Der Klinikarzt 2010; 39(1): 6
DOI: 10.1055/s-0030-1247214
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Bewegung tut gut - Leichter Sport: auch schon während der Chemotherapie

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Publication Date:
01 February 2010 (online)

 
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Körperliche Aktivität und Sport können nicht nur das Risiko, an bestimmten Krebsformen zu erkranken, vermindern, sondern ebenso das Wohlbefinden und Selbstvertrauen während einer Krebstherapie fördern. Gemeinsame Studien der Abteilung Sportmedizin an der Goethe-Universität und der Klinik für Onkologie und Hämatologie am Krankenhaus Nordwest belegen, dass Bewegung sowohl die unmittelbar tumorbedingten Symptome lindert, als auch Nebenwirkungen der Chemotherapie abschwächt.

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Beginn bereits im Krankenhaus

Aktuelle Untersuchungen der Frankfurter Arbeitsgruppe "Sport und Krebs" belegen eindrucksvoll, dass leichtes körperliches Training den Verarbeitungsprozess von Nebenwirkungen der Chemotherapie schon nach 4 Wochen günstig zu beeinflussen vermag. Auch die Ausdauerleistungsfähigkeit verbessert sich. Die Betroffenen berichten über eine Steigerung der Lebensqualität und können ihren Alltag leichter bewältigen. Nach 3 Monaten lässt sich darüber hinaus eine verbesserte Anpassungsfähigkeit des Herz-Kreislauf-Systems nachweisen.

Beginnen sollte man mit Bewegungstherapien schon im Krankenhaus nach der Akutphase der Behandlung, dadurch lässt sich bei vielen Patienten die Abnahme der Leistungsfähigkeit mindern und ihr Krankenhausaufenthalt verkürzen.

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Bild: Mikko Harms

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Individuelles Trainingsprogramm

Das moderate Ausdauer- und Krafttraining, das die Teilnehmer der Studie absolvieren, findet unter professioneller Anleitung statt. In enger Abstimmung entscheiden die Onkologin und der Sportmediziner zunächst, ob medizinische Gründe gegen das Training sprechen. Eine sportmedizinische Eingangsuntersuchung steckt dann den Rahmen für das individuelle Programm ab. Empfohlen werden in der Regel Trainingseinheiten von 30 Minuten an 3 Tagen pro Woche. In den ersten 24 Stunden nach einer Chemotherapie sollte man sich, wenn überhaupt, nur leicht körperlich betätigen. Demgegenüber kann während einer Chemotherapie, die aus mehreren Zyklen besteht, an den behandlungsfreien Tagen trainiert werden. Das Training in einer Gruppe erhöht erfahrungsgemäß die Motivation, weil es sozialen Rückhalt und Anerkennung mit sich bringt.

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Langfristig aktiv bleiben

Langfristig aktiv zu bleiben ist wichtig, denn dadurch mindert sich auch das Risiko eines Rückfalls. Dennoch gibt es gerade bei längerfristig orientierten Programmen hohe Abbrecherquoten. Ersten Frankfurter Ergebnissen zufolge benötigen insbesondere Krebspatienten, die bereits bei der Eingangsuntersuchung unterdurchschnittliche Ausdauer zeigten, kontinuierliche Unterstützung. Für sie müssen spezielle Bewegungsprogramme mit niedriger Einstiegshürde und einer als wenig belastend empfundenen Aktivität konzipiert werden. Drei Viertel der Teilnehmer berichten, dass sie auch nach Abschluss der persönlichen Betreuung ihr Trainingsprogramm beibehalten.

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Ziel: Sportgruppen für alle Tumorarten

Während in der Brustkrebsnachsorge bundesweit circa 800 Sportgruppen bestehen, fehlen adäquate Angebote für Patienten mit anderen Tumorarten oder in anderen Krankheitsstadien. Diese Lücke soll durch ein von der Wiesbadener Stiftung "Leben mit Krebs" gefördertes Projekt geschlossen werden. Die ersten Sportgruppen wurden bereits 2005 in der Onkologischen Klinik im Krankenhaus Nordwest gegründet. Seit Mai 2009 existiert in der Abteilung Sportmedizin der Goethe-Universität eine von Sporttherapeuten betreute Trainingsgruppe für Patientinnen und Patienten aller Krebsarten unabhängig von der jeweiligen Behandlungsphase.

Quelle: Informationsdienst Wissenschaft (idw)

 
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Bild: Mikko Harms