Radiologie up2date 2010; 10(3): 185
DOI: 10.1055/s-0030-1255582
Editorial

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nachwuchs-Mangel in der Radiologie?

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Publication Date:
02 September 2010 (online)

Für den allgemeinen Mangel an ärztlichem Nachwuchs, der sich in den letzten Jahren entwickelt hat, können eine Vielzahl von Gründen angegeben werden. Zu nennen sind die Konkurrenz von Berufsfeldern für Ärzte, die nicht diagnostisch und/oder therapeutisch tätig sind, attraktive Auslandsangebote, zunehmende Bürokratisierung im Berufsalltag, das Fortbestehen nicht mehr angemessener ärztlicher Hierarchien, fehlende Kinderbetreuung für eine wachsende Zahl von Ärztinnen, Mängel in der Facharztweiterbildung sowie der vermehrte zeitliche Aufwand in Weiter- und Fortbildung infolge der zunehmenden Spezialisierung des ärztlichen Berufs. Für die Akademie für Fort- und Weiterbildung in der Radiologie sind gegensteuernde, wirksame Maßnahmen nur in begrenztem Umfang möglich z. B. durch Verbesserung der Weiterbildung und der strukturellen Anpassung des Weiterbildungskatalogs an eine höhere Spezialisierung. Diese wichtigen Aufgaben müssen aber auch umfassend und energisch umgesetzt und realisiert werden.Die Inhalte der Weiterbildung des Fachs Radiologie sind in der Weiterbildungsordnung hinterlegt. Der Erwerb der umfangreichen „Kenntnisse” und „eingehenden Kenntnisse” an einer Weiterbildungsstelle lässt sich jedoch durch zahlreiche zusätzliche Maßnahmen fördern und unterstützen. So wurde vor 10 Jahren die Zeitschrift Radiologie up2date, die vorrangig der Weiter- und Fortbildung gewidmet ist, gegründet. Sie kann auf eine erstaunliche Erfolgsgeschichte zurückblicken und leistet einen wichtigen Beitrag zur Weiterbildung sowie zum Erwerb von CME-Punkten. Ein zeitschrifteninternes Update ist die seit kurzem etablierte Einbeziehung von Untersuchungs-Video-Aufzeichnungen, die über Internet abgerufen werden können. Der didaktische Wert zahlreicher Beiträge der Zeitschrift wird dadurch deutlich erhöht.Vor 3 Jahren wurden auf dem deutschen Röntgenkongress die FFF-Kurse (Fit für den Facharzt) ins Leben gerufen und sind von den betroffenen, jungen Kollegen hervorragend angenommen worden. In Kürze folgen weitere Kurse der FFF-Reihe (Fit for Future) um Kenntnisse in molekularem Imaging für wissenschaftlich Interessierte zu vermitteln.Nicht nur für junge Kollegen, sondern auch für „alte Hasen” ergänzt die internetbasierte Datenbank der radiologischen Publikationen des Thieme Verlages – Thieme RadBase – als moderne, effektive und hochinteressante Modalität das „abrufbare” radiologische Wissen in der tagtäglichen Arbeit.Weitere Bemühungen zur strukturellen Verbesserung der Radiologie im Wettbewerb der Fachgebiete beziehen sich auf den Ausbau der Spezialisierung und Stärkung der Teilgebiete. Neben der Neuroradiologie und Kinderradiologie sollten z. B. die interventionelle Radiologie, die Skelettradiologie und andere Teilbereiche als Subdisziplinen ausgebaut und anerkannt werden. Vor einer Verankerung der Subdisziplinen in der Weiterbildungsordnung können die Deutsche Röntgengesellschaft (DRG) und die Akademie für Fort- und Weiterbildung unter Einbeziehung europäischer Vorgaben Zertifikate entwickeln, die als Beleg und Dokumentation von Spezialkenntnissen dienen können. Aber auch die Verbesserung der Rahmen- und Arbeitsbedingungen für Berufsanfänger, die Anpassung des Weiterbildungskatalogs an Fortschritte in der Medizin sowie die Vereinheitlichung der Abschlussprüfung am Ende der Facharztweiterbildungszeit darf man nicht aus den Augen verlieren.Ich bin sicher, dass mit diesem Maßnahmenkatalog gute Voraussetzungen geschaffen wurden und zur Zeit weiter entwickelt werden, um dem Nachwuchsmangel zu begegnen, und dass wir begabten und interessierten jungen Ärztinnen und Ärzten eine Plattform für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn und befriedigende ärztliche Tätigkeit anbieten können.

Prof. Dr. med. Ulrich Mödder, Düsseldorf

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