können persistieren. Bei nicht
akuter Klinik auch latente Infektionen möglich.
CMV pp65-Antigen
Vollblut
1 Tag
CMV
beweisend für eine CMV-Infektion (aber nicht für eine pulmonale Beteiligung)
histologischer/zytologischer Nachweis
Lungenbiopsie, BALF
1 Tag
CMV, HSV
beweisend für eine akute Infektion
Indirekter Virusnachweis
Serologie
Serum
Titeranstieg nach 2 Wochen
Influenza, Parainfluenza, Adeno-, Rhino-, Corona-, RS-Viren
nicht hilfreich für die Akutdiagnostik
ELISA: Enzyme Linked Immunosorbent Assay, TS: Trachealsekret, BALF: bronchoalveoläre
Lavage Flüssigkeit, PCR: Polymerase-Kettenreaktion.
Kriterien für die Unterscheidung von Kolonisation und Infektion
Viren können ihren Wirt nicht im eigentlichen Sinne kolonisieren, sie können aber
chronisch-persistierende und latente Infektionen ausbilden. Sowohl bei ambulanten
[13 ] als auch bei stationären Patienten mit COPD [8 ] lässt sich häufig auch in der stabilen Phase RSV mittels PCR nachweisen. Durch quantitative
Viruslastbestimmung (Real-time PCR) wurde gezeigt, dass bei diesen Patienten die Viruslast
sehr niedrig ist, was für eine chronisch-persistierende Infektion durch RSV spricht
[14 ]. Im Gegensatz dazu findet man z. B. bei einer akuten Influenza ca. 100 000-mal mehr
virale DNA-Kopien im induzierten Sputum [15 ].
Um also zwischen akuter, latenter oder chronisch-persistierender viraler Atemwegsinfektion
unterscheiden zu können, bedarf es der Bestimmung der Anzahl von Genomäquivalenten
(Viruslast), vorzugsweise im induzierten Sputum oder der BALF. Im klinischen Alltag
ist eine solche Unterscheidung jedoch in der Regel nicht erforderlich, vielmehr gilt
z. B. bei einem symptomatischen Patienten der qualitative Nachweis des Influenza -Virus als diagnostisch.
Therapieindikationen
Aktuell gibt es nur sehr limitierte antivirale Therapieoptionen. Zugelassene antivirale
Medikamente gibt es nur für Influenza -Viren und RSV. Präventiv kommt vor allem der Impfung eine große Bedeutung zu [16 ]. Zur Therapie latenter oder chronisch-persistierender viraler Atemwegsinfektionen
beim Menschen gibt es bislang noch keine gesicherten Erkenntnisse (s. [Tab. 3 ]).
Fazit für die Praxis
Respiratorische Viren gehören zu den häufigsten Erregern oberer und unterer Atemwegsinfektionen.
In den meisten Fällen handelt es sich um selbstlimitierende Erkrankungen. Vor allem
bei Patienten mit pulmonalen und/oder extrapulmonalen Grunderkrankungen können die
Verläufe jedoch schwerwiegender sein. Einen diagnostischen Goldstandard gibt es aktuell
nicht. In Zukunft werden Schnelltestverfahren und quantitative Nukleinsäureamplifikationsverfahren
zunehmend für die Diagnostik eingesetzt werden. Im klinischen Alltag ist ein qualitativer
Erregernachweis in der Regel ausreichend.
Herpesviren
Herpesviren
Mikrobiologie
Herpesviren sind behüllte DNA-Viren, die nach der Primärinfektion latent im Körper verbleiben
und – vor allem bei Immunsuppression – reaktivieren können. Eine Reaktivierung kann
subklinisch oder mit klinischer Symptomatik verlaufen. Von den bekannten Herpesviren spielen im Respirationstrakt vor allem das Zytomegalievirus (CMV), das Herpes-simplex-Virus (HSV) und das Varizella-Zoster-Virus (VZV) eine Rolle [17 ]. Bei anderen Herpesviren (Epstein-Barr-Virus, Humane Herpesviren-6 und -7) ist eine Manifestation im Respirationstrakt bei nicht Immunsupprimierten selten.
Sie können im Rahmen einer infektiösen Mononukleose bzw. eines Dreitagefiebers auftreten
[18 ]
[19 ]. Da die letztgenannten Herpesviren für die respiratorische Diagnostik eine untergeordnete
Rolle spielen, wird auf sie im Folgenden nicht spezifisch eingegangen. Die Diagnostik
entspricht im Wesentlichen der Diagnostik bei Herpes-simplex-Virus .
Epidemiologie
Die Durchseuchung der erwachsenen Bevölkerung mit HSV, VZV und CMV ist mit 40 bis
95 % hoch [20 ]
[21 ]
[22 ]. HSV-Infektionen des Respirationstraktes werden meist durch HSV-1 verursacht und
treten in der Regel bei immunsupprimierten oder intensivpflichtigen Patienten auf
[21 ]
[23 ]
[24 ]. Bei Langzeitbeatmung tritt häufig eine HSV-Reaktivierung im Respirationstrakt auf.
Ihre klinische Relevanz hängt wahrscheinlich vom Ausmaß der Virusreplikation ab [25 ]
[26 ]. CMV-Pneumonien treten selten bei immunkompetenten, aber häufig bei immunsupprimierten
Personen auf [22 ]
[27 ]. VZV-Pneumonien sind eine seltene Komplikation der Windpocken bei immunkompetenten
Kindern. Häufiger treten sie jedoch als ernsthafte Komplikation bei gesunden Erwachsenen
und bei immunsupprimierten Patienten mit Windpocken auf, seltener bei disseminiertem
Herpes zoster [20 ]
[27 ]
[28 ].
Symptome und Klinik
HSV, VZV und CMV können eine Pneumonie verursachen. Bei VZV-Pneumonie ist meist gleichzeitig
ein Varizellen-Exanthem oder ein Herpes zoster vorhanden [20 ]
[28 ]. Bei HSV kann auch eine hämorrhagische Tracheobronchitis auftreten [29 ] (s. [Tab. 2 ]). Ob HSV zu Mortalität und Morbidität von intensivpflichtigen Patienten beiträgt
oder nur den Schweregrad der akuten Erkrankung widerspiegelt, ist umstritten [24 ]
[30 ].
Tab. 2 Pulmonale Erkrankungen durch Herpesviren.
Virus
Pathologie im Respirationstrakt
Bevorzugt betroffene Patienten
Virologische Diagnostik
CMV
Pneumonie
Immunsupprimierte
Virusnachweis aus Blut (CMV pp65-Antigen), Virusnachweis aus respiratorischen Sekreten,
v. a. bronchoalveoläre Lavageflüssigkeit (PCR, Antigennachweis, Virusanzucht)
VZV
Pneumonie
Kinder, Immunsupprimierte
Virusnachweis aus respiratorischen Sekreten, v. a. bronchoalveoläre Lavageflüssigkeit
(PCR, Antigennachweis, Virusanzucht)
HSV
Pneumonie, hämorrhagische Tracheobronchitis
Immunsupprimierte, intensivpflichtige Patienten
Virusnachweis aus respiratorischen Sekreten, v. a. bronchoalveoläre Lavage flüssigkeit
(PCR, Antigennachweis, Virusanzucht)
Diagnostik
Respiratorische Materialien (Nasen-/Rachenabstrich, Trachealabstrich, bronchoalveoläre
Lavage) eignen sich zum Virusnachweis, wobei eine bronchoalveoläre Lavage zu bevorzugen
ist, weil asymptomatische Ausscheidung (vor allem HSV) im Oropharyngealtrakt vorkommt.
Als Methoden stehen zur Verfügung: Antigennachweis mit spezifischen, fluoreszenzmarkierten
Antikörpern (direkter Immunfluoreszenztest, IFT), Virusanzucht (traditioneller Goldstandard
der Virusdiagnostik) und Nachweis viraler Nukleinsäuren z. B. mittels PCR (s. [Tab. 1 ]). Sensitivität und Spezifität von IFT sind gut, die der Virusanzucht möglicherweise
noch etwas besser [31 ]. Die PCR hat eine noch höhere Sensitivität und auch eine hohe Spezifität [32 ]
[33 ]
[34 ]
[35 ]
[36 ].
Bei CMV steht zusätzlich der Nachweis von CMV pp65-Antigen oder DNA im Blut zur Verfügung
[27 ] (s. [Tab. 1 ]).
Serologisch können ein IgM-Nachweis oder IgG-Titeranstieg zwar als Hinweis auf eine
aktive Infektion gewertet werden, sind allerdings bei der hauptsächlich betroffenen
Patientengruppe (Immunsupprimierte) nicht diagnostisch verwertbar [27 ]
[37 ]
[38 ]
[39 ].
Virale Pneumonien manifestieren sich häufig durch interstitielle Infiltrate. Grundsätzlich
sind radiologische Verschattungsmuster jedoch unspezifisch [24 ]
[27 ]
[28 ]
[38 ].
Bei HSV können bronchoskopisch ein Schleimhautödem oder -erythem, Ulzerationen oder
eine hämorrhagische Tracheobronchitis wegweisend sein [24 ].
Der HSV-Nachweis mittels Zytologie ist weniger sensitiv als die Virusanzucht, jedoch
spezifisch für eine Infektion des Gewebes [24 ]. Der histologische Nachweis in der Lungenbiopsie ist beweisend für eine CMV-Pneumonie,
während die Zytologie aus der BALF zwar spezifisch, aber wenig sensitiv ist [38 ] (s. [Tab. 1 ]).
Kriterien für die Unterscheidung einer asymptomatischen Virusausscheidung von einer
Infektion
Aus respiratorischen Sekreten können die genannten Labormethoden den Virusnachweis
erbringen, aber nicht zwischen einer symptomatischen Infektion oder asymptomatischen
Ausscheidung bei latenter Infektion bzw. einer subklinischen Reaktivierung unterscheiden.
Bei CMV ermöglicht der zusätzliche Nachweis von pp65-Antigen im Blut, dessen Präsenz
immer auf aktive Virusreplikation hinweist, die Diagnose einer aktiven Infektion.
HSV: Ein direkter Virusnachweis aus respiratorischen Sekreten oder Abstrichen des
tiefen Respirationstrakts zeigt in der Regel eine aktive Infektion an. Orale HSV-Ausscheidung
kommt auch bei asymptomatischen Personen vor [40 ]
[41 ] und kann einerseits zu einer Kontamination der tiefen respiratorischen Materialien
bei der Materialgewinnung, andererseits aber auch zu einer Infektion des tiefen Respirationstrakts
führen [42 ]. Wahrscheinlich wird die Quantifizierung der Viruslast mittels quantitativer PCR
ähnlich wie im Blut auch in respiratorischen Sekreten einen Fortschritt bei der Diagnostik
bringen, da hohe Viruslast eher mit einer aktiven Virusreplikation und klinisch relevanten
Infektion bzw. Mortalität korreliert [26 ]
[27 ]
[43 ]. Randomisierte placebokontrollierte Studien zur Wirkung einer Aciclovir-Therapie
bei intensivpflichtigen Patienten mit HSV-Nachweis im Respirationstrakt fehlen. Die
bisherigen diesbezüglichen Studien erbrachten unterschiedliche Ergebnisse [24 ]. Immunsupprimierte und intensivpflichtige Patienten mit Zeichen einer pulmonalen
Infektion, bei denen HSV das einzige nachgewiesene Pathogen ist, sollten behandelt
werden [24 ] (s. [Tab. 3 ]).
CMV: Der Nachweis von CMV pp65-Antigen oder einer hohen Viruslast mittels PCR im Blut
ist meist mit einer aktiven Infektion verbunden. Der Nachweis von CMV pp65-Antigen
im Blut kombiniert mit einem CMV-Nachweis in der BALF (mittels IFT, Virusanzucht oder
PCR) belegt eine pulmonale CMV-Infektion [41 ]. Der CMV-Nachweis in der BALF kann aber auch ohne periphere Virämie Ausdruck einer
CMV-Pneumonitis sein [44 ]. Auch hier kann die Quantifizierung der CMV-Viruslast im respiratorischen Material
bezüglich der Frage asymptomatische Ausscheidung vs. Infektion weiterhelfen [45 ]
[46 ]
[47 ]
[48 ]. Allerdings ist die Frage, bis zur welcher Viruslast von asymptomatischer Virusausscheidung
im Rahmen der latenten Infektion auszugehen ist bzw. ab welcher Viruslast eine aktive
Infektion vorliegt, zur Zeit noch ungeklärt. Zur Etablierung eines Cut-offs der Viruslast
für eine aktive Infektion sind Studien erforderlich, die klinische Symptomatik und
Verlauf mit der Höhe der Viruslast im Respirationstrakt korrelieren.
Bei HSV und CMV ist der histologische Nachweis in der Lungenbiopsie wegweisend für
eine Infektion [24 ]
[38 ], wird jedoch aufgrund der Invasivität selten durchgeführt (s. [Tab. 3 ]).
VZV: Der Virusnachweis im Respirationstrakt ist diagnostisch, da keine asymptomatische
Ausscheidung bekannt ist [49 ] (s. [Tab. 3 ]).
Tab. 3 Übersichtstabelle zur Therapieindikation bei ausgewählten Virusinfektionen.
Erreger
Klare Therapieindikation
Keine Therapieindikation
Unklare Therapieindikation
Respiratorische Viren
hohe Viruslast aus induziertem Sputum oder bronchoalveolärer Lavage (z. B. Influenza-Virus, RSV) positiver Virusschnelltest im Zusammenhang mit typischer Klinik
→ Akute Infektion
Ohne klaren Virusnachweis keine spezifische Therapie!
niedrige Viruslast aus induziertem Sputum oder bronchoalveolärer Lavage (z. B., Adenovirus, RSV) → latente/chronische-persistierende Infektion zur Zeit keine sichere Therapieindikation, im Einzelfall aber abzuwägen
Herpesviren
klinische oder radiologische Zeichen einer pulmonalen Infektion plus
CMV: 1. histologischer oder zytologischer Nachweis 2. Nachweis von pp65-Antigen im Blut oder hohe Viruslast* (PCR) 3. Nachweis aus dem tiefen Respirationstrakt mit hoher Viruslast* (PCR) oder Virusanzucht
HSV:
1. histologischer oder zytologischer Nachweis 2. direkter Virusnachweis aus respiratorischen Sekreten oder Abstrichen des tiefen
Respirationstrakts (IFT, PCR – hohe Viruslast*)
VZV:
direkter Virusnachweis aus respiratorischen Sekreten oder Abstrichen des tiefen Respirationstrakts
(IFT, PCR)
alleiniger Nachweis von IgM-Antikörpern bei Immunsupprimierten
bei Immunsupprimierten Patienten oder intensivpflichtigen Patienten
CMV:
alleiniger Nachweis von CMV im tiefen Respirationstrakt (PCR) mit niedriger Viruslast
(wenn PCR bzw. pp65 Antigen im Blut negativ ist)
HSV:
Nachweis von DNA im oberen oder tiefen Respirationstrakt (PCR) mit niedriger Viruslast
* Ein allgemeingültiger Cut-off für eine hohe Viruslast existiert bislang nicht. Dieser
muss daher laborspezifisch festgelegt werden. ELISA: Enzyme Linked Immunosorbent Assay, TS: Trachealsekret, BALF: bronchoalveoläre
Lavage Flüssigkeit, PCR: Polymerase-Kettenreaktion.
Fazit für die Praxis
Nachweise von Herpesviren aus dem Respirationstrakt sollten ernst genommen werden. In Zukunft wird der quantitative
Erregernachweis mittels PCR die Unterscheidung zwischen asymptomatischer Ausscheidung
und aktiver Infektion erleichtern. Eine antivirale Behandlung ist wahrscheinlich indiziert,
wenn klinische Symptome vorliegen, eine hohe Viruslast vorliegt oder der Patient immunsupprimiert
oder schwergradig erkrankt ist.
Aspergillus-Infektionen
Aspergillus-Infektionen
Mikrobiologie
Aspergillus spp. gehört zur Klasse der Deuteromyceten. Die Sporen bzw. Konoiden mit einem Durchmesser
von 2 – 3 µm sind sehr widerstandsfähig gegenüber höheren Temperaturen, Austrocknung
oder Desinfektionsmittel [50 ]. Sind ausreichend Wasser und Nährstoffe in der Umgebung vorhanden, kommt es zur
Keimung der Sporen und zur Bildung von einzelnen Hyphen. Die Hyphen verzweigen sich
und bilden Hyphengeflechte aus, die auch als Myzel bezeichnet werden. An der Oberfläche
des Myzels bilden sich einzelne Konidiophoren aus. Pro Konidiophore werden bis zu
10 000 neue Sporen gebildet und durch Luftverwirbelungen im Raum verteilt. Aufgrund
der geringen Größe halten sich die Sporen lange Zeit in der Luft. In geschlossenen
Räumen erreicht der Pilz Sporenkonzentrationen von etwa 100/m3 . Aspergillus spp. leben praktisch in allen sauerstoffreichen Umgebungen, gewöhnlich auf kohlenhydratreichen
Substraten. Hauptreservoir sind gelagerte pflanzliche Substanzen (z. B. Heu, Korn,
Kompost). Deshalb gehören Pflanzen, insbesondere Topfpflanzen, nicht in die Krankenzimmer
von immunsupprimierten Patienten [51 ].
Neben Aspergillus fumigatus , verantwortlich für ca. 90 % der pulmonalen Erkrankungen, können von den ca. 250
Aspergillus -Spezies außerdem A. niger, A. nidulans, A. clavatus, A. flavus, A. terreus und A. ustus Infektionen beim Menschen verursachen.
Symptome und Klinik
Die klinischen Symptome, Untersuchungsbefunde und radiologischen Veränderungen ([Abb. 1 ]) sind in Abhängigkeit von der Aspergillus -assoziierten Erkrankung variabel.
Abb. 1 Typische CT-morphologische Veränderungen der Lunge bei Erkrankungen durch Aspergillus spp.
Invasive Aspergillose
Die inhalierten Sporen werden bei immunkompetenten Patienten durch Alveolarmakrophagen
abgetötet. Besteht jedoch eine extreme Exposition oder liegt eine immunsupprimierende
Erkrankung vor, so können die Sporen zu Hyphen heranreifen, an deren Abwehr neutrophile
Granulozyten und T-Lymphozyten beteiligt sind. Während des Hyphen-Wachstums werden
zahlreiche Metabolite, wie Komplement-Inhibitoren, Proteasen, Mykotoxine, wie Gliotoxin
und Aflatoxin gebildet. Insbesondere das Gliotoxin hat immunsupprimierende Wirkung
[52 ]
[53 ]. Die häufigsten Risikofaktoren für eine invasive Aspergillose sind prolongierte
und schwere Neutropenie (< 500/µl), systemische Steroidtherapie, Stammzell- und Organtransplantation,
fortgeschrittene AIDS-Erkrankung und chronisch granulomatöse Erkrankungen [54 ]
[55 ]
[56 ]
[57 ]
[58 ]
[59 ].
Das Risiko, an einer invasiven Aspergillose zu erkranken, steigt mit dem Ausmaß und
der Dauer der Immunsuppression an. Nach Stammzelltransplantation bei älteren Patienten
mit HLA-Mismatch besteht ein deutlich erhöhtes Risiko, innerhalb der ersten 40 Tage
nach Transplantation an einer invasiven Aspergillose zu erkranken, wohingegen eine
Graft-versus-host-Reaktion oder eine CMV-Infektion ein erhöhtes Risiko für eine invasive
Aspergillose in der späten Post-Transplantationsperiode (41. – 100. Tag) darstellen
[57 ].
Die Klinik ist unspezifisch und zeichnet sich durch ein akutes, rasch fortschreitendes
Krankheitsbild aus [60 ]. Die Kombination aus pleuralen atemabhängigen Schmerzen, Dyspnoe und Hämoptysen
sollte insbesondere bei Patienten mit Leuko- bzw. Neutropenie an eine angioinvasive
Aspergillose denken lassen [61 ]. Da insbesondere zu einem frühen Zeitpunkt des Krankheitsgeschehens die konventionelle
Bildgebung des Thorax noch ohne pathologische Befunde sein kann, sollte bei Verdacht
eine Computertomografie des Thorax durchgeführt werden. Hier zeigen sich schon frühzeitig
konsolidierende Verschattungen, umgeben von einem Saum mit Milchglastrübung, dem sog.
„halo-sign” [62 ]. Der Saum reflektiert Einblutungen durch Gefäßinvasion von Aspergillus spp. Im späteren Verlauf (insbesondere nach Immunrekonstitution) schmelzen diese Rundschatten
ein und es bildet sich das „Sichelzeichen” aus. Weitere typische Zeichen der invasiven
Aspergillose sind Noduli, gefäßbegleitende Infiltrate, infarktoide periphere Verschattungen
(s. [Abb. 1 ]). Es gibt jedoch noch eine Vielzahl anderer Manifestationen, keine (auch nicht das
„halo-sign”) ist spezifisch. Daher ist eine Erregerdiagnostik erforderlich.
Chronisch-nekrotisierende pulmonale Aspergillose (CNPA)
Von der chronisch-nekrotisierenden pulmonalen Aspergillose (CNPA, syn. semi-invasive
pulmonale Aspergillose) sind bevorzugt immundefiziente Patienten mit strukturellen
Atemwegs-/Lungenschäden betroffen. Hierzu gehören z. B. alkoholkranke Patienten mit
wiederholten Aspirationen, Patienten in fortgeschrittenen Stadien der COPD oder Patienten
mit Bronchiektasen aufgrund anderer Ursachen [63 ]. Darüber hinaus prädisponieren immunsuppressive Medikationen, wie systemische Steroide
oder Methotrexat, für eine CNPA [64 ]. Chronisch-nekrotisierende pulmonale Aspergillosen können auch bei Patienten ohne
bekannte Immundefizienz auftreten [65 ].
Die langsam fortschreitende Erkrankung manifestiert sich klinisch als chronische „Malaise”,
ggf. mit Husten, Gewichtsverlust und erhöhten Temperaturen [66 ]. Das radiologische Bild der CNPA ist gekennzeichnet durch eine über mehrere Wochen
oder Monate persistierende Konsolidierung der Lungenoberfelder mit Neigung zur Einschmelzung
bzw. Kavernenentwicklung (s. [Abb. 1 ]). Eine Verdickung der Pleura und eine Infiltration von Mediastinum, Perikard und
Thoraxwand sind häufige Begleitbefunde. Die Veränderungen sind in der Regel einseitig
[67 ]. Ferner kann es auch zu endobronchialen Läsionen kommen [65 ]. Selten kommt es zu einer Penetration in andere Organe. Dann jedoch können klinisch
bedrohliche (gelegentlich akute) Komplikationen wie eine Perikarditis konstriktiva,
ein Pleuraerguss oder -empyem, eine chronisch fibrosierende Mediastinitis mit akuter
Einflussstauung oder ein chronischer Brustwandabszess entstehen. Die definitive Diagnose
basiert auf dem histologischen und kulturellen Nachweis von Aspergillus spp. in einer Lungenbiopsie.
Aspergillom
Unter einem Aspergillom versteht man einen saprophytären Aspergillusball in einer
präformierten Höhle ohne Angioinvasion (s. [Abb. 1 ]). Diese bleiben häufig asymptomatisch, können aber auch mit lebensbedrohlichen pulmonalen
Blutungen einhergehen, die dann eine notfallmäßige Embolisation oder operative Entfernung
notwendig machen.
Bronchozentrische Granulomatose (BCG)
Bei der bronchozentrischen Granulomatose (BCG) handelt es sich um ein seltenes Krankheitsbild
einer lokalen IgE-vermittelten Immunantwort gegenüber Aspergillus spp. Radiologisch stellen sich isolierte oder multiple bronchozentrische Nodoli dar [68 ].
Allergisch bronchopulmonale Aspergillose (ABPA)
Bei immunkompetenten Patienten, bei denen in der Mehrzahl der Fälle jedoch ein Asthma
bronchiale oder eine zystische Fibrose [69 ] vorliegt, kann es bei ausbleibender Gewebsinvasion von Aspergillus spp. auch zu einer allergischen Typ-I/Typ-III-Reaktion nach Coombs und Gell kommen, der
allergisch bronchopulmonalen Aspergillose (ABPA). In den meisten Fällen ist die ABPA
durch Aspergillus fumigatus hervorgerufen. Aber auch andere Pilze und Mitglieder der Aspergillen können ABPA
ähnliche Krankheitsbilder hervorrufen [70 ]
[71 ]. Die Kriterien zur Diagnose einer ABPA sind in [Tab. 4 ] zusammengefasst [69 ]
[72 ]
[73 ]. Bei Nachweis von 6 der 8 Kriterien ist eine ABPA bei Patienten ohne zystische Fibrose
weitestgehend als sicher zu diagnostizieren [73 ]. Greenberger und Kollegen [70 ] haben zwei unterschiedliche Gruppen von ABPA-Patienten identifiziert: ABPA-Patienten
mit zentralen Bronchiektasen und seropositive ABPA-Patienten ohne Bronchiektasen.
Liegt ein Asthma bronchiale vor, lassen sich in der Bildgebung jedoch keine Bronchiektasen
nachweisen, so reichen folgende Kriterien zur Diagnose einer ABPA: erhöhtes Gesamt-IgE,
Sofortreaktion im Hauttest gegen Aspergillus spp. , spezifisches IgE oder IgG und komplexbildende Antikörper gegen Aspergillus spp.
Tab. 4 Kriterien zur Diagnose der allergisch bronchopulmonalen Aspergillose (ABPA) bei Asthma-Patienten
[72 ]
[73 ] und Patienten mit zystischer Fibrose, vorgeschlagen durch die Cystic Fibrosis Foundation
[69 ].
Kriterien zur Diagnose einer ABPA bei Patienten ohne zystische Fibrose [72 ]
Kriterien zur Diagnose einer ABPA bei Patienten mit zystischer Fibrose [69 ]
– Asthma bronchiale – Sofortreaktion im Hauttest auf Aspergillus spp.
– erhöhtes Gesamt-IgE (> 1000 ng/ml) – erhöhtes spezifisches IgE oder IgG gegen Aspergillus spp.
– komplexbildende Antikörper gegen Aspergillus spp.
– Bluteosinophilie (nicht essenziell für Diagnosestellung) – zentrale Bronchiektasen – infiltrative Veränderungen in der Bildgebung des Thorax (nicht essenziell für Diagnosestellung)
Bei Nachweis von 6 der 8 Hauptkriterien ist eine ABPA bei Patienten ohne Zystische
Fibrose weitestgehend als sicher zu diagnostizieren [73 ].
– Zunahme von Symptomen (z. B. Husten, Atemwegsgeräusche, vermehrte Sputumproduktion,
Abnahme der körperlichen Belastbarkeit, Verschlechterung der Lungenfunktion) – erhöhtes Gesamt-IgE (> 1200 ng/ml) – Sofortreaktion im Hauttest auf Aspergillus spp. > 3 mm oder erhöhtes spezifisches IgE gegen Aspergillus spp.
– mindestens eine der folgenden Befunde: Komplexbildende Antikörper gegen Aspergillus spp. oder erhöhte Aspergillus spezifische IgG Antikörper und/oder Veränderungen in der Bildgebung des Thorax i. s. von Infiltraten, Schleimpfropfbildung
in Bronchiektasen, die nicht unter antibiotischer Therapie oder unter Atem-Physiotherapie
verschwinden
Exogen allergische Alveolitis (EAA)
Nach inhalativem Kontakt mit Aspergillen können allergische Typ-III-Reaktionen im
Sinne einer EAA auftreten. Die Diagnose kann durch eine entsprechende Klinik mit Pneumonie-ähnlichem
Krankheitsbild nach erneuter Exposition, dem serologischen Nachweis von Präzipitinen
und radiologisch nachweisbaren interstitiellen Infiltraten, vornehmlich die Oberlappen
betreffend, gesichert werden (s. [Abb. 1 ]) [74 ]. So kann z. B. der Suberosis, einer Form der EAA, die in der korkverarbeitenden
Industrie vorkommt, Aspergillus fumigatus als Allergen zugrunde liegen [75 ]. Aber auch in der Landwirtschaft, insbesondere bei der Bewirtschaftung von Gewächshäusern,
sind Erkrankungsfälle beschrieben [76 ]
[77 ].
Diagnostik
Bei Verdacht auf eine invasive Aspergillose ist eine frühzeitige Diagnose prognostisch
entscheidend. Typische, jedoch wie ausgeführt nicht spezifische Frühzeichen in der
CT-morphologischen Bildgebung sind Fleckschatten, die von einem Milchglasschatten-Saum
umgeben werden (dem so genannten „halo-sign”) [78 ]
[79 ] (s. [Abb. 1 ]).
Aspergillus spp. können durch histochemische Silberfärbungen (z. B. der Gridley-Färbung oder der Methenamin-Silberfärbung
nach Gomori) nachgewiesen werden. Die einwandfreie Differenzierung findet jedoch erst
nach Anzucht, z. B. auf SABOURAUD-Agar-Kulturen bei 25 – 37 °C, innerhalb von ein
bis drei Tagen statt. Der kulturelle Nachweis aus Trachealsekret vermag nicht zwischen
einer Infektion und einer Kolonisation zu unterscheiden.
Können keine Gewebebiopsien entnommen werden, sollte eine antimykotische Therapie
bereits bei der Verdachtsdiagnose einer akuten Aspergillose aufgrund der Anamnese,
der Ergebnisse der Thorax-Computertomografie und ggf. des mikrobiologischen Nachweises
von Aspergillus aus dem Tracheobonchialsekret eingeleitet werden [79 ].
Der serologische Nachweis von Galaktomannan durch ELISA wurde insbesondere bei Patienten
nach allogener Knochenmarks- oder Stammzelltransplantation und bei neutropenischen
Patienten untersucht. In der Studie von Pfeiffer et al. [80 ] lag die Sensitivität bei 71 % und die Spezifität bei 89 % für kulturell nachgewiesene
Infektionsfälle. Ein negativer prädiktiver Wert von 95 – 98 % überzeugt, um eine
invasive Aspergillose gegebenenfalls auszuschließen [81 ]. Zu beachten sind in diesem Zusammenhang falsch positive Testergebnisse z. B. unter
Piperacillin-Tazobactam und Amoxicillin-Clavulansäure Therapie [82 ]
[83 ]
[84 ].
Nukleinsäureamplifikationstechniken haben keinen Stellenwert in der Aspergillusdiagnostik.
Für die Diagnose einer invasiven Aspergillose hat der Nachweis von Galaktomannan aus
der bronchoalveolären Lavage sowohl bei neutropenischen als auch bei nicht neutropenischen
Patienten eine bessere diagnostische Aussagekraft. Die Sensitivität und Spezifität
des Verfahrens liegen bei 76 – 85 % und 94 – 100 % [85 ]
[86 ]
[87 ].
Der Nachweis von Beta-D-Glucan in Blutserum oder Plasma ist nicht spezifisch für eine
Aspergillus-spp. -Infektion, da es sich um ein Zellwandbestandteil vieler Pilze handelt. In den bisher
vorliegenden Studien variiert die Sensitivität zwischen 55 – 95 % und die Spezifität
zwischen 77 – 96 % [88 ]
[89 ]
[90 ]
[91 ]. Bei einem negativen prädiktiven Wert von annähernd 100 % ist der Test jedoch geeignet,
eine invasive Pilzinfektion annähernd auszuschließen [88 ]
[90 ] (siehe [Tab. 5 ]).
Tab. 5 Möglichkeiten des Nachweises von humanpathogenen Pilzen und ihre Bedeutung für die
Differenzierung von pulmonalen Infektionen und Kolonisationen.
Verfahren
Material
Ergebnis nach
Spektrum
Differenzierung Infektion/Kolonisation
Direkter Pilznachweis
Anzucht auf SABOURAUD-Agar
Blut, Serum, Urin, Stuhl, Rachenspülwasser, Sputum, TS, BALF
3 – 7 Tage
vollständig Kulturelle Anzuchtverfahren von Pneumocystis jirovecii sind noch nicht routinemäßig verfügbar
hinweisend für eine akute Infektion, aber nicht beweisend
Gridley-Färbung
Gewebebiopsien
wenige Stunden
vollständig
beweisend für akute Infektion
MethenaminSilberfärbung nach GrocottGomori
Gewebsbiopsien, TS, BALF
wenige Stunden
vollständig
bei entsprechender Klinik und Bildgebung bei Nachweis aus Gewebsbiopsien beweisend
für eine akute Infektion Cave: Pneumocystis jirovecii können persistieren. Bei fehlender Klinik und unauffälliger Bildgebung: Kolonisation
Direktnachweis im Immunfluoreszenz-Test
Gewebsbiopsien, TS, BALF
wenige Stunden
Gold-Standard bei Verdacht auf PCP
bei entsprechender Klinik und Bildgebung bei Nachweis aus Gewebsbiopsien beweisend
für eine akute Infektion Cave: Pneumocystis jirovecii können persistieren. Bei fehlender Klinik und unauffälliger Bildgebung: Kolonisation
Indirekter Pilznachweis
Galaktomannan-Antigen-Nachweis im ELISA
Serum, TS, Sputum, BALF, Urin, Liquor
wenige Stunden
nur Aspergillus spp.
Achtung: falsch positive Ergebnisse möglich unter Piperacillin-Tazobactam und Amoxicillin-Clavulansäure
Therapie sowie bei Infektionen mit Penicillium spp. und Histoplasma capsulatum
hinweisend für eine akute Infektion, aber nicht beweisend
Beta-D-Glucan
Serum, Plasma
wenige Stunden
Zellbestandteil zahlreicher Pilze
hinweisend für eine akute Infektion, aber nicht beweisend
PCR
Serum, TS, Sputum, BALF, Urin, Liquor, Stuhl
wenige Stunden
unvollständig, bisher meist weder standardisiert noch routinemäßig verfügbar
wenn standardisiert und verfügbar vermutlich hinweisend für eine akute Infektion,
aber nicht beweisend
ELISA: Enzyme Linked Immunosorbent Assay, TS: Trachealsekret, BALF: bronchoalveoläre
Lavage Flüssigkeit, PCR: Polymerase-Kettenreaktion.
Kriterien für die Unterscheidung von Kolonisation und Infektion
In dem aktuell überarbeiteten Konsensus-Dokument der „Fungal Infectious Cooperative
Group” und „National Institute of Allergy and Infectious Diseases Mycoses Study Group
(EORTC/MSG)” über die Definition einer invasiven Aspergillusinfektion werden die zu
erfüllenden Kriterien einer gesicherten, „proven”, wahrscheinlichen, „probable”, und
möglichen, „possible”, invasiven Infektion dargelegt [92 ]:
gesicherte invasive Aspergillose: Die Definition verlangt den histo- oder zytopathologischen
Nachweis aus infiziertem Gewebe bzw. die kulturelle Anzucht aus bioptisch gewonnenem
infizierten Gewebe (ausgenommen sind bronchoalveoläre Lavage, Nasennebenhöhlen und
Urin). Positive Blutkulturen stellen immer Kontaminationen dar, daher sind Blutkulturen
nicht verwertbar.
wahrscheinliche invasive Aspergillose: Die Kombination aus Risikofaktoren, wie Immunsuppression,
Organ-, Stammzell- oder Knochenmarkstransplantation, entsprechender Klinik bzw. Radiologie
und zytologischem, mikroskopischem oder kulturellem Nachweis aus Tracheobronchialsekret
und anderen Körperflüssigkeiten machen eine invasive Aspergillose wahrscheinlich.
Alternativ zum direkten Nachweis macht auch der indirekte Nachweis von Galaktomannan-Antigen
im ELISA oder Beta-D-Glucan eine Infektion mit Aspergillus spp. wahrscheinlich.
mögliche invasive Aspergillose: Fehlt der direkte oder indirekte Nachweis von Aspergillus spp. , liegen jedoch entsprechende Risikofaktoren und eine vereinbare Klinik bzw. Radiologie
vor, so muss von der Möglichkeit einer Infektion mit Aspergillus spp. ausgegangen werden (s. [Tab. 6 ]).
Tab. 6 Übersichtstabelle zur Therapieindikation bei ausgewählten Pilzinfektionen.
Erreger
Klare Therapieindikation
Keine Therapieindikation
Unklare Therapieindikation
Aspergillus fumigatus
1. kulturell aus Biopsien oder histo- bzw. zytopathologischer Nachweis 2. Vorliegen einer suspekten Klinik +/– verdächtigem CT-Befund bei entsprechenden
Risikofaktoren (auch bei nicht neutropenischen Patienten) mit direktem oder indirektem
Nachweis aus Serum, Plasma, TS, BALF, Urin, Liquor
1. alleiniger kultureller oder mikroskopischer Nachweis von Aspergillus spp. im Bronchialsekret eines immunkompetenten Menschen → Kolonisation
1. Vorliegen von klinischen Symptomen einer Atemwegsinfektion und entsprechenden Risikofaktoren
(auch bei nicht neutropenischen Patienten), jedoch ohne direkten oder indirekten Nachweis 2. negativer Antigennachweis im Galaktomannan ELISA; bzw. fehlender Nachweis von Beta-D-Glucan
(hoher negativer prädiktiver Wert) bei klinischem Verdacht
Candida-Infektionen
1. histologischer Nachweis invasiven Wachstums 2. kultureller Nachweis aus sterilen Kompartimenten
1. kultureller Nachweis aus respiratorischem Material, inkl. quantitativer Erregernachweis
mit > 104 [KBE]/ml in der BALF → Kolonisation
1. kultureller Nachweis aus respiratorischem Material bei immunsupprimierten Patienten 2. kultureller Nachweis aus mehreren nichtsterilen Kompartimenten (hoher Kolonisationsindex)
Pneumocystis jirovecii
1. mikroskopischer und/ oder direkter Nachweis in der Immunfluoreszenz 2. Kompatibilität bildgebender Verfahren 3. Immunsuppression 4. radiologischer Befund, Symptome und Klinik (siehe Text) passend zu PCP
1. mikroskopischer und/oder direkter Nachweis in der Immunfluoreszenz und/oder Nachweis
von mitochondrialer mRNA in der PCR ohne Entwicklung eines bildgebenden Korrelats
und entsprechender Symptome → Kolonisation
1. Kolonisation bei Immunsuppression: Wichtig ist eine genaue klinische Untersuchung, evtl. mit HRCT/Diffusionsmessung,
um eine beginnende Infektion nicht zu übersehen. Bei Kolonisation Prophylaxe, bei
Infektion Therapie. 2. PCR positiv, Färbung aus technischen Gründen nicht vorhanden: Abhängig von der
Klinik
ELISA: Enzyme Linked Immunosorbent Assay, TS: Trachealsekret, BALF: bronchoalveoläre
Lavage Flüssigkeit, PCR: Polymerase-Kettenreaktion.
Fazit für die Praxis
Der alleinige Nachweis von Aspergillus spp. aus dem Tracheobronchialsekret reicht für die Diagnose einer invasiven Aspergillose
nicht aus. Gesichert ist die invasive Infektion erst durch den histopathologischen
bzw. kulturellen Nachweis aus bioptisch gewonnenem infizierten Gewebe. Ein negativer
Galaktomannan- bzw. Beta-D-Glucan-Test aus der bronchoalveolären Lavage macht eine
invasive Aspergillose unwahrscheinlich. Bei der Verdachtsdiagnose einer invasiven
Aspergillus-Infektion müssen Patienten mit entsprechenden Risikofaktoren und typischen
radiologischen Befunden für das Vorliegen einer Aspergillus -Infektion auch bei fehlendem Nachweis von Aspergillen umgehend entsprechend antimykotisch
behandelt werden.
Candida-Infektionen
Candida-Infektionen
Mikrobiologie
Candida spp. sind ubiquitär vorkommende, opportunistische Hefepilze, die vorzugsweise die oropharyngealen,
gastrointestinalen und vaginalen Schleimhäute des Wirtsorganismus besiedeln. Ihre
Pathogenität ist an prädisponierende Faktoren wie gestörte Mukosabarriere und zelluläres
Immundefizit gebunden.
Epidemiologie
Invasive Infektionen gehen bevorzugt vom Magen-Darmtrakt aus und spielen bei Patienten
mit Neutropenie, Transplantation, Malnutrition, großen abdominal-chirurgischen Eingriffen
und anderen schweren Grunderkrankungen eine Rolle. Auch im Rahmen von Septikämien
werden zunehmend Pilze nachgewiesen. So lag die Rate von Pilznachweisen in einer aktuellen
nordamerikanischen Sepsisstudie bei 8,2 % [93 ]. Im Krankenhaus ist die nosokomiale Ausbreitung unter prädisponierten Patientengruppen
(Intensivstationen, Onkologie) vor allem wegen der Selektion resistenter Spezies wie
C. glabrata und C. krusei (synonym: Issachenkia orientalis ) von Bedeutung.
Im Gegensatz zur zunehmenden Häufigkeit von Candidämien und abdominellen Infektionen
spielt die Lunge als Manifestationsorgan der systemischen Candidiasis keine Rolle
[94 ]. So fanden sich in einer prospektiven Studie zur Inzidenz invasiver Mykosen auf
Intensivstationen in 0 – 2 % invasive Mykosen, darunter keine pulmonalen Candida -Infektionen [95 ].
Symptome und Klinik
Die Prädilektion des Erregers für Plattenepithelien erklärt, warum eine deszendierende
Infektion des Tracheobronchialbaums im Gegensatz zur Soorösophagitis selten ist. In
autoptisch gesicherten Fällen von Candida -Pneumonie finden sich meist zusätzlich disseminierte Entzündungsherde in weiteren
Organen, perivaskuläre bzw. hämorrhagische Infiltrate, die eine hämatogene Aussaat
wahrscheinlich machen. Aerogene Infektionen mit bronchopneumonischen Herden in Abwesenheit
anderer Erreger sind dagegen nur vereinzelt dokumentiert [96 ]. Auch in Arbeiten zur Inzidenz von Mykosen nach Herz- und Lungentransplantationen
sind primäre Candida -Peumonien kaum dokumentiert [97 ].
Diagnostik
Internationale Leitlinien zur Diagnostik und Therapie systemischer Candida -Infektionen geben nur spärliche Hinweise zu pulmonalen Manifestationen [98 ] (s. [Tab. 5 ]).
Kriterien für die Unterscheidung von Kolonisation und Infektion
Auf Intensivstationen werden bei 25 % aller intubierten und beatmeten Patienten Candida spp. in respiratorischen Materialien nachgewiesen ([Abb. 2 ]) [99 ]. Die Diskrepanz zwischen dem häufigen Candida -Nachweis und der ausgesprochenen Seltenheit dokumentierter Parenchyminfektionen erklärt
sich zum einen aus oropharyngealer Kontamination während der Materialgewinnung und
zum anderen durch die Kolonisation des Tracheobronchialbaums bei intubierten Patienten.
Eine ältere Arbeit belegt Candida -Pneumonien in Autopsien von vormals schwerkranken onkologischen Patienten [100 ]. In Studien zur Ätiologie der nosokomialen Pneumonie (Kriterien für den Nachweis
von Pilzen und Bakterien als Pathogen z. B. quantitativer Erregernachweis mit ≥ 104 [KBE]/ml in der BALF) wurde Candida spp. als ursächlicher Erreger in 3 – 6 % angegeben [101 ]
[102 ]. Untersuchungen bei nicht-neutropenischen Intensivpatienten, die den kulturellen
Nachweis aus der BALF mit der postmortalen Histologie bei Verstorbenen verglichen,
fanden allerdings einen niedrigen Vorhersagewert des respiratorischen Candida -Nachweises für das Auftreten einer invasiven Pilzinfektion [103 ]. Zu ähnlichen Ergebnissen kamen Studien, die den klinischen Verlauf von Patienten
mit respiratorischen Candida -Nachweisen beschrieben, die überwiegend nicht antimykotisch behandelt wurden [104 ]
[105 ]. Die bisher wichtigste und größte Arbeit zu diesem Thema bei Patienten auf der ICU
konnte keinen einzigen Fall einer Candida -Pneumonie nachweisen [95 ].
Abb. 2 Mikroskopischer Nachweis von Candida albicans im BALF-Ausstrich: Ein häufiges Ereignis
ohne höheren prädiktiven Wert.
Von einem erhöhten Risiko invasiver Candida -Infektionen kann ausgegangen werden, wenn Candida -Nachweise in mehreren Kompartimenten erfolgen. So wurde ein erhöhtes Risiko für die
Entwicklung einer systemischen Candidiasis beschrieben, wenn ein hoher „Kolonisierungsindex”
vorlag. Dieser wurde definiert als Summe positiver Candida -Nachweise in unterschiedlichen Lokalisationen, geteilt durch die Gesamtzahl der untersuchten
Materialien. Ein hoher Kolonisierungsindex war mit einem signifikant erhöhten Erkrankungsrisiko
assoziiert [106 ]
[107 ].
Bei Prädisponierten, in der Regel Patienten mit Neutropenie und Lungeninfiltraten,
sowie fehlendem Ansprechen auf antibakterielle Therapie kann der wiederholte Erregernachweis,
aus verschiedenen Organen geführt, auf eine systemische Candida -Infektion hindeuten, die auch die Lunge betrifft. In den meisten Fällen ist dann
von einer hämatogenen Genese auszugehen, die abgeklärt und therapiert werden sollte.
Hierzu gehört insbesondere die Suche nach extrapulmonalen Entzündungsherden (z. B.
zentrale Venenkatheter, Leber/Milz, Nieren, Augenhintergrund).
Ein interessanter Aspekt in der Diskussion um die Bedeutung der Candida -Kolonisation ist die zunächst in vitro beschriebene Interaktion zwischen Candida spp. und Pseudomonas spp. [108 ]. Auch klinische Studien legen eine Assoziation zwischen einer Candida -Besiedlung und dem Auftreten von Pseudomonas -Pneumonien bei beatmeten Patienten nahe [99 ]. Die Mehrzahl der behandelten Patienten standen unter Immunsuppression [109 ] (siehe [Tab. 6 ]).
Fazit für die Praxis
Die auf Intensivstationen zu beobachtende Tendenz, Patienten ohne Neutropenie mit
antibiotikarefraktären Lungeninfiltraten und Nachweis von Hefen in der BALF (s. [Abb. 2 ]) systemisch mit Antimykotika zu therapieren, ist nach den vorliegenden Studien unbegründet.
Auch bei Nachweis hoher Keimzahlen liegt immer eine Kolonisation vor. Es gibt demnach
keine Candida-Pneumonien bei Patienten ohne Neutropenie, aber auch bei Patienten mit
schwerer Neutropenie sind diese sehr selten.
Pneumocystis jirovecii
Pneumocystis jirovecii
Mikrobiologie
Pneumozysten gelten taxonomisch als Pilze. Menschen infizieren sich mit Pneumocystis jirovecii [110 ], Pneumocystis carinii gilt als der Erreger in Ratten [111 ]. Der Erreger kommt ubiquitär vor.
Epidemiologie
Neben HIV-Patienten mit fortgeschrittenem Immundefekt (CD-4-Zellen < 200 – 250/µl)
stellen insbesondere Patienten nach Transplantationen und Patienten mit Systemerkrankungen
unter kombinierter Immunsuppression (inklusive TNF-Inhibitoren) eine wichtige Risikogruppe
für Infektionen mit P. jirovecii dar.
Symptome und Klinik
Typische Symptome bei HIV- und Nicht-HIV-Patienten sind trockener Husten, Belastungsdyspnoe
und Fieber. Insbesondere bei HIV-Patienten wird aufgrund des unauffälligen Auskultationsbefundes,
der nur subfebrilen Temperaturen und des unbekannten HIV-Status die Diagnose der Pneumocystis-Pneumonie
(PCP) häufig erst in fortgeschrittenem Stadium mit hohem Fieber und schwerer Dyspnoe,
meist nach ineffektiver antibiotischer Therapie, gestellt [112 ].
Initial sind Röntgenthoraxaufnahmen unauffällig, im Verlauf zeigen sich interstitielle
Infiltrate. In der CT werden schon früh beidseitig milchglasartige Verschattungen
von landkartenartiger Umgrenzung mit Aussparung der subpleuralen Areale sichtbar.
Fokale Infiltrate und fibroseähnliche, retikuläre Veränderungen kommen vor. Darüber
hinaus gibt es zystische Verlaufsformen. In der Lungenfunktion zeigt sich frühzeitig
eine respiratorische Partialinsuffizienz mit Diffusionsstörung (DLCO).
Diagnostik
Induziertes Sputum hat eine niedrigere Sensitivität, kann aber je nach Infrastruktur
sinnvoll sein. Die Bronchoskopie mit BALF hat eine Sensitivität von 85 – 100 %. Die
transbronchiale Biopsie (TBB) hat bei Verdacht auf PCP initial keine Vorteile [113 ]. Bei Patienten unter Chemoprophylaxe und/oder negativem Ausfall der Erstdiagnostik
wird die Sensitivität durch eine Mehrlappen-Lavage und eine TBB verbessert [114 ]. Goldstandard ist der Direktnachweis von Pneumozysten im Immunofluoreszenztest (Sensitivität
74 – 91 %, Spezifität 94 – 99 % [115 ]), die Erreger lassen sich aber vergleichbar gut auch in Grocott-gefärbten BAL-Ausstrichen
nachweisen ([Abb. 3 ]), hier ist die Expertise und Geduld des Laborpersonals entscheidend. Kulturelle
Anzuchtverfahren für Pneumozysten sind nicht routinemäßig verfügbar.
Abb. 3 Grocott-Silberfärbung einer BALF eines HIV-seropositiven Patienten mit klinisch nachgewiesener
PCP. Der alleinige Nachweis von Pneumozysten ist nicht beweisend für eine Erkrankung.
Bei Kolonisation, z. B. bei Patienten mit COPD und systemischer Glukokortikoidtherapie,
ist der Nachweis vereinzelter Erreger beschrieben. Typisch ist, dass bei Kolonisation
die PCR positiv ist, während die Färbung negativ ist.
Pneumocystis-Antikörper unterscheiden nicht zwischen Kolonisation und Infektion [116 ]. Bis zu 90 % der Bevölkerung tragen Pneumocystis-Antikörper, was auf einen frühen
Kontakt mit dem Erreger hindeutet [115 ]. In kleinen Pilotstudien wurde S-adenosylmethionine als Marker für das Ansprechen
der Therapie untersucht. Initial negativ, steigt der Wert typischerweise unter Therapie
an. Vor einem klinischen Einsatz sollten weitere Studien abgewartet werden [117 ].
Verschiedene PCR-Methoden zum Nachweis von P. jirovecii aus respiratorischem Material sind beschrieben. Die Sensitivität der PCR liegt bei
über 90 % [115 ]
[118 ]. Genomische Typisierungen zur epidemiologischen Charakterisierung von P. jirovecii in Ausbruchssituation sind möglich [119 ]. Klinisch problematisch ist die Situation, dass es sich bei allen beschriebenen
Methoden um „In-house-Verfahren” mit Positivkontrollen aus mikroskopisch positiven
Patientenproben handelt. Eine Labor-zertifizierte PCR existiert bisher nicht. Bei
valider Laborqualität kann eine negative PCR aus BALF als Ausschluss einer signifikanten
Infektion gewertet werden. Bei positiver PCR sollte generell die Infektion durch eine
Färbung bestätigt werden. Vielversprechend ist die Real-Time-PCR, bei der durch DNA-Quantifizierung
möglicherweise die Besiedlung von einer Infektion unterschieden werden kann [120 ], klinische Daten hierzu fehlen (s. Tab 5 ).
Kriterien für die Unterscheidung von Kolonisation und Infektion
Die Pneumocystis-Kolonisation ist definiert als Nachweis von Pneumozysten bei einem
Patienten, der keine Pneumonie entwickelt [121 ]. Mittels PCR lässt sich eine Kolonisation nachweisen. Der Direktnachweis (z. B.
Immunfluoreszenz) ist bei Kolonisation selten. Bei HIV-Patienten variiert die Kolonisation
zwischen ca. 10 – 70 % je nach HIV-Stadium, Untersuchungsmaterial und Technik [122 ]
[123 ]
[124 ]
[125 ]. Inwieweit die CD-4-Zellzahlen einen Einfluss auf die Kolonisation haben, ist noch
offen. Rauchen erhöht die Kolonisationsrate, während die PCP-Prophylaxe und eine durchgemachte
PCP keinen Einfluss zu haben scheinen. Die meisten gesunden, HIV-negativen Erwachsenen
sind nicht besiedelt [126 ]
[127 ]. Bei ca. 10 % gesunder Kinder sind im Nasopharynx mittels PCR Pneumozysten nachweisbar,
der epidemiologische Einfluss ist bisher unbekannt. Ein Zusammenhang zwischen Pneumocystis-Besiedlung
und sudden infant death syndrome wird diskutiert [128 ]. Patienten mit verschiedenen chronischen Erkrankungen und Schwangere sind häufig
besiedelt (6 – 19 %) [129 ]
[130 ]
[131 ]. Bei COPD-Patienten zeigt sich ein Zusammenhang zum Schweregrad, sodass die Besiedlung
einen Einfluss auf die Obstruktion haben könnte [132 ]
[133 ]
[134 ]
[135 ]. Anders als früher vermutet, ist als Erkrankungsursache eine Neuinfektion wahrscheinlicher
als die Reaktivierung [111 ]. Als Reservoire kommen asymptomatische, kolonisierte HIV-Patienten, manifest an
einer PCP erkrankte Personen und HIV-negative Patienten unter Steroidtherapie in Frage
(s. [Tab. 6 ]).
Fazit für die Praxis
Die PCP kommt als AIDS-Erstmanifestation bei HIV-infizierten Patienten und als opportunistische
Infektion bei anderen immunsupprimierten Patienten vor. Die Besiedlung von Patienten
mit Komorbiditäten und von asymptomatischen HIV-Patienten ist häufig und kann eine
Infektionsquelle darstellen. Selten wurden auch PCP bei älteren Patienten ohne schwere
Immunsuppression beschrieben.
Zusammenfassung
Zusammenfassung
In den meisten Fällen sind Infektionen mit respiratorischen Viren selbstlimitierend.
Im klinischen Alltag ist ein qualitativer Erregernachweis in der Regel ausreichend.
In Zukunft werden Schnelltests und quantitative Nukleinsäureamplifikationsverfahren
zunehmend für die Diagnostik eingesetzt werden.
Nachweise von Herpesviren aus dem Respirationstrakt sollten ernst genommen werden.
Bei der CMV-Infektion steht zusätzlich zur Diagnostik aus der BALF (mittels Antigennachweis
mit spezifischen, fluoreszenzmarkierten Antikörpern, Virusanzucht und Nachweis viraler
Nukleinsäuren z. B. mittels PCR) der schnell erhältliche Nachweis von CMV pp65-Antigen
oder DNA im Blut zur Verfügung. Im Gegensatz zum isolierten DNA-Nachweis in der BALF
deutet der Nachweis einer hohen CMV-Viruslast im Blut oder von CMV pp65-Antigen im
Blut immer auf eine aktive Virusreplikation hin und sichert somit die Diagnose einer
aktiven Infektion.
Bei schwerkranken immunsupprimierten Patienten (anhaltende Neutropenie durch Chemotherapie,
Zustand nach Stammzelltransplantation oder Organtransplantation, seltener unter HIV-Infektion),
aber auch bei nicht neutropenischen Patienten sollte immer auch an die Möglichkeit
einer invasiven Pilzinfektion gedacht werden. Dabei sollte die Therapieindikation
durch indirekte (Galaktomannan-Antigen, Beta-G-Glucan) und direkte Nachweisverfahren,
wie kulturelle Anzucht aus z. B. Trachealsekret, untermauert werden. Eine invasive
Pilzinfektion gilt allerdings erst bei histo-/zytopathologischem oder kulturellem
Nachweis aus bioptischem Material als gesichert.
Ein negativer Antigennachweis im Galaktomannan-ELISA aus der BALF bzw. fehlender Nachweis
von Beta-D-Glucan machen bei hohem negativen prädiktiven Wert eine invasive Pilzinfektion
unwahrscheinlich.
Bei Verdacht auf PCP gilt der Direktnachweis im Immunfluoreszenztest als Gold-Standard.
Der Direktnachweis ist bei einer einfachen Kolonisation selten.
Interessenkonflikte
Interessenkonflikte
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.