Rofo 2010; 182(1): 5
DOI: 10.1055/s-0029-1246244
Brennpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Neoplasien des Dünndarms - MRT-Enteroklyse von hoher diagnostischer Qualität

Further Information

Publication History

Publication Date:
18 January 2010 (online)

 

Dünndarmtumoren sind im Vergleich zu Neoplasien an anderen Lokalisationen des Gastrointestinaltrakts eine seltene Entität und treten klinisch meist unspezifisch in Erscheinung. Die Diagnose ist deshalb häufig schwierig zu stellen. Meist werden konventionelle Sellink-Untersuchungen und Kapselendoskopien zur Diagnostik eingesetzt. Eine italienische Arbeitsgruppe untersuchte nun die diagnostische Genauigkeit der MRT-Enteroklyse. Radiology 2009; 251: 743-750

Masselli et al. nahmen in ihre prospektive Studie zwischen Juni 2005 und September 2008 insgesamt 150 Patienten (83 Männer, 67 Frauen) auf, bei denen klinisch der Verdacht auf einen Dünndarmtumor bestand. Die Endoskopie des oberen und des unteren Gastrointestinaltrakts hatte jeweils keinen richtungsweisenden Befund ergeben. Die Patienten litten unter rezidivierenden Episoden mit krampfartigen abdominellen Beschwerden bzw. intestinaler Obstruktion, unerklärten gastrointestinalen Blutabgängen, einer Eisenmangelanämie, einer refraktären glutensensitiven Enteropathie, einem Karzinoidsyndrom oder hatten in der Familienanamnese Angehörige mit Peutz-Jeghers-Syndrom.

Gastrointestinaler Stromatumor des Dünndarms (GIST): Kapselendoskopie (a), histologischer Nachweis mit der Doppelballon-Enteroskopie (Probenentnahme durch eine Biopspiezange; b), Resektionspräparat (c, Bild: Albert JG, Wiedbrauck F, Keuchel M. Dtsch med Wochenschr 2008; 133: 1136-1141).

Die Patienten erhielten eine MR-Enteroklyse mit Polyethylenglykol (PEG). Die Ergebnisse wurden von 2 Radiologen zum einen hinsichtlich diagnostischer Qualitätsparameter (Sensitivität, Spezifität, positiver und negativer prädiktiver Wert sowie diagnostische Genauigkeit) und zum anderen hinsichtlich des Beitrags funktioneller Parameter zur Diagnose beurteilt.

Als Referenzstandard dienten bei Verdacht auf einen Dünndarmtumor in der MRT-Enteroklyse die histopathologische Untersuchung der enteroskopischen Biopsien bzw. der chirurgischen Resektate. Bei negativem Befund der MRT-Enteroklyse wurde mit den Ergebnissen der Video-Kapselendoskopie, der konventionellen Enteroklyse oder dem klinischen Follow-up verglichen.

In der MRT-Enteroklyse fanden sich insgesamt 21 tumorverdächtige Läsionen. Davon konnten 19 histopathologisch bestätigt werden: 3 Karzinoide, 2 Adenokarzinome, 2 Stromatumoren, 5 Lymphome, 1 Angiom, 3 Dünndarmmetastasen, 1 Lyomyom, 1 Adenom und 1 Lipom. Die Tumoren waren zwischen 8 und 70 mm groß. Bei 9 der Patienten mit Dünndarmneoplasie lag eine extraluminale Läsion vor.

Von den 129 Patienten mit unauffälliger MRT-Enteroklyse stellten sich 3 als falsch negativ heraus. Die Sensitivität der Untersuchung lag damit bei 86 %, die Spezifität bei 98 %, die diagnostische Genauigkeit bei 97 %. Die funktionelle Untersuchung mittels MRT-Fluoroskopie hinsichtlich der Dehnbarkeit enggestellter Darmabschnitte erbrachte keine Verbesserung der diagnostischen Qualität.

    >