Kernaussagen
Die meisten im Krankenhaus erworbenen Infektionen gehen auf Staphylococcus aureus zurück. Besonders kritisch zu bewerten sind dabei Infektionen durch methicillin-resistente
S. aureus (MRSA), weil die Antibiotikatherapie hier oft nur noch sehr eingeschränkt möglich
ist. Neben den im Krankenhaus erworbenen ha-MRSA lassen sich 2 weitere MRSA-Gruppen
differenzieren: ca-MRSA (Community-acquired) und la-MRSA (Livestock-associated). Im
Vergleich mit benachbarten Ländern sind die MRSA-Prävalenzraten in Deutschland trotz
stabilem Niveau noch zu hoch. Eine Analyse der möglichen Gründe für die niedrigeren
Prävalenzraten beispielsweise in den Niederlanden zeigt, dass dort ein konsequentes
Hygienemanagement, rationaler Antibiotikaeinsatz und ein günstiger Personalschlüssel
in Bezug auf ärztliche und pflegerische Hygienefachkräfte zusammentreffen.
Aussagen über eine mögliche Übertragung von MRSA lassen sich nicht allein mithilfe
von Antibiogrammen machen. Daher ist es medizinisch-epidemiologisch notwendig, einen
gentischen Fingerprint (spa-Typisierung) durchzuführen. Identische spa-Typen erlauben
einen Rückschluss auf eine direkte Übertragung, unterschiedliche spa-Typen schließen
eine Übertragung i. d. R. aus.
Eine kontrollierte Sanierungstherapie kann bei MRSA-tragenden Patienten meist erst
im post-stationären Verlauf durchgeführt werden – und gerade in diesem Bereich ist
die Kommunikation zwischen den einzelnen eingebundenen Institutionen (Krankenhaus,
Pflegeheim, Reha-Klinik, Arztpraxis) oft dürftig. Da eine einzelne Institution im
Gesundheitswesen aber die MRSA-Problematik nicht alleine bewältigen kann, ist eine
Vernetzung erforderlich. Dies ist binational mit dem Projekt EUREGIO MRSA-net bereits
umgesetzt – einem Präventionsnetzwerk zum Schutz der Bevölkerung in der deutsch-niederländischen
Grenzregion vor Infektionen mit MRSA; auch in Deutschland gibt es mittlerweile zahlreiche
MRSA-Netzwerke. Im Rahmen des EUREGIO-Projektes EurSafety Health-net erfolgt die Ausweitung
dieser Netzwerkbildung inzwischen entlang der gesamten deutsch-niederländischen Grenze.
Hauptziel ist dabei die Stärkung der Patientensicherheit und der Schutz vor Infektionen.
Im Rahmen des Projektes verpflichten sich die teilnehmenden Krankenhäuser auf die
Erfüllung von Qualitätszielen, die durch Überwachungsbehörden, gemeinsam mit Projektkoordinatoren
überprüft werden und zur Kennzeichnung mit dem EUREGIO MRSA-net Qualitäts- und Transparenzsiegel
führen. Die Umsetzung der Qualitätsziele ist außerdem Voraussetzung dafür, dass Infektionen
durch MRSA reduziert werden können.
Da die MRSA-Problematik europaweit von Bedeutung ist, ist eine grenzüberschreitende
Zusammenarbeit auch hinsichtlich der la-MRSA von Vorteil. Hier ermöglicht SafeGuard
MRSA VetMed-net die interdisziplinäre und binationale Zusammenarbeit zwischen Human-
und Veterinärmedizinern sowie der Landwirtschaft im deutsch-niederländischen Grenzgebiet.
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Email: alexander.friedrich@ukmuenster.de