Zeitschrift für Klassische Homöopathie 2011; 55(1): 28-32
DOI: 10.1055/s-0030-1257596
Praxis
© Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Homoöpathische Therapie beim apoplektischen Insult: Arnica, Nux vomica, Lachesis, Crotalus horridus, Naja

Michael Hadulla, Jürgen Langsdorf
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Publication Date:
31 March 2011 (online)

Zusammenfassung

Der apoplektische Insult (Apoplex) erfordert ein sehr rasches – hochakutes – Vorgehen: Neben dem sofortigen Einsatz von Alteplase – d. h. einem rekombinanten Gewebsplasmin-Aktivator – in den ersten Stunden [6] kann eine homöopathische Begleittherapie durchaus lebensrettend sein [9].

Neben Arnica als „großem Verletzungsmittel” und Nux vomica als „großem Entspannungsmittel” kommen die homöopathischen Schlangenmittel wie Lachesis, Naja, Crotalus horridus und Bothrops lanceolatus zur Anwendung. Drei Kasuistiken sollen das Vorgehen verdeutlichen.

Summery

The acute stroke needed – at once – a staging and proceeding. In addition to the medicamental management (Alteplase) in the first hour of the stroke incident [6] the homoeopathic treatment in addition can show very successful results [9]. Beside the so-called „antispastic remedy” nux vomica the homeoepathic snake remedies like lachesis, crotalus horridus, naja and bothrops lanceolatus are recommended.

Literatur

  • 01 Appell R. Editorial.  AHZ. 2008;  253 (3) 109
  • 02 Charette G. Homöopathische Arzneimittellehre für die Praxis. Stuttgart: Hippokrates; 1958
  • 03 Clarke J H. Dictionary of Practical Materia Medica. Mayapuri, New Delhi: Aggarwal Book Center; 2005
  • 04 Faust J. Die Leber wächst nicht mit ihren Aufgaben – Ein Kampf um das Leben eines Patienten: Crotalus horridus und Carduus marianus.  Gudjons Aktuell. Gudjons Apotheke (Hrsg.); 12 Vol. ( 1) 2010; 
  • 05 Gawlik W. Homöopathie und konventionelle Therapie. Stuttgart: Hippokrates; 1992
  • 06 Hacke W et al. for the ICASS investigators:. Thrombolysis with alteplase 3 to 4.5 h after acute ischemic stroke.  New England Journal of Medicine. 2008;  359 1303-1309
  • 07 Hadulla M, Richter O. Die chronischen Krankheiten, Miasmen und Nosoden. Uelzen: Medizinisch Literarische Verlagsgesellschaft mbH; 2005
  • 08 Hadulla M, Wachsmuth J, Evangeliou A. Der interessante Fall – Akute Intoxikation durch Trachinus vipera (Drakéna) und erfolgreiche Behandlung mittels Lachesis.  AHZ. 1995;  240 (4) 157-159
  • 09 Hadulla M, Richter O, Fattahi N. 101 Krankengeschichten aus der Praxis für die Praxis. Uelzen: ML; 2006
  • 10 Holzapfel K. Bothrops lanceolatus bei intrazerebralem Gefäßverschluß.  Gudjons Aktuell. Gudjons Apotheke (Hrsg.) 12 Vol. (1) 2010; 

Anmerkungen

01 Wenn man – cum grano salis – für die Linksseitigkeit eines apoplektischen Insults Lachesis und Naja einsetzt, so steht Crotalus eher für eine rechtsseitige Problematik. Eine wirklich beachtenswerte Arbeit zu Bothrops lanceolatus hat der bekannte Homöopath Klaus Holzapfel vorgelegt [10]. Hier – also bei dieser wenig bekannten, auf Martinique lebenden Schlange – steht das Leitsymptom „Unfähigkeit zu sprechen ohne irgendeine Störung der Zunge” und die „Lähmung nur eines Armes oder Beines” im Vordergrund.

02 Nach Willibald Gawlik findet das Schlangenmittel Crotalus horridus in erster Linie bei Hämorrhagien Anwendung – vor allem bei nicht zu beherrschenden Blutungen und insbesondere dann, wenn der Patient unter Antikoagulantien-Therapie wie Heparin und Aspirin oder einer Kombination von beiden oder anderen blutgerinnungshemmenden Pharmaka steht, die dann eine Blutgerinnung unmöglich machen, sodass nichts mehr in der Lage ist, die Blutungen zu stillen [5]. Gilbert Charette [2] schreibt dazu: „Crotalus horridus oder C. cascavella. Gift der Klapperschlange. Diese Giftschlange gehört ebenso wie Lachesis zur Familie der Solenoglyphen, Schlangen mit röhrenförmigem Kanal im Giftzahn; sie findet sich in Südamerika und in den heißen Gebieten der Vereinigten Staaten. Die für Crotalus spezifische und charakteristische Wirkung scheint in der Zersetzung des Blutes zu beruhen.”

03 Neben der Anwendung von Crotalus horridus in der oben genannten Situation erhebt sich natürlich die Fragestellung nach der Grundkrankheit des oben beschriebenen Patienten, eben sein Morbus hypertonicus, die in der Zukunft auf konstitutioneller Ebene angegangen werden müsste. Aber nicht nur das, auch ein sogenanntes kleines Mittel aus der Rubrik „Nach Verletzung des Kopfes” würde hier mit einem Bezug zur Causa (Gewebeverletzung durch Blutung/Operation) zum Einsatz kommen: Hypericum und oder Helleborus, mit denen sich vielleicht auch das zerebrale Anfallsleiden homöopathisch in den Griff bekommen ließe, eventuell sogar noch in Verbindung mit einer passenden Nosode [7], wie von uns an anderer Stelle beschrieben.

04 Der Patient gelangt gar nicht in meine Praxis, da sie im ersten Stock liegt und es keinen Aufzug gibt. Die Vorstellung erfolgt in einem kleinen Café zur ebenen Erde ein paar Häuser weiter.

05 Von all den geschilderten Ereignissen (OP, Intensivstation, Verlegung auf die Privatstation) weiß die Patientin bis heute nichts – eine totale retrograde Amnesie als eine Art „Gnade der Natur”.

Dr. med. Michael M. Hadulla

Arzt für Kinderheilkunde,
Homöopathie und Psychotherapie

Heiliggeiststraße 9

69117 Heidelberg

Email: dr.hadulla@med-homoeopathie.de

URL: http://www.med-homoeopathie.de

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