ergopraxis 2009; 02(7/08): 13
DOI: 10.1055/s-0030-1253333
wissenschaft

Behinderungen – Kaum echte Alternativen zum Pflegeheim

Further Information

Publication History

Publication Date:
26 April 2010 (online)

 
Table of Contents

    Für Menschen mit einer Behinderung bestehen außer Pflegeheimen manchmal keine weiteren Wohnalternativen. Zu diesem Ergebnis kamen die Ergotherapeuten Susan Magasi von der Northwestern University und Joy Hammel von der University of Illinois in Chicago, USA.

    Die Forscher erfassten anhand der qualitativen Methodologie „lived experience” (dt.: gelebte Erfahrungen) bei sechs Frauen die Erfahrungen mit ihrer Wohnsituation in einem Pflegeheim. Die Teilnehmerinnen waren zwischen 38 und 59 Jahre alt und hatten entweder eine körperliche oder eine geistige Behinderung. Die Studienteilnehmer wohnten aktuell oder bis vor kurzem in einem staatlichen Pflegeheim. Anhand von Fokusgruppen und In-Depth-Interviews fanden die Forscher heraus, dass das Wohnen in einem Pflegeheim mit abnehmenden Betätigungen und dem Verlust der Autonomie einhergeht. Die Interviews mit den Angehörigen zeigten, dass diese sehr wenig Verständnis für die Problematik der Teilnehmer hatten: Die Angehörigen waren der Ansicht, dass Pflegeheime soziale Kontakte und ein komfortables Leben böten. Die Bewohner empfanden jedoch das Gegenteil. Aus ihrer Sicht sind Pflegeheime kalte, kontrollierende Institutionen mit geringen Möglichkeiten für individuelle Entscheidungen, sodass alle Teilnehmerinnen versucht haben, wieder in der Gemeinde zu wohnen.

    Die Forscher sind der Meinung, dass das Angebot einer effektiven ambulanten Betreuung und weiterer Wohnmöglichkeiten sozial gerecht sei. Hier könnte die Ergotherapie ins Spiel kommen, um Betroffene zu beraten und diese über verschiedene Wohnalternativen zu informieren.

    akb

    AJOT 2009; 63: 35–45