ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2010; 119(5): 209
DOI: 10.1055/s-0030-1261271
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Die periimplantäre Erkrankung

Cornelia Gins
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Publication Date:
02 June 2010 (online)

Implantate gehören mittlerweile zu einer etablierten Therapie für den Ersatz fehlender Zähne. Die Operationstechniken sind weitgehend ausgereift, die Osseointegration fast immer erfolgreich und doch sind spätere Probleme auch mit Verlustraten nicht ausgeschlossen. Die Perimukositis und Periimplantitis gelten als Hauptursache für den Verlust von Implantaten. Grund ist die Bakterienbesiedlung des Sulkus und der Implantatoberfläche. Eine schlechte Mundhygiene kann zwar mitbeteiligt sein, ist aber nicht ausschließlich als Ursache zu betrachten. Die Mikroorganismen sind mit denen einer schweren Parodontitis vergleichbar, oft entsprechen sie der Spezies der Restbezahnung. Inzwischen haben Untersuchungen gezeigt, dass die genannten Faktoren nicht immer und ausschließlich für die Ausbildung einer Periimplantitis verantwortlich gemacht werden können. Diskutiert werden die Oberflächen der Implantate sowie die Hohl- und Spalträume. Die erste Keimbesiedelung dieser Räume geschieht während der Implantatinsertion, beim Austausch der Aufbaukomponenten und über Undichtigkeiten zwischen Abutment und Implantat. Die Lösung dieser Probleme steht daher ganz oben auf der ToDo-Liste für die Forschung und die Industrie.

Aus diesem Grund widmet sich die vorliegende Schwerpunkt-Ausgabe Implantologie dem Biofilm auf Implantatoberflächen sowie der bakteriellen Besiedlung der Implantatinnenräume.

Der mikrobielle Biofilm auf den Oberflächen kann zu periimplantären Entzündungen und unter Umständen zum Implantatverlust führen. Die Übersichtsarbeit gibt einen Überblick über die Entstehung und diskutiert aktuelle Strategien zur Reduzierung der Biofilmbildung. Der 2. Beitrag beschreibt das Risiko der bakteriellen Besiedlung des Implantatinnenraums. Es ist abhängig vom Implantatdesign und auch von der bestehenden Mundflora. Es wird dargestellt, wie verschiedene mechanische und chemische Ansätze die bakterielle Kontamination des Implantatinnenraums reduzieren können.

Auch in dieser Ausgabe werden Sie wieder einen Artikel aus der UmweltZahnmedizin finden. Er gibt den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Literatur zum Thema „Immunologie des Titans“ wieder. Daraus ergibt sich nämlich noch ein weiterer Aspekt für die Periimplantitis.

Last but not least stellt der CME-Beitrag verschiedene 3-dimensionale Planungsmodelle vor und zeigt, welcher Aufwand für welche Indikation sinnvoll ist.

Es ist davon auszugehen, dass Komplikationen bei der Implantation zunehmen werden, da immer mehr implantiert wird, leider inzwischen auch oft mit fragwürdiger Indikation. So hoffe ich, dass die geballte Information zu den möglichen Ursachen für diese Komplikationen, besonders im Hinblick auf die Periimplantitis, dazu beiträgt, eine erfolgreiche Implantation zu sichern.

Cornelia Gins

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