Die Deutsche Gesellschaft für Maritime Medizin e. V. (DGMM) freut sich, mit dieser
Ausgabe ihre Zusammenarbeit mit der Zeitschrift Flugmedizin Tropenmedizin Reisemedizin
zu beginnen und ernennt hiermit die FTR zu ihrem Organ. Als Repräsentantin der DGMM
im Editorial Board der FTR wird zukünftig Frau Dr. Clara Schlaich tätig werden. Die
DGMM möchte sich an dieser Stelle ihrem neuen, erweiterten Leserkreis vorstellen:
Aus der Geschichte
Die Entwicklung der schifffahrtsbezogenen Medizin in Deutschland ist eng mit dem Namen
Bernhard Nocht verbunden, dem Marinearzt und Schüler Robert Kochs, der sich bei der
Abwehr der Cholera in Hamburg 1892 einen Namen gemacht hatte und bald darauf dort
zum 1. Hafenarzt ernannt wurde.
Die Erkenntnis, dass mangelhafte Hygiene an Land und an Bord ursächlich für verheerende
Epidemien sein konnte, wurde in der Zeit des steigenden Passagieraufkommens, der schnellen
Dampfschiffe und der Ausweitung der Fahrtrouten empfindlich in das Bewusstsein gerückt.
Dies führte bereits im Jahre 1900 durch Nocht zur Gründung des Instituts für Schiffs-
und Tropenkrankheiten in Hamburg, das 1966 um die Abteilung "Schiffahrtsmedizin" unter
Hartmut Goethe erweitert wurde. Nicht zuletzt die Ende der 1980er-Jahre entstandene
Diskussion um die Zukunft dieser Einrichtung, die inzwischen mit neuer Leitung unter
dem Dach des "Hamburg Port Health Center" (HPHC) weiter existiert, gab 1990 den Anstoß
zur Gründung der Deutschen Gesellschaft für Maritime Medizin e. V. (DGMM), die bislang
bundesweit rund 140 Mitglieder gewinnen konnte.
Die Ziele der Gesellschaft
Die Gesellschaft hat es sich seitdem zur Aufgabe gemacht, die gesundheitlichen Belange
in der See-, Küsten- und Binnenschifffahrt, der Fischerei, der Marine, im Offshore-
und Hafenbereich zur Sprache zu bringen und ihre wissenschaftliche Aufarbeitung zu
fördern. Sie will den Sachverstand aus den verschiedenen Bereichen der Schifffahrtsmedizin
zusammenführen und versteht sich als Forum und Katalysator eines entsprechenden wissenschaftlichen
Austauschs.
Nicht nur spektakuläre Schiffsunglücke haben in den vergangenen Jahren gezeigt, welche
gesundheitlichen Risiken in der Schifffahrt für Besatzung und Passagiere allgegenwärtig
sind. Die Verdichtung des Schiffsverkehrs auf den internationalen Wasserstraßen und
vor den großen Häfen, der Zwang zu immer schnellerem Laden und Löschen, die enorme
Personalreduktion bei zunehmender Automatisierung bis hin zum Ein-Mann-Brücken-Schiff
und der weiter forcierte Einsatz weniger qualifizierten Personals bei steigenden Anforderungen
sind die neuralgischen Punkte im modernen Seeverkehr. Gegenwärtig bekommt diese Problematik
von der medizinischen Fachwelt jedoch nicht die ihr gebührende Aufmerksamkeit.
Die Wege der Gesellschaft
Vor dem dargestellten Hintergrund erscheint es erforderlich, medizinische, ergonomische,
toxikologische, psychologische, juristische und soziale Aspekte, aber zum Beispiel
auch gesundheitliche Eignungskriterien sowie Rettungsmittel und -verfahren zu analysieren,
wissenschaftlich aufzubereiten, zu verdichten und in verantwortungsvoller Weise einer
kritischen Diskussion zuzuführen. Zu diesem Zweck wird von unserer Fachgesellschaft
der konstruktive Dialog zwischen Ärzten, Ingenieuren, Technikern, Nautikern, Juristen,
Psychologen, Behörden, Reedereien und Seereiseveranstaltern, aber auch mit Politikern,
gesucht und gefördert.
Ihrem rein fachlichen Ansatz entsprechend legt die Gesellschaft Wert auf ihre wissenschaftliche,
institutionelle und finanzielle Unabhängigkeit. Die Mitglieder der DGMM kommen aus
den Bereichen Reedereien, Hochschulen, Marine, Berufsgenossenschaften, Hafenbehörden,
DGzRS (Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger), Krankenhäuser, Rettungsdienste,
Katastrophenschutz, Arbeits- und Umweltmedizin sowie der Sportschifffahrt.
Die DGMM meldet sich seit vielen Jahren immer wieder mit Vortragsveranstaltungen,
Workshops und Publikationen zu Wort, etwa zu den Themen "Unterkühlung", "Der Brand
an Bord", "Situation Awareness", "Der Seeunfall", "Medizinische Ausbildung von Schiffsoffizieren"
oder "Funkärztliche Beratung von Seeschiffen". Ein Höhepunkt war das Kolloquium zum
100-jährigen Bestehen der wissenschaftlichen Schifffahrtsmedizin in Hamburg im Jahre
2000. Die Veranstaltungen werden publiziert. Zusätzlich erschien bisher 1-2-mal im
Jahr das eigene Mitteilungsblatt "Maritime Medizin".
Bild: Kirk R. Williams
Die jährlichen Mitgliederversammlungen der DGMM finden inzwischen traditionsgemäß
im Salon der "Cap San Diego", Hamburg, Überseebrücke, statt. Zur nächsten Mitgliederversammlung
am Freitag, 29. Januar 2010, laden wir auch Mitglieder der anderen FTR-Gesellschaften
herzlich ein. Im Anschluss an die Versammlung ist diesmal ein Vortrag unseres DGMM-Vorstandsmitgliedes
Dr. Neidhardt zum Thema "Die Schifffahrtmedizin in der Deutschen Marine" vorgesehen.
Die DGMM freut sich auf die neue Zusammenarbeit mit der FTR!
Dr. Bernd-Fred Schepers
1. Vorsitzender der DGMM und Leitender Arzt der See-Berufsgenossenschaft
Bernd-Fred Schepers, Hamburg