ZWR - Das Deutsche Zahnärzteblatt 2010; 119(6): 324
DOI: 10.1055/s-0030-1262279
Colloquium

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart ˙ New York

Endodontologie – Knochenringtechnik ermöglicht einzeitige vertikale Augmentation

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Publication Date:
23 June 2010 (online)

 
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    Mit der Knochenringtechnik können vertikale Knochendefekte 1-zeitig augmentiert werden - statt in 2 Phasen wie bei der klassischen Knochenblockaugmentation mit anschließender implantologischer Versorgung. Die Behandlungszeit verkürzt sich dadurch um 4-5 Monate.

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    Dr. B. Giesenhagen bei der Demonstration der Technik.

    Dr. B. Giesenhagen, Melsungen, der mit der Ringtechnik bereits vor mehr als 6 Jahren begonnen hat, setzt das Verfahren inzwischen bei fast allen größeren 2- und 3-dimensionalen Knochendefekten ein: bei Einzelzahn- und Schaltlücken, beim Sinuslift und bei stark atrophiertem Unterkiefer, sofern der Kieferkamm nicht ganz dünn und schmal ist. Der große Vorteil: Die bei der Blockaugmentation übliche 2. Operation für die Implantation fällt komplett aus. Ein halbes Jahr nach dem 1-maligen Eingriff, bei dem Augmentation und Implantation gleichzeitig erfolgen, kann die Prothetik eingesetzt werden.

    Das 1-zeitige Verfahren dauert nur ca. eine halbe bis dreiviertel Stunde, berichtete Giesenhagen auf einer Pressekonferenz[1]. Die Knochenentnahme erfolgt je nach Indikation am Kinn, am Gaumen oder retromolar, etwa an der Stelle der ehemaligen unteren Weisheitszähne. Zunächst wird in den markierten Knochen eine Ringöffnung für das Implantat gebohrt. Dann wird mit speziell für den Eingriff entwickelten Trepanfräsen mit fixiertem Durchmesser der Knochenblock, variable Tiefe bis max. 7-8 mm, herausgeschnitten. Der Knochenring mit Kortikalis und Spongiosa für die optimale Revaskularisierung des Transplantats wird anschließend direkt in den zuvor passgenau präparierten Defekt eingebracht. Das Implantat wird anschließend durch die Ringöffnung subkrestal inseriert und gemeinsam mit dem Transplantat mit einer Schraube im Kiefer fixiert. Zum Resorptionsschutz wird das Defektvolumen mit einer dünnen Schicht von Knochenspänen und Knochenersatzmaterial aufgefüllt. Abschließend wird die Stelle mit einer Kollagenmembran abgedeckt und das Weichgewebe möglichst spannungsfrei verschlossen.

    Nicht jedes konisch verlaufende Implantatsystem ist für die Ringtechnik geeignet, berichtete Dr. O. Yüksel, niedergelassener Implantologe in Frankfurt/Main. Verwendet wird das System Ankylos®, das alle Anforderungen der Ringtechnik erfülle: Es hat kein Gewinde im Bereich des Implantathalses und ein progressives Gewinde im apikalen Bereich, bei dem 2-3 Winden für eine stabile Fixierung ausreichen. Das sog. TissueCare Concept ermöglicht eine mikrobewegungsfreie Fixierung mit hoher Gewebestabilität, sagte Yüksel.

    Der Eingriff ist sehr erfolgreich, wie die Erfahrungen an der Zahnklinik in Melsungen belegen. Zwischen 2003 und 2009 wurden hier 534 Patienten insgesamt 842 Knochenringe implantiert. Alle Operationen erfolgten 1-zeitig mit sofortiger Implantation der Knochenringe, nur 16 Knochenringe gingen bisher verloren. Als größtes Problem erwiesen sich Naht-Dehiszenzen mit teilweisen Knochenringresorptionen, die sich 28-mal ereigneten. Zwei Patienten hatten nach der Entnahme des Knochenrings für etwa 6 Monate ein Taubheitsgefühl am Kinn.

    Roland Fath, Frankfurt/Main

    01 Pressekonferenz "Die Knochenringtechnik: Einzeitige vertikale Augmentation mit autologen Knochenringen" im Mai 2010 in Frankfurt/Main, Veranstalter: Dentsply Friadent GmbH, Mannheim

    01 Pressekonferenz "Die Knochenringtechnik: Einzeitige vertikale Augmentation mit autologen Knochenringen" im Mai 2010 in Frankfurt/Main, Veranstalter: Dentsply Friadent GmbH, Mannheim

     
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    Dr. B. Giesenhagen bei der Demonstration der Technik.