Pneumologie 2012; 66(1): 12-13
DOI: 10.1055/s-0030-1256651
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Broncho-ösophageale Fistel nach Notfallbestrahlung eines Patienten mit Vena-cava-superior-Syndrom

Broncho-Esophageal Fistula after Urgent Radiation of a Patient with Superior Vena Cava SyndromeF.  C.  Ringshausen1 , 2 , M.  Thiene3 , C.  M.  Heyer4 , G.  Rohde5
  • 1Institut für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen, Competenzzentrum Epidemiologie und Versorgungsforschung bei Pflegeberufen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
  • 2Klinik für Pneumologie, Medizinische Hochschule Hannover
  • 3Medizinische Klinik, Spital Bülach, Bülach, Schweiz
  • 4Institut für Diagnostische Radiologie, Interventionelle Radiologie und Nuklearmedizin, Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH, Klinikum der Ruhr-Universität Bochum
  • 5Department of Respiratory Medicine, Maastricht University Medical Centre, Maastricht, Niederlande
Further Information

Dr. med. Felix C. Ringshausen

Klinik für Pneumologie
Medizinische Hochschule Hannover

Carl-Neuberg-Str. 1
30625 Hannover

Email: Ringshausen.Felix@mh-hannover.de

Publication History

eingereicht 17. 6. 2011

akzeptiert nach Revision 21. 6. 2011

Publication Date:
25 July 2011 (online)

Table of Contents

Ein 50-jähriger Patient mit einer Raucheranamnese von mehr als 50 Packungsjahren stellte sich aufgrund seit einem Monat progredienter Ruhedyspnoe vor. In der körperlichen Untersuchung zeigte sich eine eindrückliche obere Einflussstauung, die durch eine Computertomografie (CT) des Thorax auf eine ausgedehnte mediastinale Tumormasse mit Infiltration der benachbarten mediastinalen Strukturen und Kompression der oberen Hohlvene im Sinne eines Vena-cava-superior-Syndroms zurückgeführt werden konnte. Da eine zeitnahe perkutane intravasale Stentimplantation nicht verfügbar war, wurden notfallmäßig drei Sitzungen einer hypofraktionierten Radiotherapie des Mediastinums an drei aufeinanderfolgenden Tagen (Gesamtdosis 15 Gy) durchgeführt, woraufhin sich die klinische Symptomatik rasch zurückbildete. Zwei Wochen nach der initialen Vorstellung konnte schließlich die histologische Diagnose eines kleinzelligen Bronchialkarzinoms im Rahmen einer Mediastinoskopie etabiliert werden, nachdem zuvor weder eine Bronchoskopie noch eine ösophageale Endosonografie suffizientes diagnostisches Material zur histologischen bzw. zytologischen Aufarbeitung erbracht hatte. Eine umgehend begonnene Chemotherapie musste aufgrund einer neu aufgetretenen Dysphagie und eines persistierenden Hustens mit reichlich Expektoration, der durch Trinken und Schlucken fester Nahrung deutlich zunahm, bereits nach der ersten Gabe des ersten Zyklus abgebrochen werden. In der Ösophago-Gastro-Duodenoskopie ergab sich eine schwere nekrotisierende Panösophagitis. Eine erneute CT des Thorax zeigte nun zwar eine partielle Remission der mediastinalen Tumormassen, aber auch eine vom linken Hauptbronchus ausgehende broncho-ösophageale Fistel mit konsekutiver Aspiration in die linke Lunge ([Abb. 1]), die eine interventionelle Therapie mit Einlage eines ösophagealen Stents zur Symptomkontrolle erforderte.

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Abb. 1 Die axiale Rekonstruktion der konstrastmittelverstärkten CT des Thorax zeigt (a) die vom linken Hauptbronchus ausgehende Fistel in den Ösophagus, eine ausgedehnte hiläre und subkarinale mediastinale Lymphadenopathie und (b) multiple feinfleckige Infiltrate des linken Unterlappens durch wiederholte Aspiration durch die broncho-ösophageale Fistel.

Tracheo- oder broncho-ösophageale Fisteln treten unter der Therapie eines Bronchialkarzinoms vergleichsweise selten auf, insofern keine prädisponierenden Erkrankungen vorliegen [1] oder der Angiogenese-hemmende, monoklonale Antikörper Bevacizumab im Rahmen intensiver, multimodaler Therapieschemata eingesetzt wird [2]. Dieser Fall verdeutlicht, dass broncho-ösophageale Fisteln als Komplikation der Therapie schnell proliferierender und mediastinal infiltrierender Malignome wie des kleinzelligen Bronchialkarzinoms schon nach geringen kumulativen Strahlendosen auftreten können.

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Interessenkonflikt

Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.

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Literatur

  • 1 Meyer J, Wahidi M, Shofer S et al. Formation of a bronchoesophageal fistula following concurrent radiation and chemotherapy for lung cancer in the setting of Behcet's disease.  J Thorac Oncol. 2008;  3 1361-1362
  • 2 Spigel D R, Hainsworth J D, Yardley D A et al. Tracheoesophageal fistula formation in patients with lung cancer treated with chemoradiation and bevacizumab.  J Clin Oncol. 2010;  28 43-48

Dr. med. Felix C. Ringshausen

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Literatur

  • 1 Meyer J, Wahidi M, Shofer S et al. Formation of a bronchoesophageal fistula following concurrent radiation and chemotherapy for lung cancer in the setting of Behcet's disease.  J Thorac Oncol. 2008;  3 1361-1362
  • 2 Spigel D R, Hainsworth J D, Yardley D A et al. Tracheoesophageal fistula formation in patients with lung cancer treated with chemoradiation and bevacizumab.  J Clin Oncol. 2010;  28 43-48

Dr. med. Felix C. Ringshausen

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Abb. 1 Die axiale Rekonstruktion der konstrastmittelverstärkten CT des Thorax zeigt (a) die vom linken Hauptbronchus ausgehende Fistel in den Ösophagus, eine ausgedehnte hiläre und subkarinale mediastinale Lymphadenopathie und (b) multiple feinfleckige Infiltrate des linken Unterlappens durch wiederholte Aspiration durch die broncho-ösophageale Fistel.