Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2010; 45(2): 132-137
DOI: 10.1055/s-0030-1248149
Fokus

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Patientenversorgung nach dem neuesten Stand der Wissenschaft – Was bedeutet Evidence-based Medicine?

Implications of Evidence-based MedicineDaniel M. Pöpping, Manuel Wenk, Hartmut Bürkle
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
12. Februar 2010 (online)

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Zusammenfassung

Evidenzbasierte Medizin bedeutet, dass im Idealfall zu jeder klinischen Fragestellung Handlungsempfehlungen gegeben werden können, die auf einer systematischen Suche von Daten aus der aktuellen Literatur, einer Datenextraktion, Zusammenfassung und deren kritischer Beurteilung basieren. Seit etwa 50 Jahren hat die evidenzbasierte Medizin sich rasant entwickelt. Systematischen Reviews und randomisierten kontrollierten Studien kommt dabei eine hohe Bedeutung zu. Doch wie sieht es in der täglichen Praxis aus? Zeit- und Kostendruck sowie Personalmangel gestalten den aufwendigen Prozess der evidenzbasierten Medizin schwierig. Beispiele aus der perioperativen Schmerztherapie sollen aufzeigen, welche Möglichkeiten der Anwendung von evidenzbasierter Medizin in der Praxis existieren.

Abstract

Evidence-based medicine implies that recommendations ideally exist for each clinical question based on a systematic data search in the current literature, a data extraction, a summary and critical appraisal. Over the last fifty years evidence-based medicine has been growing rapidly. Systematic reviews and randomised controlled trials are of high impact in this field. However, the question remains: in which way is daily clinical practice affected? In an era of time- and cost-pressures as well as manpower shortages, the complex process of evidence-based medicine is difficult. Examples from perioperative pain therapy are provided to demonstrate how evidence-based medicine could be feasible and incorporated into daily practice.

Kernaussagen

  • Evidenzbasierte Medizin bedeutet, dass im Idealfall zu jeder klinischen Fragestellung Handlungsempfehlungen gegeben werden können, die auf einer systematischen Suche von Daten aus der aktuellen Literatur, einer Datenextraktion, Zusammenfassung sowie deren kritischer Beurteilung basieren.

  • Die Ursprünge der EBM lassen sich auf das Ende des 18. Jahrhunderts datieren.

  • Der Prozess der EBM ist nach der Beschreibung von Hatala 4-stufig:

    • Problemerkennung und Entwicklung einer klaren Fragestellung

    • gründliche Literaturrecherche

    • kritische Abschätzung der verfügbaren Evidenz

    • Integration der Ergebnisse in die klinische Praxis

  • Randomisiert kontrollierte Studien und systematische Reviews stellen den höchsten Level an Evidenz dar.

  • Im Gegensatz zu einem narrativen Übersichtsartikel geht der systematische Review immer mit einer umfassenden und unvoreingenommenen Datensuche, einer kritischen Datenbewertung und qualitativer oder quantitativer Datensynthese einher.

  • Ein weiteres integrales Element innerhalb der evidenzbasierten Medizin stellt die randomisierte kontrollierte Studie dar.

  • Extern gewonnene Erkenntnisse müssen schließlich noch dahingehend überprüft werden, ob sie auf die eigenen Daten übertragbar sind.

Weiteres Material zum Artikel

Literaturverzeichnis

Dr. med. Daniel M. Pöpping
Dr. med. Manuel Wenk
Prof. Dr. med. Hartmut Bürkle

eMail: poppind@uni-muenster.de

eMail: Manuel.Wenk@health.wa.gov.au

eMail: hartmut.buerkle@klinikum-memmingen.de