ergopraxis 2009; 02(10): 14-15
DOI: 10.1055/s-0030-1253192
wissenschaft

Realistische Therapieziele – Ergotherapeutin und Klient müssen sich absprechen

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Publication Date:
23 April 2010 (online)

 
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    Eine auf realistische Ziele ausgerichtete Ergotherapie hängt wesentlich von der einvernehmlichen Abstimmung zwischen Klient und Therapeutin ab. Dadurch kann die Ergotherapeutin sowohl dem Krankheitsbild gerecht werden als auch übertriebenen Erwartungen des Klienten entgegenwirken. Zu diesem Ergebnis kamen die Ergotherapeutinnen Louise Gustafsson von der University of Queensland und Kate McLaughlin vom Prince Charles Hospital, Australien.

    An der Pilotstudie nahmen sechzehn Klienten einer australischen Rehabilitationsklinik teil – sechs davon wurden stationär und zehn ambulant behandelt. Mit diesen führten die Forscherinnen halbstrukturierte Einzelinterviews durch. Dabei stellte sich heraus, dass die Klienten ihre Behandlungsziele während des Rehabilitationsaufenthaltes außerordentlich hoch steckten. In der Regel strebten sie an, das vor ihrem Krankheitsereignis liegende Leben fortzusetzen. Hauptsächlich bezogen sich ihre Ziele auf die Produktivität und die Partizipation. Erst in ihrem häuslichen Umfeld erkannten sie das Ausmaß ihrer Einschränkungen und waren daraufhin bereit, sich auf realistischere Teilziele einzulassen. Dann stand im Vordergrund, die Körperstrukturen zu verbessern. Produktivität und Partizipation hingegen waren nachrangig.

    Die Forscherinnen schlussfolgern, dass Ergotherapeuten ihre Klienten bereits in der Rehabilitationsklinik darauf vorbereiten sollten, sich auf kleinere, aber realistische Ziele im Genesungsprozess einzulassen. Dies können sie jedoch nur durch engen Kontakt und Überzeugungsarbeit leisten. Ergotherapeuten sind deshalb herausgefordert, bereits im Vorfeld unrealistische Erwartungen zu dämpfen und gravierende, möglicherweise bleibende Einschränkungen zu thematisieren.

    suma

    IJTR 2009; 16: 324–330