Der Klinikarzt 2009; 38(12): 530
DOI: 10.1055/s-0029-1245049
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Wenig Zeit für Privat- und Familienleben - Erste systematische Studie zur Lebensqualität deutscher Chirurgen

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Publication Date:
07 January 2010 (online)

 
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Der Arbeitsalltag von Chirurgen hat sich in den letzten Jahren erheblich gewandelt. Neben Operationen gehören dazu immer umfangreichere administrative Aufgaben - nicht selten zulasten wichtiger Gespräche mit Patienten und Kollegen. Überstunden und Extremeinsätze sind zur Regel geworden. "Chirurgen tragen die höchste Arbeitsbelastung aller Klinikärzte, ihre risikoreiche Tätigkeit birgt zudem große Verantwortung", sagt Priv.-Doz. Thomas Bohrer, Würzburg. Immer mehr zusätzliche Arbeitszeit verbringen sie am Schreibtisch. Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen sei daher besonders schwer, so der Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Thorax-, Herz- und Thorakale Gefäßchirurgie des Universitätsklinikums Würzburg.

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Analyse der beruflichen Situation

Mit Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) führen Bohrer und weitere Experten deshalb erstmals systematische Analysen der beruflichen Situation von Chirurgen durch. An der Befragung nahmen mehr als 3 600 Besucher aller Jahrestagungen der Fachgesellschaften der DGCH im Jahr 2008 bis Oktober 2009 teil. Damit handelt es sich um die weltweit größte Studie dieser Art. Noch nie wurden im deutschsprachigen Raum mehr Ärzte einer Berufsgruppe zu ihrer Lebensqualität befragt.

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Traumberuf unter Albtraumbedingungen?

Anhand erster Ergebnisse von bisher 1 800 Fragebögen zeigt sich: Etwa 40 % der befragten Chirurginnen und Chirurgen schätzen ihre Lebensqualität schlechter ein als die der restlichen Bevölkerung. Drei Viertel der Befragten beklagen sich darüber, dass sie zu wenig Zeit für ihr Privat- und Familienleben hätten. Sie führen außerdem an, dass mit einem Anteil von zwei Drittel verwalterische Tätigkeit Überhand gewinnt und das operative Handwerk zu kurz kommt. Trotzdem würden etwa 80% den Beruf des Chirurgen ein zweites Mal wählen. "Die meisten Chirurgen zeichnen sich durch einen hohen Grad an Idealismus aus", erläutert Bohrer das Zwischenergebnis. Denn mehr als 95% sind nach eigener Aussage gerne im Operationssaal. Einige beschreiben dies sogar als ihre liebste Aufgabe.

Die endgültigen Ergebnisse der Studie werden im Rahmen des 127. Kongresses der DGCH im April 2010 in Berlin vorgestellt.

 
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