Rofo 2010; 182(8): 645
DOI: 10.1055/s-0030-1255480
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Kolonkarzinom - Adjuvante Chemotherapie für Ältere?

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Publication Date:
30 July 2010 (online)

 

Obwohl kontrollierte Studien die Wirksamkeit einer adjuvanten Chemotherapie bei einem Kolonkarzinom im Stadium III bestätigt haben, wird vielen älteren Patienten diese Behandlung - meist aus Angst vor unerwünschten Nebeneffekten - vorenthalten. K. L. Kahn et al. haben jetzt die Häufigkeit der Durchführung einer adjuvanten Chemotherapie und dabei auftretende Nebenwirkungen bei Dickdarmkrebs-Patienten unterschiedlichen Alters untersucht. JAMA 2010; 303: 1037-1045

Für ihre Studie "Cancer Care Outcomes Research and Surveillance" (CanCORS) analysierten die Autoren Daten von 4713 in den USA lebenden Patienten, bei denen in den Jahren 2003-2005 ein kolorektales Karzinom diagnostiziert und der Verlauf der Erkrankung mindestens 15 Monate lang verfolgt worden war. In diesem Kollektiv befanden sich 675 Patienten mit einem operativ behandelten Kolonkarzinom im Stadium III. Die Patienten wurden in 4 Altersgruppen eingeteilt: 18-54, 55-64, 65-74 und > 75 Jahre. Insgesamt 513 Patienten erhielt innerhalb des ersten halben Jahres nach Tumorresektion eine adjuvante Chemotherapie (Standardtherapie mit oder ohne Oxaliplatin). Verglichen wurden die Häufigkeit von Nebenwirkungen bei Tumorpatienten mit bzw. ohne adjuvante Therapie sowie Art, Dosierung und Dauer der Chemotherapie in den verschiedenen Altersgruppen.

Der Anteil der Patienten mit adjuvanter Chemotherapie war in den Altersgruppen sehr unterschiedlich: Während nur bei 50 % der über 75-Jährigen eine adjuvante Chemotherapie durchgeführt wurde, betrug ihr Anteil in den 3 jüngeren Altersgruppen 87 % (95 %-Konfidenzintervall [KI] 30-45 %). Auch was die Behandlung mit Oxaliplatin zusätzlich zur Standardtherapie (Fluorouracil und Leucovorin) betrifft, hatten die älteren Tumorpatienten (14 %) gegenüber den jüngeren (44 %) das Nachsehen (95 %-KI 21-28 %). Allerdings brachen Patienten über 75 Jahre die Chemotherapie signifikant häufiger vorzeitig ab (40 % vs. 25 % in den jüngeren Altersgruppen, 95 %-KI 7-23 %), d.h. vor der Mindestdauer von 24 Wochen.

Klinische Nebenwirkungen traten nach adjuvanter Chemotherapie mehr als doppelt so häufig auf im Vergleich zu den Patienten ohne entsprechende Zusatzbehandlung (Hazard Ratio [HR] 0,39 vs. 0,16; 95 %-KI 0,11-0,36; p < 0,001). Unter den gefürchteten chemotherapiebedingten späten Nebenwirkungen litten dagegen die älteren Patienten nicht häufiger, sondern im Gegenteil sogar seltener als jüngere Karzinompatienten (0,28 [≥ 75 Jahre] vs. 0,35 [18-54 Jahre], p = 0,008).

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