Rofo 2010; 182(3): 218
DOI: 10.1055/s-0030-1248996
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Verletzungen des atlantoaxialen Gelenks – Normwerte für knöcherne Distanzen bei Erwachsenen und Kindern

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Publication Date:
24 February 2010 (online)

 

Mit konventionellen radiologischen Untersuchungen der Halswirbelsäule sind Verletzungen in diesem Bereich nach Unfällen häufig nicht darstellbar. Die Multidetektor-Computertomografie (MDCT) hat sich deshalb inzwischen in vielen Zentren zum Goldstandard entwickelt. Eine Arbeitsgruppe aus Florida beschäftigte sich mit der Frage, welche Normalwerte für die atlantoaxiale Distanz und die laterale atlantodentale Distanz bei Kindern und Erwachsenen anzusetzen sind. AJR Am J Roentgenol 2009; 193: 1388-1392

Rojas et al. nahmen in ihre Studie insgesamt 290 Patienten auf, die zwischen März 2006 und Dezember 2007 ein Halswirbelsäulentrauma erlitten hatten und bei denen klinisch und mittels MDCT eine Verletzung der Halswirbelsäule ausgeschlossen worden war. 178 Patienten waren zwischen 20 und 40 Jahre alt, 68,5 % davon waren männlich. Die übrigen 112 Patienten waren Kinder im Alter von 2 Monaten bis 10 Jahren, davon waren 58,9 % männlich. Alle Patienten wurden mit angelegtem Schanz-Kragen untersucht; dadurch wurde versucht, die Position des Halses bei der MDCT in der Kohorte zu standardisieren.

Die Autoren untersuchten bei allen Patienten die beiden Parameter atlantoaxiale Distanz und laterale atlantodentale Distanz. Die atlantoaxiale Distanz wurde zwischen der Massa lateralis von C1 und C2 gemessen, die atlantodentale Distanz zwischen der Massa lateralis des Atlas und des Dens.

In der Erwachsenen-Kohorte war die atlantoaxiale Distanz auf der rechten Seite im Mittel 2,2 mm (SD: 0,6 mm) und auf der linken Seite 2,3 mm (SD: 0,5 mm). Die obere Grenze der Varianz lag für die rechte Seite bei 3,3 mm und für die linke Seite bei 3,4 mm. Die atlantodentale Distanz wurde durchschnittlich mit 3,0 mm (SD: 0,8 mm) auf der rechten Seite und mit 3,4 mm (SD: 1,1 mm) auf der linken Seite gemessen. Die obere Normgrenze fand sich bei 4,7 mm auf der rechten und 5,6 mm auf der linken Seite. In der pädiatrischen Kohorte lag die atlantoaxiale Distanz bei 95 % der Kohorte unter 3,9 mm auf beiden Seiten, die atlantodentale Distanz unter 7,4 mm auf der rechten Seite und unter 8,0 mm auf der linken Seite. Je älter die Kinder waren, umso kleiner wurden beide Parameter.

HWS-CT sagittal mit atlanto-okkzipitaler Luxation (Bild: Radiologische Uniklinik Tübingen).

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