Zusammenfassung
Immer mehr Medikamente sind potenziell lungenschädigend. Die klinische Symptomatik
ist dabei oft unspezifisch, sodass der Bildgebung eine entscheidende Rolle in der
Diagnostik zukommt. Dabei kann man verschiedene HRCT-Muster unterscheiden, die sich
– wenn auch mit Überlappungen – durchaus bestimmten Medikamentengruppen zuordnen lassen
und mit der zugrunde liegenden Histopathologie korrelieren. Gleichzeitig sollten alternative
Diagnosen – wie Infektion, Ödem oder zugrunde liegende Erkrankung – klinisch-radiologisch
ausgeschlossen werden. Das geht nicht ohne genaue Kenntnis möglicher Zusammenhänge
zwischen Medikamenten und Bildbefunden. Eine entsprechende Vorgeschichte einer Medikamenteneinnahme,
die dazu passenden radiologischen Befunde und ein Ansprechen auf die Therapie (Kortikosteroide
und Einnahmestopp des Medikaments) sind meist die Basis der Diagnostik.
Abstract
There is an ever increasing number of drugs that can cause lung disease. Imaging plays
an important role in the diagnosis, since the clinical symptoms are mostly nonspecific.
Various HRCT patterns can be correlated – though with overlaps – to lung changes caused
by certain groups of drugs. Alternative diagnosis such as infection, edema or underlying
lung disease has to be excluded by clinical-radiological means. Herefore is profound
knowledge of the correlations of drug effects and imaging findings essential. History
of drug exposure, suitable radiological findings and response to treatment (corticosteroids
and stop of medication) mostly provide the base for the diagnosis.
Keywords
Drug induced lung disease - investitial lung disease - iatrogenic lung injury
Kernaussagen
Die Anzahl von Medikamenten mit potenziell lungenschädigender Wirkung hat in den letzten
Jahren deutlich zugenommen.
Klinische Symptome und Bildgebung sind oft unspezifisch. Die Diagnose wird bei entsprechendem
Medikamentengebrauch, passender Klinik, nach Ausschluss einer Infektion und bei passenden
HRCT-Befunden gestellt. Die HRCT und ihre Interpretation ist dabei diagnostisch wesentlich.
Dazu müssen die verschiedenen HRCT-Muster im Zusammenhang mit bestimmten Medikamentengruppen
bekannt sein.
Besonders bei Patienten unter Chemotherapie oder andersartiger Immunsuppression kann
die Differenzialdiagnose medikamenteninduzierter Veränderungen von (opportunistischen)
Infektionen, akuter Lungenembolie oder Progression der Lungenveränderungen im Rahmen
der Grunderkrankung schwierig sein.
Man unterscheidet im Wesentlichen 5 Mechanismen medikamenteninduzierter Lungenschädigung,
denen charakteristische HRCT-Muster zugeordnet werden können:
-
eine direkt toxische Wirkung der Medikamente oder ihrer metabolischen Abbauprodukte
(z. B. freie Radikale): resultierende Bildbefunde sind ein diffuser Alveolarschaden
(DAD), eine organisierende Pneumonie (OP) oder eine interstitielle Pneumonitis
-
eine Hypersensitivitätsreaktion gegenüber dem Medikament oder seinen Abbauprodukten:
resultierende Bildbefunde bzw. klinische Befunde sind eine eosinophile Pneumonie oder
Asthma
-
eine neuronal oder humoral getriggerte Veränderung der Kapillarpermeabilität: resultierende
Reaktionen sind ein Lungenödem oder Asthma
-
die Induktion einer Autoimmunreaktion wie z. B. einer Vaskulitis oder eines systemischen
Lupus
-
eine induzierte granulomatöse Reaktion, z. B. Sarkoidose, eine granulomatöse Vaskulitis
oder eine exogene lipoide Pneumonie.
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Prof. Dr. Cornelia Schaefer-Prokop
Medizinisches Zentrum Meander (MMC) Amersfoort
Abteilung für Radiologie
Utrechtseweg 160
3818 ES Amersfoort
Niederlande
Email: cornelia.schaeferprokop@gmail.com