Rofo 2010; 182(2): 107
DOI: 10.1055/s-0030-1247197
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Bisphosphonat-Therapie beim multiplen Myelom - Pathologische Fraktur kein Zeichen für Progression

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Publication Date:
28 January 2010 (online)

 

30 % der Patienten mit mutiplem Myelom weisen bei Diagnosestellung pathologische Frakturen auf. Bei 65 % treten Frakturen im Laufe der Erkrankung auf. Bisphosphonate bewirken eine Hemmung der Knochenresorption und sind integraler Bestandteil der Therapie. Wie häufig pathologische Frakturen unter einer langfristigen Bisphosphonat-Therapie auftreten und inwieweit ihr Vorkommen mit dem Krankheitsverlauf korreliert, haben Vogel et al. in einer retrospektiven Studie untersucht. AJR Am J Roentgenol 2009; 193: 656–661

Studienpopulation bildeten 191 Myelompatienten im Durie-Salmon-Stadium I-III, die an der Tübinger Eberhard-Karls-Universität parallel zu den hämatologischen Kontrolluntersuchungen mittels nativem Ganzkörper-MDCT untersucht wurden (mindestens 1 Basis- und 1 Follow-up-CT). Alle Patienten erhielten eine Standardbisphosphonat-Therapie mit Pamidronat oder Zoledronat. Bezüglich des hämatologischen Ansprechens wurde zwischen Progression (Rückfall, Fortschreiten), Remission (partiell, komplett, minimal) und Stabilität unterschieden.

Zwei erfahrene Radiologen werteten die CT-Bilder aus im Hinblick auf pathologische Frakturen sowie die Zahl, Größe und Dichte osteolytischer Knochenläsionen (Progression: > 25 % Anstieg in Zahl, Größe und Dichte von medullären und extramedullären Läsionen).

In einem Zeitraum von 23 Monaten entdeckten die Radiologen 49 pathologische Frakturen bei 49 von 561 (8,7 %) MDCT-Untersuchungen. Betroffen waren 36 der 191 (19 %) Myelompatienten, die zu diesem Zeitpunkt alle ein Stadium III aufwiesen. Das jährliche Frakturrisiko lag bei etwa 14 %. Pathologische Frakturen waren in der MDCT sowohl bei Patienten mit Krankheitsprogression (12,4 %) als auch bei denjenigen mit Remission (8,2 %) oder Stabilität (5,3 %) nachweisbar.

Die Unterschiede zwischen den 3 Ansprechkategorien waren nicht signifikant. Es bestanden enge Korrelationen zwischen Frakturinzidenz und der Progression von lytischen Knochenläsionen sowie zwischen Frakturrisiko und dem Vorhandensein/Fortschreiten von extramedullären Tumoren. Medulläre Infiltrationen und Laborparameter, u.a. der Prognosemarker ß2-Mikroglobulin, korrelierten dagegen nicht mit dem Auftreten pathologischer Frakturen.

Sagittale BWS-MPR bei einem Patienten mit multiplen Frakturen bei langjährigem Verlauf eines multiplen Myeloms (Bild: Radiologische Uniklinik Tübingen).

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