Frauenheilkunde up2date 2010; 4(3): 179-186
DOI: 10.1055/s-0030-1247366
Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Endometriose in der Reproduktionsmedizin

R. Seufert, V. Passuello
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Publication Date:
24 June 2010 (online)

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Kernaussagen

Die Endometriose stellt eine der häufigsten gutartigen Erkrankungen der Frau im reproduktiven Alter dar. Ihre besondere Bedeutung für die Kinderwunschtherapie verdeutlichen die Inzidenzen mit bis zu 40 % bei infertilen Frauen gegenüber 0,5–5 % bei fertilen gleichaltrigen Frauen. Hinsichtlich der Entstehung einer Endometriose gibt es unterschiedliche, sich z. T. ergänzende Erklärungsansätze. Die bekannten Risikofaktoren umfassen eine hohe Zahl an Menstruationen, Hypermenorrhö, intrauterine Manipulationen, Adipositas, Nulliparität, späte erste Schwangerschaft, genetische Komponenten und hoher sozialer Status. Die genaue Endometriosediagnose umfasst auch eine histologische Bestätigung sowie eine Abschätzung des Stadiums und der Aktivität des Leidens.

Therapeutisch stehen je nach Indikationsstellung operative und konservative Verfahren zur Wahl, ebenso auch Verfahren aus dem Bereich der Naturheilkunde (Hydrotherapie, Bewegung, Phytotherapie und Akupunktur) – ohne jedoch denselben wissenschaftlichen Evidenzgrad zu erreichen. Bei einer operativen Intervention (i. d. R. endoskopisch) sollte versucht werden, die normalen anatomischen Verhältnisse im kleinen Becken wiederherzustellen, bei ausgedehntem Befund auch in interdisziplinärer Zusammenarbeit. Konservativen Therapieansätzen liegt ein antiöstrogener Mechanismus zugrunde. Zur Wahl stehen hier orale Antikonzeptiva, Gestagene, Danazol, GnRH-Agonisten und Aromatasehemmer sowie die begleitende Gabe von nicht steroidalen Analgetika. Allerdings kann die konservative Therapie kein Ersatz sein für eine unzureichende Operation der Endometrioseherde.

Für ausgedehnte Endometriosebefunde und Tubendestruktion steht ein Zusammenhang mit reduzierter Fertilität außer Frage. Ein Kinderwunsch ist in diesen Fällen nur mithilfe der modernen Reproduktionsmedizin zu erfüllen. Aber auch bei kleinen oder minimalen Befunden wird eine Assoziation mit reduzierter Fertilität diskutiert; ein Kinderwunsch kann hierbei v. a. bei jüngeren Frauen aber zunächst konservativ angegangen werden mit Zyklusmonitoring und Ovulationsinduktion.

Literatur

Univ.-Prof. Dr. R. SeufertM. Sc. 

Abt. für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin · Universitätsfrauenklinik Mainz

Langenbeckstr. 1

55101 Mainz

Email: seufert@uni-mainz.de