Der Klinikarzt 2010; 39(6): 307
DOI: 10.1055/s-0030-1262347
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Primär- und Sekundärprävention – Zwei herausragende Studien ausgezeichnet

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Publication Date:
28 June 2010 (online)

 
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Bestimmte Varianten des sogenannten MRAS-Gens erhöhen für ihre Träger das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. Dies zeigt eine aktuelle Untersuchung, für die Prof. Dr. rer. nat. Jeanette Erdmann, Lübeck, jetzt mit dem Präventionspreis der Deutschen Stiftung für Innere Medizin (DSIM) ausgezeichnet wurde. Die Biologin teilt den Preis mit Dr. med. Sebastian Schmid, Lübeck, der in einer Studie einen Zusammenhang zwischen Schlafmangel und Typ-2-Diabetes belegt. Die DSIM verlieh den mit jeweils 5 000 Euro dotierten Preis im April im Rahmen des 116. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) in Wiesbaden.

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Wege für eine gezielte Präventionstaktik

Im Rahmen des europaweiten Projektes ,Cardiogenics' identifizierte Prof. Erdmann, Leiterin des Molekulargenetischen Labors der Medizinischen Klinik II am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, gemeinsam mit Kollegen insgesamt 13 Gene, die bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen eine Rolle spielen bzw. deren Varianten bei ihren Trägern einen Herzinfarkt begünstigen. Dafür verglichen die Forscher 870 000 genetische Marker von 1 200 Infarkt-Patienten mit jenen von Gesunden. Weiterführende Untersuchungen an 25 000 Patienten bestätigten den Verdacht: Das sogenannte MRAS-Gen und das HNF-1A-Gen treten bei Herzinfarktopfern in besonderen Varianten auf. Letzteres spielt eine Rolle im Cholesterin-Stoffwechsel.

Die Jury der DGIM würdigt diese noch unveröffentlichte Arbeit insbesondere, weil sie auf grundlagenwissenschaftlicher Basis Wege für eine gezielte Präventionstaktik eröffnet. Zudem sprechen die Ergebnisse für das Vorgehen, die Volkskrankheit Koronare Herzerkrankung aggressiv zu therapieren, um dem Infarkt vorzubeugen, so die Juroren.

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Risikofaktoren gezielt vorbeugen

In der zweiten ausgezeichneten Arbeit zeigt Dr. Schmid, dass wenig Schlaf die körperliche Aktivität vermindert und den Zuckerstoffwechsel verändert. Dafür wertete der Internist von der Medizinischen Klinik I am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Nahrungsaufnahme und Stoffwechsel 15 normalgewichtiger Männer aus, die 2 Nächte jeweils 8 oder nur 4 Stunden geschlafen hatten. Es zeigte sich, dass die müden Probanden sich deutlich weniger bewegten. Gleichzeitig sank bei ihnen die Konzentration des Hormons Glukagon, das den Fettabbau fördert und den Blutzuckerspiegel erhöht. Die Studienteilnehmer aßen jedoch nicht weniger. Und auch die Werte der hungerregulierenden Hormone Grehlin und Leptin veränderten sich bei ihnen nicht. Die Studie identifiziert auf diese Weise verkürzten Schlaf als potenziellen Risikofaktor für die Entstehung von Diabetes mellitus und Übergewicht, urteilen die Gutachter der DGIM. Angemessene "Schlafhygiene" sei insofern eine wichtige präventive Lebensstilintervention.

Die DGIM verleiht den Präventionspreis der Deutschen Stiftung für Innere Medizin jährlich für herausragende Publikationen aus dem deutschsprachigen Raum über Themen der Primär- und Sekundär-Prävention innerer Erkrankungen. Sowohl experimentelle Ergebnisse als auch epidemiologisch inte ressante Fragestellungen kommen für die Preisverleihung in Betracht.