ergopraxis 2009; 2(1): 14-15
DOI: 10.1055/s-0030-1254533
wissenschaft

Traumatische Hirnschädigung – Alltagsaktivitäten können die Self-Awareness verbessern

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Publication Date:
07 July 2010 (online)

 
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    Eine traumatische Hirnschädigung (THS) schränkt die Self-Awareness ein, also das tiefgreifende Verständnis der Klienten gegenüber dem Ausmaß ihrer Störung. Das Ausmaß orientiert sich dabei an der Schwere der Erkrankung.

    Zu diesem Ergebnis kam ein Forscherteam um die Ergotherapeutin Diane K. Dirette in Kalamazoo, Michigan, USA. Dazu befragten sie 18 stationär aufgenommene Klienten einer lokalen Akutklinik und deren Lebenspartner. Die Klienten waren zwischen 16 und 64 Jahren alt. Die Forscher führten die Interviews jeweils eine Woche, einen Monat, vier Monate und ein Jahr nach dem Ereignis mit den einzelnen Teilnehmern. Die Grundlagen dieser strukturierten Interviews bildeten das Assessment „Awareness Questionnaire”, um das Bewusstsein für das Erkrankungsausmaß zu erheben, und das „Patient Assessment of Own Functioning Inventory”, um das Realisieren von Alltagsaktivitäten zu erfassen. Das „Personal Evaluation of Community Integration” hielt den Stellenwert fest, wie zufrieden die Studienteilnehmer mit ihren Alltagsaktivitäten waren und ob sie sich Veränderungen wünschten.

    Die Klienten mit leichter THS hatten eine bessere Self-Awareness in Bezug auf ihre Beeinträchtigung als die Klienten mit mittlerer und schwerer THS. Allerdings war der Unterschied ein Jahr nach dem THS nur noch gering. Die Entwicklung der Self-Awareness ist dabei sehr unterschiedlich. Die Klienten mit leichter THS überschätzten zwar zu Beginn ihre Störungen, zeigten jedoch durchgehend eine gute Self-Awareness. Die schwer beeinträchtigten Klienten hingegen unterschätzten ihre Störungen, verbesserten aber ihre Self-Awareness stetig, indem sie ihre aktuellen mit den gewohnten Fähigkeiten verglichen und so ein Verständnis für ihre Beeinträchtigung entwickelten.

    Die Ergebnisse zeigen, dass vor allem gewohnte Alltagsaktivitäten für die Rückgewinnung der Self-Awareness bedeutsam sind und daher wichtiger Bestandteil der Behandlung sein sollten.

    Esph

    BJOT 2008; 71: 44–51