ergopraxis 2009; 02(9): 16
DOI: 10.1055/s-0030-1253235
wissenschaft

Psychische Erkrankungen – Junge Menschen wünschen sich spezielle Gruppenangebote

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26 April 2010 (online)

 
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    Junge Erwachsene, die psychisch erkrankt sind, wünschen sich Normalität und Autonomie und somit spezielle Angebote. Zu diesem Ergebnis kam die Psychologin Kirsten Stelling mit ihrem Team von der Universität Leipzig in Zusammenarbeit mit der katholischen Hochschule in Aachen.

    Die Forscher führten mit 16 Patienten einer Erwachsenenpsychiatrie problemzentrierte Interviews zu sozialen und beruflichen Aspekten durch. Die Teilnehmer waren zwischen 20 und 31 Jahre alt und hatten verschiedene psychiatrische Erkrankungen. Für alle war die Beziehung zu Familienmitgliedern schwierig und der Auszug in eine Wohngruppe ein wichtiger Entwicklungsschritt. Sie wünschten sich mehr Kontakt zu Nichtbetroffenen und Abstand zu ebenfalls Betroffenen, obwohl gerade Letztere das größte Verständnis aufbrächten. Viele wollten vorläufig keine Paarbeziehung, obwohl ihnen diese generell wichtig sei. Sie gaben an, momentan nicht in der Lage zu sein, eine Familie zu gründen. Die meisten Befragten glaubten, professionelle Unterstützung beim (Wieder-)Einstieg in den Arbeitsmarkt zu benötigen, einige äußerten sich aber auch kritisch zu diesen Maßnahmen. Spezielle Hilfsangebote wie betreutes Wohnen bewerteten sie prinzipiell positiv.

    Da das Bewältigen von Entwicklungsschritten durch eine psychische Erkrankung erschwert ist, schließen die Forscher auf einen Bedarf an Gruppenangeboten speziell für junge Menschen. Denn: Diese haben in vielerlei Hinsicht andere Unterstützungsbedürfnisse als ältere Menschen.

    dawo

    Psychiatrische Praxis 2009; 36: 119–124