Dialyse aktuell 2010; 14(4): 200
DOI: 10.1055/s-0030-1254212
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Lebendnierenspende – Langzeitsicherheit für Spender ist hoch

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Publikationsdatum:
20. Mai 2010 (online)

 
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Jährlich spenden mehr als 6 000 gesunde US-Bürger eine Niere. Die Frage der Sicherheit der Lebendnierenspende konnten Forscher bisher jedoch nicht erschöpfend beantworten, da man Langzeitstudien nur an einzelnen Zentren durchgeführt hatte. Diese bieten nur sehr eingeschränkte Möglichkeiten, um die Aussagen der Ergebnisse zu generalisieren. In Anbetracht des Spenderorganmangels für Patienten mit Nierenerkrankungen ist die Sicherheitsdiskussion ein wichtiger zu klärender Aspekt in der Transplantationsmedizin.

US-Studie untersuchte Sicherheit der Lebendnierenspende

Segev et al. [1] gingen diese Fragestellung an, um die Situation in den USA möglichst umfassend zu evaluieren. In ihrer Studie untersuchten sie zwischen 1994 und 2009 an über 80 000 Personen die Lebendspenderauswahl und das Outcome. Außerdem schätzten sie das Risiko in der postoperativen Phase für die Spender ab und verglichen die Langzeitmortalität der Spendergruppe mit einer Nichtspendergruppe (Patienten aus dem NHANES[1] III). Hierbei achteten die Wissenschaftler darauf, dass sich die beiden Gruppen so ähnlich wie möglich waren und die Nichtspender möglichst keine Kontraindikationen zur Lebendspende hatten.

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Bild: MEV PeopleCollection Vol.2

Mortalität ist nur kurz nach der Operation leicht erhöht

Insgesamt starben 25 der Donoren innerhalb von 90 Tagen nach der Lebendspende. Dies entspricht einer Mortalität von 3,1 pro 10 000 Spender, was relativ gering ist. Nichtspender hatten im selben Zeitraum ein signifikant niedrigeres Sterberisiko (0,4 pro 10 000 Spender). Die Mortalität der Spender in den 90 Tagen nach der Operation hatte sich in den 15 Jahren des Studienzeitraums nicht verändert, trotz der Veränderungen in der Operationspraxis (offene versus laparoskopische Nephrektomie) und in der Donorauswahl. Männer hatten ein höheres Mortalitätsrisiko als Frauen (5,1 versus 1,7 pro 10 000 Spender), Schwarze ein höheres Risiko als Weiße und Lateinamerikaner (7,6 versus 2,6 und 2,0) und Donoren mit Bluthochdruck ein höheres Risiko als Spender ohne Bluthochdruck (36,7 versus 1,3).

Langfristiges Gesundheitsrisiko ist gering

Das Mortalitätsrisiko war in der Langzeitbeobachtung (Median: 6,3 Jahre) im Gegensatz zur 1. postoperativen Phase bei Donoren nicht höher bzw. sogar geringer als bei Nichtspendern. Hierbei hatten beide Gruppen schon nach 1 Jahr ein vergleichbares Risiko (Spender 6,5 versus Nichtspender 4,6 pro 10 000 Spender). Daher bezeichnen die Autoren das langfristige Gesundheitsrisiko von Lebendnierenspendern als vernachlässigbar.

Christian Schäfer, Stuttgart

Literatur

01 National Health and Nutrition Examination Survey

Literatur

01 National Health and Nutrition Examination Survey

 
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Bild: MEV PeopleCollection Vol.2