Gastroenterologie up2date 2010; 6(3): 211-231
DOI: 10.1055/s-0030-1255730
Stoffwechselerkrankungen

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Adipositas – vom lebensverlängernden Energiespeicher zur Krankheit

Volker  Schusdziarra, Johannes  Erdmann
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Publikationsdatum:
30. August 2010 (online)

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Kernaussagen

Pathophysiologie

  • Adipositas ist ein entscheidender Schrittmacher für Morbidität und Mortalität mit wesentlichen Auswirkungen auf die Kosten im Gesundheitswesen.

  • Die Veränderungen der Lebensbedingungen in Form eines reichhaltig zur Verfügung stehenden und auch finanziell erschwinglichen Nahrungsangebotes zusammen mit einer zunehmenden Reduktion des Energieverbrauchs im Arbeitsalltag führen zu der erforderlichen positiven Energiebilanz, welche die Grundvoraussetzung der Gewichtszunahme ist.

  • Die Regulation von Hunger und Sättigung begrenzt nicht die Energieaufnahme, da sie evolutionsbiologisch nie dafür vorgesehen war. Kognitive, sensorische und psychosoziale Aspekte spielen beim Essen eine große Rolle und überrollen die neuroendokrine Regulation zwischen Magen und Hypothalamus.

Therapie

  • Ein langfristiges Therapiekonzept der Adipositas muss individuelle Ernährungsgewohnheiten berücksichtigen, die Energiezufuhr begrenzen und Sättigung ermöglichen, wobei als Basis für die Energieaufnahme die Energiedichte der Lebensmittel ein einfach zu handhabender Parameter ist. Dies erleichtert die individuelle Zusammenstellung der Lebensmittel. Je mehr der neue Essenstrott dem alten ähnelt, desto besser ist er langfristig durchzuhalten.

  • Die ambulanten Therapieergebnisse zeigen, dass mit diesem Konzept auch nach Beendigung der aktiv unterstützten Therapiephase die Patienten in der Lage sind, selbstständig weiter Gewicht zu reduzieren.

  • Das Ziel muss sein, dass zu jedem Zeitpunkt in der Zukunft das Körpergewicht niedriger sein muss als zu Beginn der Ernährungsumstellung. Nur das langfristige Aufrechterhalten eines einmal reduzierten Gewichts, selbst wenn es nicht im Normalbereich ist, führt zu den erhofften gesundheitlichen Vorteilen.

  • Um den medizinischen und ökonomischen Herausforderungen der Adipositas zu begegnen, müssen Infrastrukturen etabliert werden, die effizient und kostengünstig die Versorgung der Patienten gewährleisten.

Literatur

Prof. Dr. V. Schusdziarra

Klinik für Ernährungsmedizin
Klinikum rechts der Isar, TU München

Ismaninger Straße 22
81675 München

eMail: volker.schusdziarra@lrz.tum.de