Ergotherapeuten müssen Wirksamkeitsnachweise für ihre Behandlung erbringen, um diese
belegen zu können. Da bleibt das Lesen von und das Auseinandersetzen mit wissenschaftlichen
Arbeiten nicht aus. Doch die Schwelle, über das Abstract hinaus einen wissenschaftlichen
Artikel zu lesen, scheint manchmal unüberwindbar. Woran könnte das liegen? Vielen
erscheinen die Artikel sehr lang und wenig leserfreundlich. Das Beruhigende: Sie haben
meist denselben Aufbau.
Primärer von sekundärer Literatur unterscheiden
Primärer von sekundärer Literatur unterscheiden
Wir können wissenschaftliche Artikel unterschiedlich einteilen. Zunächst kann man
Originalarbeiten von anderen Arbeiten unterscheiden. Originalarbeiten sind Berichte
über Untersuchungen, die der Autor mit seiner Forschungsgruppe durchgeführt hat. Das
sind dann primäre Veröffentlichungen von Resultaten. Darum nennt man diese Art von
wissenschaftlicher Literatur auch Primärliteratur oder die Quelle des Wissens. Daneben
gibt es Artikel, in denen die Autoren verschiedene Originalarbeiten zusammenfassen.
Diese Artikel sowie Bücher gehören zur Sekundärliteratur.
Das Zusammenfassen von Originalarbeiten kann ganz systematisch geschehen, indem man
alle relevanten Artikel erfasst, die man nach vordefinierten Kriterien ausgewählt
hat (engl.: systematic review). Es gibt aber auch Artikel, in denen die Originalarbeiten
unsystematisch, also willkürlich, ausgewählt wurden. Diese nennt man oft einfach „Review”.
Experten begutachten Artikel
Experten begutachten Artikel
Für alle Veröffentlichungen kann man zwischen Peerreviewed-Artikeln und anderen unterscheiden.
Beim Peer Review reicht ein Autor sein Manuskript beim Herausgeber eines Journals
ein. Die erste Hürde ist, ob der Aufbau seines Artikels stimmt. Wenn ja, dann leitet
der Herausgeber die Arbeit an zwei oder drei Experten weiter, welche das Manuskript
meistens anonym beurteilen. Dieses senden sie oft mit seitenlangen Listen von Punkten,
die im Artikel zu verbessern sind, an den Autor zurück. Dieser überarbeitet daraufhin
sein Manuskript und sendet es wieder an den Herausgeber. Das Ganze wiederholt sich
so lange, bis die Experten dem Herausgeber empfehlen, das Manuskript abzulehnen oder
es aber zu akzeptieren. Dieses Verfahren ist keine Garantie für gute Artikel, setzt
jedoch die Schwelle relativ hoch.
Wissenschaftliche Artikel sind in verschiedene Absätze aufgeteilt
Wissenschaftliche Artikel sind in verschiedene Absätze aufgeteilt
Wer gerne Abkürzungen mag, der kann sich Folgendes merken: IMRAD. I steht für Introduction,
M für Method, R für Results, A steht für nichts, höchstens für And – denn IMRAD klingt
besser als IMRD – D steht für Discussion. Das sind die Überschriften der Abschnitte
der meisten wissenschaftlichen Artikel.
Ein wissenschaftlicher Artikel beginnt immer mit einem Abstract. Das ist die Zusammenfassung,
die man im Internet oder auf Datenbanken meistens gratis lesen kann. Danach folgt
die Einleitung (Introduction), die manchmal auch Background genannt wird. Im Anschluss
folgt der Methodenteil (Methods). Dort beschreibt der Autor, was er gemacht hat. Dies
ist ein wichtiger Bestandteil der Arbeit, denn so könnten andere Forscher die Studie
wiederholen. Als Nächstes folgen die Resultate, einerseits in Grafiken und Tabellen,
anderseits zusammengefasst im Text. Meist beschreibt der Autor in der ersten Tabelle
die Stichprobe, bevor er in den nachfolgenden Tabellen oder Grafiken die Statistik
oder andere Formen von Resultaten präsentiert. In den Resultaten stellt er seine Ergebnisse
dar, ohne sie zu diskutieren oder zu kommentieren. Das passiert erst im nächsten Abschnitt,
dem Diskussionsteil.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der ähnliche Aufbau von wissenschaftlichen Artikeln
ein großer Vorteil ist. Er bietet dem Leser Orientierung auf dem abstrakten Gebiet
der Forschung und erleichtert ihm damit das Lesen von und Arbeiten mit wissenschaftlichen
Artikeln.