ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2010; 119(5): 260-261
DOI: 10.1055/s-0030-1255372
Colloquium

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Einzelzahnlücke – Maximale Ästhetik und Funktion mit minimal-invasivem Eingriff

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Publication Date:
08 June 2010 (online)

 
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Unsere schnelllebige Welt prägt auch den Praxisalltag: Der Patient erwartet in möglichst kurzer Zeit ein optimales Ergebnis. Und das möglichst schmerzfrei und mit geringem Kostenaufwand. Für diese Ansprüche eignet sich insbesondere der minimal-invasive Eingriff.

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Ausgangssituation

Eine 36-jährige Patientin mit gepflegtem Gebiss stellte sich in unserer Praxis vor mit dem Wunsch nach Versorgung ihrer Einzelzahnlücke regio 46. Über die Möglichkeit einer Implantation und die Vorgehensweise war sie bereits aufgeklärt. Zeitmangel und Angst vor einem sogenannten "chirurgischen Eingriff" hatten sie bisher vor einer Implantation abgeschreckt.

Nach eingehender intraoraler Untersuchung und Anfertigung eines OPG (Abb. [1], [2]) konnte ich der Patientin guten Gewissens versprechen, dass in ihrem Fall eine sogenannte minimal-invasive Implantation möglich sei, d. h. Betäubung mit wenig Lokalanästhesie nur im Lückenbereich, keine nachfolgenden Schmerzen oder Schwellungen, keine berufliche Beeinträchtigung am Folgetag und nur 2-3 Behandlungstermine insgesamt.

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Abb. 1 Klinische Ausgangssituation.

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Abb. 2 OPG mit Messkugel.

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Implantation

Nach der lokalen Infiltrationsanästhesie lingual und bukkal wurde die Implantatposition festgelegt und die Gingiva analog dem Implantatdurchmesser mit einer Schleimhautstanze in Form eines kleinen Pfropfens entfernt (Abb. [3]). Mit dem Pilotbohrer Durchmesser 2,7 mm erfolgte die Initialbohrung bis 12,5 mm Länge (Abb. [4]). Das anschließend angefertigte Röntgenbild als sogenannte Messaufnahme (Abb. [5]) bestätigte den richtigen Abstand zu den Nachbarstrukturen, wie Mandibularkanal und Nachbarzähne. Danach wurde das Implantatbett mit 2 weiteren Bohrern aufsteigenden Durchmessers auf die finale Bohrung aufbereitet. Der folgende Handgriff ist bereits das Eindrehen des Implantates (K.S.I.-Bauer-Schraube) mit der integrierten Einbringhilfe (Abb. [6]). Bei 25 Ncm löst sich die Einbringhilfe und das Implantat wird mit der Drehmomentratsche (Abb. [7]) weiterversenkt, bis der Teller der Hohlkehle leicht subgingival liegt (Abb. [8]). Bei einem D2-Knochen, wie im vorliegenden Fall, konnte mit 70 Ncm eine ausgezeichnete Primärstabilität erreicht werden. Das abschließende OPG zeigt die optimale Implantatposition (Abb. [9]).

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Abb. 3 Schleimhautstanzung.

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Abb. 4 Initialbohrung.

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Abb. 5 Röntgenmessaufnahme.

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Abb. 6 Integrierte Eindrehhilfe.

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Abb. 7 Drehmomentratsche.

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Abb. 8 Reizlose Gingiva.

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Abb. 9 Röntgenkontrolle.

Da das Zahnfleisch nicht aufgeklappt wurde und somit keine Abheilung des Weichgewebes abgewartet werden musste, konnte der Abdruck für die Krone in gleicher Sitzung genommen werden (Abb. [10]).

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Abb. 10 Übertragungskappe zur Abdrucknahme.

Die weiße Kunststoffkappe ist verbrennbar und kann als Abutment für die Fertigung der Krone verwendet werden (Abb. [11].

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Abb. 11 Weisse Kunststoffkappe mit Klickeffekt.

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Einheilphase

Für den Langzeiterfolg der K.S.I.-Bauer-Schraube ist eine reizlose Einheilung unter absoluter Ruhigstellung für den Zeitraum von 4-6 Wochen empfehlenswert. Bei Einzelzahnversorgungen verwenden wir die weiße Kunststoffkappe als Grundlage für das Provisorium. Ein Überabdruck mit den Nachbarzähnen ermöglicht die schnelle Anfertigung eines Provisoriums nach Art einer Marylandbrücke (Abb. [12]).

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Abb. 12 Ruhigstellung des Implantates.

Die Implantatkrone muss außer Okklusion stehen, die lingualen Flügel verhindern Zungendruck und gewährleisten Stabilität. Während der Einheilphase traten keinerlei Komplikationen auf. Das Weichgewebe hat sich durch das Provisorium optimal ausgeformt, wie durch Eingliedern eines Gingivaformers. Nach 6 Wochen wird das Provisorium gegen eine VMK-Krone ausgetauscht (Abb. [13]).

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Abb. 13 Harmonische Gingiva nach Eingliedern der Krone.

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Fazit

Diese minimal-invasive Vorgehensweise beinhaltet mehrere Vorteile. Für den Behandler ergibt sich die Möglichkeit, den Knochen im vorgesehenen Implantationsbereich zu sondieren und ggf. zu glätten. Auch verhindern wir so ein etwaiges "Einarbeiten" von Epithel oder Bakterien bei der Pilotbohrung. Da wir keine Deperiostierung vornehmen, verbessert sich im Gegensatz zur Implantation mit Aufklappung die Weichgewebssituation. Eine stramme Anlagerung der Gingiva an den Implantathals verhindert das Eindringen von Mikroorganismen durch das Saumepithel. Die Einteiligkeit des Implantatsystems und das Fehlen des Mikrospalts verhindern die gefürchtete Knochenresorption.

Für den ängstlichen oder kranken Patienten ist diese Implantations-Vorgehensweise eine akzeptable Möglichkeit, da kein Blut fließt, keine Naht erforderlich wird und keine Nachbehandlungen notwendig sind. Lediglich die veränderten Essgewohnheiten und mitgegebene Hygienemaßnahmen muss der Patient für ca. 6 Wochen einhalten.

Korrespondenzadresse

Gemeinschaftspraxis

Andrea Bauer, Renate Bauer-Küchle

Eleonorenring 14

6131 Bad Nauheim

K.S.I.-Bauer-Schraube GmbH, 61231 Bad Nauheim

Email: ksi-bauer-schraube@t-online.de

 
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Abb. 1 Klinische Ausgangssituation.

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Abb. 2 OPG mit Messkugel.

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Abb. 3 Schleimhautstanzung.

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Abb. 4 Initialbohrung.

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Abb. 5 Röntgenmessaufnahme.

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Abb. 6 Integrierte Eindrehhilfe.

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Abb. 7 Drehmomentratsche.

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Abb. 8 Reizlose Gingiva.

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Abb. 9 Röntgenkontrolle.

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Abb. 10 Übertragungskappe zur Abdrucknahme.

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Abb. 11 Weisse Kunststoffkappe mit Klickeffekt.

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Abb. 12 Ruhigstellung des Implantates.

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Abb. 13 Harmonische Gingiva nach Eingliedern der Krone.