ergopraxis 2008; 01(6): 11
DOI: 10.1055/s-0030-1261691
wissenschaft

Modell der intentionalen Beziehungen – Verbindungen verstehen

Further Information

Publication History

Publication Date:
07 July 2010 (online)

 
Table of Contents

Das Modell der intentionalen Beziehungen hilft, die Verbindung zwischen Ergotherapeuten und Klienten besser zu verstehen und zu nutzen. Renée Taylor vom Department of Occupational Therapy in Chicago, USA, entwickelte es in einem Zeitraum von 3 Jahren. Innerhalb eines Literaturreviews hatte sie einen Wandel im „Use of self”, also dem Nutzen der therapeutischen Beziehung zwischen Therapeutin und Klient, in den letzten drei Jahrhunderten festgestellt. Aus diesem ging der klientenzentrierte Ansatz der Neuzeit hervor, bei dem die Betätigung im Zentrum der Intervention steht. Die Forscherin will mit ihrem Modell Fragen zu Definition, Einsatz und Relevanz der therapeutischen Beziehung beantworten. Zu diesem Zweck befragte sie landesweit 1.000 Ergotherapeuten zu ihrem Wissen, ihren Einstellungen und Verhaltensweisen bezüglich des „Use of self”. Außerdem interviewte sie weltweit 12 Kollegen, die sich durch besondere Fähigkeiten beim erfolgreichen Aufbau therapeutischer Beziehungen mit verschiedensten Menschen ausgezeichnet hatten. Das daraus abgeleitete Modell der intentionalen Beziehungen gliedert die therapeutische Verbindung in 4 Elemente: Klient, interpersonelle Therapieereignisse, Therapeutin und Betätigung. Taylor stellt unter anderem fest, dass es keine einheitliche therapeutische Haltung gibt, sondern dass eine gute Therapeutin sich dadurch auszeichnet, flexibel mit unterschiedlichen Klienten und Situationen umzugehen. Sie geht davon aus, dass ihr Modell zu neuen Konzepten und Fertigkeiten führen wird, die zur Pflege und Verbesserung von Beziehungen in der Ergotherapie erforderlich sind.

dawo

#

Kommentar

Zum Glück sind die Freud’schen Zeiten vorbei, in denen Therapeuten als „weiße Wand” auftraten oder als Spiegel, der möglichst nichts von sich selbst preisgibt! Neben den Medien, die wir als Ergotherapeuten nutzen – sei es Handwerk, Spiel oder ADL-Training – ist die Beziehung, welche wir zu unseren Klienten aufbauen, das wichtigste Therapiemittel, das wir haben. Durch unsere Haltung können wir unter anderem zur Betätigung ermutigen. Es freut mich, dass Renée Taylor sich diesem spannenden Thema gewidmet hat. Denn sie erläutert auch, dass es keine pauschale therapeutische Haltung gibt. Vielmehr betont sie, wie wichtig es ist, flexibel zwischen verschiedenen therapeutischen Modi, von beratend bis problemlösend, wechseln und individuell auf den Einzelnen eingehen zu können. Hier wird für mich deutlich, wie wichtig es ist, die soziale Kompetenz der Ergotherapieschüler bereits in der Ausbildung zu schulen, statt bloßes Fachwissen zu vermitteln.

Daniela Wolter, Ergotherapeutin BSc

ergoscience 2008; 1: 22–31